Glinde. Polizisten stellen vermehrt mangelnde Motorik und Konzentration bei Kindern fest. Ein Fahrradtraining an Grundschulen soll helfen.

„Das größte Problem bei Kindern ist, dass es beim Radfahren an Motorik und an Konzentration mangelt“, erklärt Polizeirätin Anett Zimmer von der Polizeidirektion Ratzeburg. Alarmierend: Immer mehr Kinder verletzen sich im Süden Schleswig-Holsteins bei Radunfällen. Die Tendenz steigt auch, da der Radverkehr zunimmt.

2020 nahm die Polizeidirektion 567 Radunfälle auf, 69 mehr als 2019. Zu 60 Prozent seien im Kreis Stormarn Radfahrer die Verursacher, 20 Prozent davon sind Kinder. Sind Kinder beteiligt, werden diese in 90 Prozent der Fälle verletzt. Anlass für die Polizei für Radtrainings mit Fünftklässlern, aktuell etwa an der Grundschule Tannenweg in Glinde.

Die Pandemie hat sich auch auf das Radfahren negativ ausgewirkt

Wie die Polizeirätin beobachtete, hätten motorische Fähigkeiten bei Kindern pandemiebedingt weiter abgenommen. „Zwei Jahre lang waren die Kinder weniger draußen. In diesen Jahren entwickeln sie sich für gewöhnlich sehr.

Das ist bei manchen zu kurz gekommen. In Glinde fahren alle sehr gut Fahrrad. An anderen Schulen haperte es beispielsweise daran, die Hand vom Lenker zu nehmen, da diese so zitterte“, erklärt sie.

Es werden auch die Regeln für Radfahrer abgefragt

Station machte die Polizei an der Grundschule Tannenweg. Da sich der Pausenhof sich für einen Parcours anbietet, zeigten dort Fünftklässler verschiedener Schulen aus Glinde, Ahrensburg und Großhansdorf, wie sicher sie auf zwei Rädern unterwegs sind.

Schlangenlinien durch Hütchen fahren, Hindernisse überqueren, während der Fahrt abschlagen und einhändig fahren. Auch die Regeln im Straßenverkehr waren Thema.

In Glinde waren die Fahrräder überwiegend in einem guten Zustand

Melissa (11) besucht das Gymnasium Glinde. Sie weiß, wie wichtig vorausschauendes Fahren ist. Sie beobachtet auf dem Weg zur Schule regelmäßig Autofahrer, die schnell unterwegs sind. „Es halten nicht alle an. Wenn ich mich dem Kreisel nähere, legen manche sogar noch einen Zahn zu, um nicht wegen mir warten zu müssen“, erklärt sie.

Damit die Schülerinnen und Schüler sicher in die Sommerferien starten können, überprüften die Beamten zudem die Räder auf Verkehrssicherheit sowie auf die richtige Einstellung von Sattel und Lenker. In Glinde gab’s nicht viel zu Meckern. Hier und da fehlten Reflektoren an den Speichen. Besonders bei Kindern sei es wichtig, nicht darauf zu verzichten. „Reflektoren erhöhen die Sichtbarkeit im Verkehr sehr“, weiß Anett Zimmer.

Ein Zertifikat als Belohnung zum Abschluss des Fahrradtrainings

Nach vier Stunden Fahrradtraining gab es dann zum Abschluss ein Zertifikat. Auch in der kommenden Woche ist die Polizei präventiv an Schulen unterwegs. Die nächste große Aktion ist für den Herbst geplant. Dann heißt es zum Schulbeginn auch wieder „Apfel oder Zitrone“. Kinder übernehmen für eine Stunde die Rolle der Polizei, verteilen Zitronen an Raser und Äpfel an vorbildliche Autofahrer.