Reinbek. Beim Ärztehaus am Rosenplatz gibt es nun einen barrierefreien Zugang. Wofür sich der Behindertenbeirat sonst noch einsetzt.

Seit eineinhalb Jahren ist der Behindertenbeirat im Amt. „Wir möchten die Stadt auch für Menschen mit Einschränkungen lebenswert machen“, sagt Rolf Loose (72), Vorsitzender des Beirats. Dafür setzt sich das Vorstandsteam mit großer Energie ein. Ein Behindertenkompass ist nun in Arbeit.

Gerade wurde der barrierefreie Zugang zum Ärztehaus, Am Rosenplatz 3, fertiggestellt. Der Orthopäde Dr. Martin Kürff hatte dafür maßgeblich die Initiative ergriffen. „Wir sind 40 Eigentümer im Haus. Da braucht es schon einige Zeit, um alle von der Notwendigkeit zu überzeugen, den Zugang barrierefrei zu gestalten“, sagt er. Mit Unterstützung des Behindertenbeirats hat es nun geklappt. Rund 70.000 Euro hat die Hausgemeinschaft, zu der auch Wohnungseigentümer zählen, dafür in die Hand genommen.

Neue Liste mit barrierefreien Zugängen in Reinbek geplant

Im Ärztehaus ist der Zugang im vorderen Bereich neu über eine Rampe möglich, im hinteren Gebäudeteil im Hof gibt es einen Außenlift. Bislang war der Zugang nur mit Begleitpersonen oder durch Hilfe der Ärzte und Mitarbeiter möglich. Für Menschen mit Behinderung keine angenehme Situation; Eigenständigkeit ist eines der größten Bedürfnisse aller Menschen. „Im schlechtesten Fall musste sogar ein Krankentransport geordert werden“, sagt Martin Kürff. „Perfekt wäre noch eine selbstöffnende Tür“, stellt der Orthopäde fest. Doch das hätte das Budget gesprengt.

Den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen, Geschäften, Ärzten oder auch Restaurants Menschen mit mobilen Einschränkungen zu ermöglichen – das ist das Ziel des Beirats. „Wir arbeiten gerade an einem Behindertenkompass“, berichtet Rolf Loose, der einst ein Sanitätshaus in Hamburg betrieb. Durch das Nachschlagewerk werde ersichtlich, an welchen Orten ein barrierefreier Zugang möglich ist. Eine behindertengerechte Haltestelle mit abgesenkten Bordsteinen oder Rampen ist ein weiteres Thema, dass das Beiratsteam verfolgt.

Eine Stimme für 2800 Reinbeker mit Handicap

„Wir sind froh, dass wir im Stadtparlament eine Stimme haben“, sagt Kurt Martens (75), stellvertretender Vorsitzender. 9,3 Prozent der deutschen Bevölkerung leben laut Statistik mit einer Behinderung. „In Reinbek gehen wir von 2800 Behinderten aus“, erklärt Loose. Aus Datenschutzgründen seien die Zahlen nicht transparent. „Das ist schade, denn so können wir die betroffenen Personen nicht direkt kon­taktieren“, sagt Martens. Mit zum Vorstandsteam gehören zudem Anna Hakobyan (38) und Rudolf Biberich (64). Wie barrierefrei Reinbek ist, prüfen die vier in regelmäßigen Abständen.

„Es gibt viele einfache Lösungen“, sagt Kurt Martens. So habe eine der Apotheken eine Klingel angebracht, damit die Mitarbeiter bei Bedarf vor die Tür kommen können. Oft kann eine Gummiverkleidung an der Tür helfen, um beispielsweise mit einem Rollator dagegen zu stoßen, ohne beim Öffnen die Tür zu beschädigen.

Noch unklar, wann der Behindertenkompass fertig ist

Im Neubaubereich sei in Reinbek das Bewusstsein für die Barrierefreiheit bereits hoch. So würden beim Wohnungsbau behindertengerechte Aspekte berücksichtigt und ebenso beim Neubau der Schule am Mühlenredder sei laut Behindertenbeirat vieles bedacht worden.

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Wann der Behindertenkompass fertig ist, steht noch nicht fest. „Schön wäre es, wenn wir bei Fragen ins Gespräch kommen. Bei einer Reihe von Themen haben wir oft einfache Praxistipps“, sagt Kurt Martens. Der Behindertenbeirat lädt zweimal im Monat zur Sprechstunde ins Jürgen-Rickertsen-Haus ein. Immer am zweiten Donnerstag im Monat um 10 Uhr und am vierten Dienstag um 18 Uhr. Erreichbar ist der Behindertenbeirat unter 040/78 7 76 71 oder per E-Mail unter bbr@jrh-reinbek.de.