Reinbek. Reinbeker Fußballer setzen sich in der Relegation zur Oberliga gegen Eintracht Norderstedt II durch. Was den Ausschlag gab.
Endlich hatte das Zittern ein Ende. Nachdem Aaron Brüning in der 83. Minute den Treffer zum 3:1 für den FC Voran Ohe im Relegations-Rückspiel der beiden Landesligazweiten bei Eintracht Norderstedt II um einen möglichen Aufstieg in die Fußball-Oberliga erzielt hatte, machte sich Timo Bressel auf den Weg in die Kabine. Von dort holte der Offensivakteur des „Weißen Balletts“ eine schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogene Plastiktüte. Der Aufdruck „Tax free“ (steuerfrei) auf dem Beutel ließ schon einmal vermuten, dass sich in dem Sack Mitbringsel von der Mallorca-Ausfahrt der Reinbeker befanden, von der sie erst einen Tag vor dem Hinspiel gegen die Garstedter (2:0) am vergangenen Montag zurückgekehrt waren.
Und dem war dann auch so. Als der Schlusspfiff auf dem Kunstrasenplatz am Ochsenzoller Weg ertönt war, machte sich Bressel blitzschnell auf, T-Shirts aus dem Plastikbeutel an seine jubelnden Teamkameraden zu verteilen. Es waren Jerseys, die Vorans Kicker auf Mallorca in den Partylocations Bierkönig und Mega-Park gegen die Bestellung einiger Kaltgetränke erhalten hatten. Mit diesen maximal kostengünstig hergestellten modischen Wunderwerken feierten die Oher nun den „Vielleicht-Aufstieg“ in Hamburgs Beletage. Denn nur wenn Oberliga-Meister Altona 93 in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga mindestens Zweiter wird, rücken die Reinbeker in die Stadtliga auf.
FC Voran Ohe feiert „Vielleicht-Aufstieg“ mit Ramsch aus Mallorca
„Wenn wir aufsteigen, dann ist es der größte Erfolg für mich. Ich bin mit der A-Jugend Bezirksliga- und Landesligameister geworden. Dazu kommt der Landesligaaufstieg mit den Herren vor zehn Jahren. Aber die beiden Spiele mit dieser Mannschaft, sie waren mit Abstand das Größte, was wir mit dem Verein erreicht haben. Es bedeutet mir sehr, sehr viel“, sagte Kapitän und Abwehrchef Daniel Walek.
Der Innenverteidiger, der seit 14 Jahren das Voran-Trikot trägt, hatte sich unmittelbar nach dem Spielende ein Tanktop vom Mega-Park übergestreift. „Die Mallorca-Reise hat noch mal fünf Prozent gebracht. Man hat einfach total gemerkt, dass nach unserer Rückkehr zwar körperlich nicht alle ganz da waren, aber geistig wollte jeder für den anderen alles geben“, sagte der 30-Jährige. Er selbst habe am vorletzten Abend auf der Ferieninsel „die Jungen und Mittelalten“ um 23 Uhr „aus dem Mega-Park gekarrt“.
Traumstart: Marc Ohl gelingt nach drei Minuten der Oher Führungstreffer
Den „Geist vom Ballermann“ rettete das ohnehin ganz eng miteinander verbundene Reinbeker Team in die Relegationsspiele mit herüber. Im ersten Duell mit der U23 von Norderstedt war Voran trotz Party-Katers das deutlich erwachsenere und torgefährlichere Team gewesen. Auswärts gestaltete sich die Aufgabe trotz einer frühen 2:0-Führung durch Treffer von Marc Ohl (3.) und Muizz Saqib (24.) dann zwar wesentlich komplizierter. Doch nachdem die Garsteder durch Maurcie Lüllemann auf 1:2 verkürzen konnten (27.) und Oberwasser gewannen, zeigte sich, was Voran ausmacht: das Kollektiv.
„Wir wussten, dass es hier auf dem kleinen Platz noch mal schwer wird und sie Druck machen würden. Ich finde aber trotzdem, dass wir es gut heruntergespielt haben“, sagte Keeper Ubai El Kahil. Der 25-Jährige bewahrte seine Mannschaft mit glänzenden Paraden mehrfach vor weiteren Gegentreffern. Dass er und seine Teamkameraden so konzentriert und fokussiert gegen die Norderstedter Talente zu Werke gingen, gründete laut dem Torsteher übrigens auf der optimalen Vorbereitung auf Mallorca: „Da ist nicht viel passiert. Wir haben den ganzen Tag über Yoga am Pool gemacht und sind früh schlafen gegangen, um uns auf die Spiele vorzubereiten“, erklärte El Kahil. Er tat es – überraschenderweise – mit einem Augenzwinkern.
Ergebnis eines „brutalen Umbruchs“ und einer „krassen Verjüngung“
Der Schlussmann war 2021 an den Amselstieg gewechselt. Also zu dem Zeitpunkt, als Matthias Wulff das Traineramt bei Voran übernahm. 36 Monate später lagen sie sich nun glückselig in den Armen. „Das erste Jahr war ein brutaler Umbruch, das zweite eine krasse Verjüngung mit acht oder neun A-Jugendlichen, und diesem Jahr haben wir noch einen wirklich guten Entwicklungsschritt draufgepackt, mit guten Verstärkungen“, resümierte der Coach, der sich jetzt aus privaten Gründen zurückzieht. „Das war schon eine geile Zeit. Das ist einfach ein Mega-Team, es bringt unfassbar Spaß mit den Jungs“, sagte Wulff, der den Staffelstab an Andreas Ferentinos weitergibt.
Der Grieche wird – anders als Wulff vor drei Jahren – auf eine eingespielte Mannschaft zurückgreifen können. „Sie bleiben alle komplett zusammen, egal, ob wir jetzt aufsteigen oder nicht. Das finde ich auch richtig, dass man jetzt keine wilden Sachen hier macht“, erklärte Vorans scheidender Coach. Mit ihm verlässt auch Co-Trainer Sören Deutsch das „Weiße Ballett“. Auch für ihn war der „Vielleicht-Aufstieg“ der „krönende Abschluss einer überragenden Zeit.“
Der Erfolg in der Relegation wurde auf der Reeperbahn ausgiebig gefeiert
Gefeiert wurde der Triumph, der noch gar kein richtiger war, zunächst auf einem „Dorffest“ (Wulff) in Ohe. Anschließend ging es noch auf die Reeperbahn. „Ab 24 Uhr wird der Kiez abgerissen“, hatte Kapitän Walek schon nach dem Abpfiff angekündigt. Und damit nicht genug: Sollte spätestes am kommenden Sonntag, wenn die Aufstiegsrunde zur Regionalliga mit Altona endet, Gewissheit über den Aufstieg herrschen, wollen einige Ohe-Akteure erneut nach Mallorca düsen. Möglicherweise dann nicht nur zum Yoga....
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FC Voran Ohe: El Kahil - Feldpausch (69. Gläser), Walek, Ohl (69. Kröcher), Dieckmeyer - Wittmütz, Müller, Acar (89. Schweißing), Özalp (79. Gassmann), Saqib (89. Tautz) - Brüning.