Stormarn. Ärzte verschreiben wieder mehr Mittel gegen Läusebefall. Die Parasiten werden vor allem in Kitas und Schulen übertragen.

Gute Nachricht für Glatzenträger: Sie sind die einzige Bevölkerungsgruppe, die keine Läuse bekommt. Denn die flügellosen Parasiten wandern im Regelfall von Haarschopf zu Haarschopf. Besonders gut funktioniert das in Kitas und Schulen, wo viele Kinder nah beieinander sind. Wie die jüngsten Erhebungen der Krankenkasse AOK Nordwest zeigen, funktioniert das nicht nur gut, sondern immer öfter: Im Kreis Stormarn breiten sich Läuse zunehmend aus. Dieser Trend zeichnet sich auch in ganz Schleswig-Holstein ab.

Die AOK NordWest hat die Zahl der Verschreibungen von Mitteln gegen Läusebefall für ihre Versicherten ermittelt. Die Auswertung hat ergeben, dass diese 2023 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen ist. 83 Packungen verordneten niedergelassene Ärzte im Kreis Stormarn im Jahr 2023, 2022 waren es noch 73. Zu den Zahlen sagt AOK-Sprecherin Birte Jansen: „Sie sind sicher repräsentativ aufgrund unseres Marktanteils, stellen aber nicht die komplette Anzahl aller Verordnungen dar“, betont sie. „In Schleswig-Holstein wurden AOK-Versicherten in 2023 insgesamt 3702 Packungen Anti-Läusemittel verordnet, in 2022 waren es 3015.“ Zu berücksichtigen sei außerdem, „dass es auch eine nicht bekannte Dunkelziffer von Fällen gibt, da nicht jede und jeder Betroffene eine ärztliche Verordnung einholt für ein Anti-Läusemittel“.

Läuse-Alarm: Parasiten im Norden auf dem Vormarsch

Torsten Nowak, Sprecher der Krankenkasse Barmer für Schleswig-Holstein, bestätigt, dass sich bei den landesweiten Fallzahlen eine klare Tendenz nach oben ablesen lässt. 2021 hätten schleswig-holsteinischen Ärzte den Barmer-Kunden 340-mal Arzneimittelrezepte für Anti-Läusemittel ausgestellt, 2022 seien es bereits 424 gewesen und im ersten Halbjahr darauf 254. Für das Gesamtjahr 2023 liegen zwar noch keine genauen Zahlen vor, Nowak geht aber davon aus, dass sie in etwa doppelt so hoch wie im ersten Halbjahr sind. „Ganz grob über den Daumen gepeilt, verzeichnen wir jeweils einen jährlichen Zuwachs von etwa 80 Fällen.“

Die Corona-Pandemie war hingegen keine gute Zeit für Kopfläuse. Denn ohne den zwischenmenschlichen Kontakt können sie sich weder verbreiten noch vermehren. Vor der Pandemie habe es, so Jansen, wesentlich mehr Übertragungen von Kopfläusen gegeben. „In 2019 wurden in Stormarn 110 Packungen Läusemittel verordnet.“ Landesweit seien es 5534 Packungen gewesen. Reinhard Wunsch, Leiter der Serviceregion Süd der AOK NordWest, sagt: „In der Corona-Zeit kam es zu einem deutlichen Einbruch bei der Übertragung von Kopfläusen. Die Kinder im Kindergarten hatten wenig Kontakt, im Klassenzimmer saßen sie mit Abstand voneinander.“ Die Kopfläuse seien aber darauf angewiesen, dass die Kinder „die Köpfe zusammenstecken“. Weil das seit einiger Zeit wieder möglich sei, nehme auch die Zahl der Übertragungen von Kopfläusen wieder zu.

Eltern von Kindern mit Kopflausbefall müssen das an Kitas oder Schulen melden

„Läuse sollten auf jeden Fall so schnell wie möglich behandelt werden, damit sie sich nicht in Windeseile weiter ausbreiten“, so Wunsch. Damit man die Parasiten schnell wieder los wird, müssen die Tiere und ihre Eier, die sogenannten Nissen, zwei Wochen lang alle drei bis vier Tage nass ausgekämmt werden. Dazu gibt es spezielle engzahnige Läusekämme, die ebenso wie Produkte gegen Läuse, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, in den Apotheken erhältlich sind.

Eine einmalige Behandlung ist nicht ausreichend, sondern die Mittel müssen nach neun oder zehn Tagen erneut aufgetragen werden. Haben Kinder und Jugendliche Kopfläuse, sollten Eltern umgehend die jeweilige Kita oder Schule darüber in Kenntnis setzen. Nach Auskunft von Stormarns Kreissprecher Gregor Tuscher sind Kitas und Schulen wie alle anderen Gemeinschaftseinrichtungen dazu verpflichtet, den Kopflausbefall nach dem Infektionsschutzgesetz an das Gesundheitsamt zu melden. Eine Statistik über die Fallzahlen führt das Gesundheitsamt jedoch nicht.

Übertragungen von Kopfläusen über Gegenstände sind ebenfalls möglich

Zwar übertragen Läuse keine Krankheiten. Die Einstichstellen jucken aber fürchterlich und gerade Kleinkinder kratzen sie häufig auf. Glücklicherweise können Kopfläuse nicht fliegen und auch nicht springen, sondern klammern sich an den Haaren fest. Es ist ihnen also nicht möglich, größere Strecken außerhalb des Wirtes zurücklegen.

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Solange die Betroffenen mit lebenden Läusen befallen und noch nicht mit Gegenmitteln behandelt sind, können sie die Parasiten auf andere übertragen. Seltener als der Übertragungsweg von Kopf zu Kopf ist die Übertragung über Gegenstände, die mit dem Kopfhaar in Kontakt kommen und von anderen Personen benutzt werden. Dazu zählen unter anderem Kämme, Haarbürsten, Schals, Kopfbedeckungen aller Art, Kissen und Handtücher. Haustiere sind im Übrigen keine Überträger von Kopfläusen. Zum Schluss hat AOK-Sprecherin Birte Jansen auch noch eine gute Nachricht für die Stormarner: „Im südlichen Schleswig-Holstein wurden im Kreis Stormarn tatsächlich am wenigsten Läusemittel verordnet.“

Was tun bei Befall?

Das Robert Koch-Institut empfiehlt folgendes Vorgehen: Am ersten Tag zunächst die Behandlung mit einem Insektizid vornehmen, anschließend nass auskämmen. Tag fünf: nass auskämmen, um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen, Tag acht bis zehn: erneute Behandlung mit dem Insektizid, um die spät geschlüpften Larven abzutöten, an Tag 13: Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen, Tag 17: letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen.