Elmenhorst. Ganz Stormarn ist von Faschings-Ignoranten besetzt. Ganz Stormarn? Nein! Ein von unbeugsamen Fans bevölkertes Dorf feiert ausgiebig.
Die Karnevalssession ist in vollem Gange. In das bunte Narrentreiben, das im Rheinland ganze Städte in einen regelrechten Ausnahmezustand versetzt, reiht sich seit 1958 eine kleine Gemeinde im Kreis Stormarn ein. Während die tolle Zeit unbemerkt von vielen Schleswig-Holsteinern vorübergeht, wird in der Faschings-Exklave Elmenhorst drei Tage lang fröhlich gefeiert. Von Freitag bis Sonntag, 2. bis 4. Februar, ist die große Mehrzweckhalle fest in der Hand der Narren. Die 800 Plätze bei der ElKaNa, der Elmenhorster Karnevalsnacht, sind begehrt und schnell ausverkauft. Zum Vergleich: In Marne, das mit seinem Rosenmontagsumzug zwischen 20.000 und 25.000 Besucher anzieht, finden bei den Prunksitzungen nur 320 Zuschauer Platz.
Dass Elmenhorst inzwischen zu den Karnevalshochburgen in Schleswig-Holstein zählt, geht auf die (Narren-)Kappe des Elmenhorster Karnevalvereins. Fast 200 Mitglieder stark, ist der Verein einer der aktivsten in dem Dorf, aus dessen jeweils ersten Silben der Ortsteile Fischbek und Elmenhorst sich der ungewöhnliche Faschingsgruß „Fisch-Elm, Fisch-Elm, Fisch-Elm“ zusammensetzt. Auch sonst geht es bei den Narren des Nordens anders zu als im übrigen Deutschland. Sie sind etwas eigen, was die Gestaltungen ihrer Sitzungen und Veranstaltungen angeht.
Narren von Elmenhorst: Garden proben ein Jahr für Auftritt
Julia Siegel ist Vizepräsidentin des Norddeutschen Karnevalverbands, dem nahezu alle Karnevalsvereine aus Schleswig-Holstein und dem Norden von Hamburg angehören. Danach gefragt, was den Unterschied ausmacht, antwortet Siegel: „Sitzungen haben wir auch ganz viele – aber die sind halt nicht so steif“, sagt sie und lacht. „Und wir haben viel Tanz dazwischen, Büttenreden eher weniger und nicht so politisch orientiert.“ Vielmehr stehe das gesellige Miteinander im Vordergrund. „So kenne ich unsere Vereine, dass alle fröhlich miteinander feiern und Freude in den Alltag bringen wollen.“
Oder wie es Heiko Claußen, Präsident der Marner Karnevals Gesellschaft, formuliert: „Es geht uns beim Karneval darum, den Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.“ Etwas sei ja immer, so Claußen, ob Pandemie oder kriegerische Auseinandersetzungen. „Aber die Fröhlichkeit gehört genauso zum Leben dazu wie die Trauer – und wir sind eben für die Fröhlichkeit zuständig“, sagt er.
Auch Elmenhorster Bürgermeister stand schon in der Bütt
Was das Halten von Büttenreden angeht, hat der Elmenhorster Bürgermeister Norbert Ohl bereits Erfahrungen gesammelt. Zweimal schon stand er in der Bütt. „Ich finde es toll, dass sich die Mitglieder des Karnevalvereins so engagieren“, lobt Ohl. Viele Elmenhorster würden den Veranstaltungen entgegenfiebern. Beeindruckt zeigt sich Ohl davon, mit welcher Hingabe und welchem Durchhaltevermögen die Garden das ganze Jahr über für ihren Auftritt proben. Das ist auch nötig, denn die Jugendgruppen sind für ihre akrobatischen Darbietungen bekannt.
Die Männertruppe Elephants sei anfangs eher ein Gag gewesen. „Sie haben gesagt, wir überlassen nicht alles den Mädels.“ Doch es habe sich schnell herausgestellt: „Das ist keine Juxgruppe, sondern die geben sich richtig Mühe.“ Und werden gefeiert, denn die Männer lassen sich für ihren Auftritt, der den krönenden Abschluss der ElKaNa-Party bildet, immer wieder etwas Überraschendes einfallen. Auch die Kinder-, Teenie- und die Prinzengarde, die Dancing Queens und die Tanzmäuse bereichern die Veranstaltungen mit ihren Tanz-Choreografien.
Die Veranstaltungen beginnen zu närrischen Uhrzeiten
Damit auch alles perfekt klappt, steht zuvor noch eine Generalprobe an. „Wir übergeben für eine Woche dem Verein die Schlüssel für die Mehrzweckhalle. Während dieser Zeit wird die Doppelfeldhalle komplett in Beschlag genommen. Sie wird in einen geschmückten Festsaal verwandelt und eine Bühne wird aufgebaut“, erläutert Ohl. Los geht es am 2. Februar mit dem Seniorenkarneval, der zur närrischen Uhrzeit – um Punkt 16.11 Uhr – startet. Wie die ElKana, die tags darauf um 20.11 Uhr beginnt. Das Schlusslicht bildet der Kinderkarneval am Sonntag, 4. Februar, um 15.11 Uhr.
In diesem Jahr steht der Karneval unter dem Motto „Rockabilly“. Dazu wurde DJ Dave Groth mit ins Boot geholt. Vereinsmitglied Martin Philipps erläutert, dass Groth das Thema mit in seine Musikauswahl einfließen lässt. „Die Musik soll abwechslungsreich sein und bei der ElKaNa alle von 18 Jahren an aufwärts ansprechen.“ Dabei sei von Vorteil, „dass die Jugend jetzt die Musik hört, die wir früher gehört haben“, so Philipps. Er habe mit jungen Leuten und anderen zuvor gesprochen, um herauszufinden, „was die so favorisieren“. Nichts wird dem Zufall überlassen.
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Einen Umzug gibt es in Elmenhorst nicht. Jecken, die nicht darauf verzichten wollen, können sich auf den Weg nach Marne machen. Philipps sagt: „Wir im Norden leben so ein bisschen den Karneval. Und speziell die Elmenhorster haben große Lust auf eine Nacht, wo das ausgiebig gefeiert wird.“
Karten für die ElKaNa zu 19,99 Euro unter eventim.de. Beim Seniorenkarneval ist der Eintritt frei. Kinderkarneval: Ki. 2 Euro, Erw. 3 Euro, Karten nur an der Tageskasse.