Ahrensburg. Ahrensburger Unternehmer soll mehr als 100.000 Euro erschwindelt haben. Im Prozess gegen ihn wird deutlich, wie perfide er vorging.

Im Prozess gegen den Ahrensburger Autohaus-Chef Fatic B.. (Name geändert), der mehrere Versicherungen mit fingierten Unfällenum mehr als 100.000 Euro betrogen haben soll, ist der zweite Verhandlungstag vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Ahrensburg mit weiteren Zeugenaussagen weitergegangen. Dabei wurde auch klar, wie ein gewiefter Versicherungsmitarbeiter dem Schwindel auf die Spur kam.

Dem Angeklagten wird gewerbsmäßiger Betrug in besonders schwerem Fall und Unterschlagung in 13 Fällen vorgeworfen. Der aus dem Kosovo stammende B. soll die Unfälle unter anderem mit Fahrzeugen, die Kunden bei ihm zur Reparatur eingestellt hatten, absichtlich verursacht haben. Die fingierten Unfälle soll er unter Nutzung der Namen und Daten seiner Kunden selbst bei den Versicherungen angemeldet haben.

Mitarbeiter oder deren Angehörige traten als Geschädigte auf

Die Autos der Kunden wurden offenbar von Mitarbeitern seiner Firma gefahren. Die Unfälle passierten beispielsweise während der Rückführung zum Kunden. Die Fahrzeuge, die durch die Autos seiner Kunden geschädigt wurden, waren auf Mitarbeiter des Angeklagten zugelassen oder auf deren Angehörige. Diese traten dann in der Abwicklung des Schadens als Geschädigte bei der Versicherung in Erscheinung.

Eine Zeugin, eine 27-Jährige aus Ahrensburg, die in einem Fall als Geschädigte auftrat, gab zu, dass ihr Mann Angestellter des Angeklagten gewesen sei. Weiteres zur Aufklärung des Sachverhalts wollte sie nicht beitragen. Die Frau verweigerte die Aussage; das ist erlaubt, wenn man Gefahr läuft, sich oder einen Angehörigen durch die eigene Aussage der Strafverfolgung auszusetzen.

Angeklagter überzeugte sogar einen Kunden, sich als Unfallfahrer auszugeben

Perfide, wie es dem Angeklagten gelang, sogar einen Kunden dazu zu bewegen, sich selbst als Unfallfahrer anzugeben. Der Angeklagte habe ihm gesagt, sein Mitarbeiter, der eigentliche Unfallfahrer, sei nicht entsprechend versichert und würde auf den Kosten sitzenbleiben, so der 69 Jahre alte Zeuge aus Großhansdorf. Der Autohausbesitzer habe ihn deshalb gebeten, sich selbst als Unfallverursacher anzugeben, damit der Schaden am gegnerischen Auto über die Versicherung des Großhansdorfers abgerechnet werden konnte. „Er hat mir dann versprochen, dass er mein Auto auf seine Kosten reparieren wird, und das hat er dann ja auch gemacht“, sagte der Zeuge.

Er habe dem Angeklagten vertraut, schließlich sei er ja schon jahrelang Kunde dort und immer zufrieden gewesen. „Ich wollte ihm einen Gefallen tun“, so der Rentner. Außerdem sei er dem Angeklagten dankbar gewesen, dass dieser ihm den ganzen Ärger vom Hals gehalten habe und sich um alles kümmern wollte. Denn damals sei er selbst total überfordert gewesen, weil es seiner Frau gesundheitlich sehr schlecht ging und er sich um sie kümmern musste.

Spezialist für manipulierte Schäden bei einer Versicherung erkannte ein Muster

Ein Mitarbeiter der Mecklenburgischen Versicherung erkannte schließlich das Muster, als ein gemeldeter Schaden an ihn zur Überprüfung weitergereicht wurde. „Ich bin bei uns ein Spezialist für manipulierte Schäden“, sagte er dem Richter, „die Namen der beteiligten Personen aus dem Autohaus waren mir von einem anderen Verfahren bekannt. Deshalb habe ich da mal nachgeforscht.“ Seine Recherche im Hinweis- und Informationssystem der deutschen Versicherer habe er dann in einer umfangreichen Liste zusammengefasst und an die Polizei weitergereicht.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgeführt. bja