Glinde. Gedenkstätte auf Schulgelände erinnert an NS-Zwangsarbeiter im Kurbelwellenwerk. Politiker sind entsetzt über Verunstaltung.

Auf dem Gelände der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld am Holstenkamp in Glinde steht seit vergangenem Jahr ein Mahnmal, das an NS-Zwangsarbeiter im Kurbelwellenwerk erinnert. Zu sehen ist eine Figur in Lebensgröße, die unter der Last einer Kurbelwelle zusammenbricht. Davor befindet sich eine Tafel mit Erklärungen. Diese haben Unbekannte jetzt mit blauer Farbe beschmiert.

Politiker reagieren geschockt: Kein harmloser Streich

„Das ist schockierend und ein Anschlag auf unsere Erinnerungskultur“, sagt Thomas Kopsch, Fraktionschef der FDP. Auch Stefan Nowatzki (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses, ist entsetzt: „Ich bin richtig sauer. Sowas hat mit einem harmlosen Streich nichts mehr zu tun.“ Er setzte Bauhofleiter Andreas Gostomczyk über den Vorfall in Kenntnis. Dieser hat laut dem Politiker in Kürze eine Säuberung versprochen.

Stadt hat 25.000 Euro in das Mahnmal investiert

Glinde hat 25.000 Euro in das Projekt investiert. Jungen und Mädchen der Gemeinschaftsschule mit Oberstufe entwarfen bei einem Wettbewerb Varianten für die Gedenkstätte. Die Politik suchte sich eine davon aus. An der Ecke Holstenkamp waren Tausende Zwangsarbeiter aus ganz Europa und Kriegsgefangene vor allem aus Osteuropa in einem Lager untergebracht. Sie arbeiteten im Kurbelwellenwerk: ein spezialisierter Metallbetrieb, der zum Krupp-Konzern gehörte und für die deutsche Luftwaffe fertigte. Er wurde 1936 gebaut und 1943 erweitert. 1945 räumten die Nationalsozialisten das Werk und vernichteten wichtige Dokumente. Die britischen Besatzer demontierten nach Kriegsende eiligst die Anlagen. Alles was brauchbar erschien, wurde außer Landes gebracht. Die letzten Baracken des Lagers wurden in den 60er-Jahren abgerissen.

Initiator des Mahnmals ist die Glinder Geschichtswerkstatt gewesen. Sie hatte auch Kontakt mit Familien ehemaliger Zwangsarbeiter aufgenommen.