Friedrichsruh. Die Malerin Damaris Dorawa präsentiert im historischen Bahnhof von Friedrichsruh ihre Werkschau „The Poetry of Colors“.

Dass Damaris Dorawa ihr künstlerisches Rüstzeug in der Karibik erlernt hat, ist in ihren Werken unverkennbar. Die Malerin liebt kräftige Farben, einen leichten, schwungvollen Pinselstrich und schöne, harmonische Formen. Das alles findet sich auch in ihrer aktuellen Werkschau, die noch bis zum 9. Juni im historischen Bahnhof Friedrichsruh, dem Sitz der Otto-von-Bismarck-Stiftung, gezeigt wird und schon im Titel verrät, was den geneigten Besucher dort erwartet: „The Poetry of Colors“, die Poesie der Farben.

Eine große Vorliebe für feminine Sujets

„Es braucht schon viele Farbschichten, bis ich wirklich zufrieden bin. Wenn mir etwas nicht gefällt, dann übermale ich es eben“, verrät die 45-Jährige. Im Vordergrund stünden in aller Regel Ästhetik und Farbkraft statt einer „tiefen Botschaft“. So bringt sie ausgesprochen gern Feminines auf die Leinwand. „Weil Frauen nun mal die schöneren Sujets liefern als ihre männlichen Pendants“, ist Dorawa überzeugt.

Weiblichkeit mit der Kraft der Farben zu verbinden, darin sieht die Sächsin mit polnischen Wurzeln, die in Dresden geboren wurde, ihr wichtigstes und prägendstes Ausdrucksmittel. Für die 2021 entstandene Projektreihe „Models & Icons“ hat Dorawa etwa Porträts von Frauen verschiedener ethnischer Herkunft erst mit monochronem Fotorealismus gemalt, um sie anschließend ins Spannungsverhältnis zu farbstarker Acrylmalerei zu stellen.

Inspiration durch Mode, Design und Werbung

„Die malerische Auseinandersetzung mit kräftigen Farbtönen begeistert mich, treibt mich an und darf sich dann auch mal im Stil expressiver Pop-Art in meinen Bildern entfalten“, sagt die Künstlerin. Inspiration schöpfe sie aus Mode, Design und Werbung ebenso wie aus Spaziergängen, Reisebeobachtungen oder dem zufälligen Blick aus dem Fenster eines Friseursalons.

Die Künstlerin mit ihrem Werk „Secrets“.
Die Künstlerin mit ihrem Werk „Secrets“. © HA | Bernd Hellwage

Nicht selten versetzt sie ihre Protagonisten im schöpferischen Prozess in abstrahierte Umgebungskompositionen mit dekorativen Blumen und Ornamenten. „Es geht mir nicht um die naturalistische Wiedergabe von Wirklichkeit, sondern um das Zusammenspiel von Farben und Formen und die Stimmung, die aus der Komposition verschiedener Puzzlestücke entsteht“, so Dorawa.

Eine kaufmännische Ausbildung als Standbein

Schon in ihrer Kindheit habe sie sich für fantasievolles Farbenspiel begeistert, das zeitig in die Leidenschaft für die Malerei mündete. Dennoch entschied sie sich nach der Schule für eine kaufmännische Ausbildung. „Ich habe sogar erwogen BWL zu studieren. Doch als man mich bei der Bank sogar ohne Abitur haben wollte, habe ich mein Berufsleben dort gestartet“, berichtet die Künstlerin.

An der Sparkassen-Akademie qualifizierte sie sich später zur Fachwirtin und arbeitete dann einige Zeit als Investmentbankerin. Die Liebe zur Malerei hat sie aber nie ganz losgelassen. 2010 ging Dorawa schließlich in die Dominikanische Republik. „Ich wollte unbedingt ins spanischsprachige Ausland. Durch Freunde zog es mich schließlich in die Karibik“, sagt sie.

Den Lehrmeister in der Karibik gefunden

In Las Terrenas, auf der Halbinsel Samaná im Nordosten des Inselstaats gelegen, traf sie auf den spanischen Maler José-Luis Tejedor. Er war einige Jahre zuvor aus der katalanischen Metropole Barcelona in die Dominikanische Republik ausgewandert und nahm die junge Deutsche unter seine Fittiche.

„Dass Tejedor, der zuerst fast ausschließlich abstrakte Werke geschaffen hatte, nun vor allem naturalistisch arbeitete, faszinierte mich“, berichtet Dorawa. Der Katalane habe sie aber in vielen Stilrichtungen unterrichtet. Und ihr vor allem gezeigt, wie man das Lebensgefühl der Bewohner, deren kulturelle Identität und den Farbenreichtum der karibischen Inseln malerisch verarbeitet und transportiert.

Von Picasso, Matisse und Britto beeinflusst

Damaris Dorawa sieht sich unterdessen auch von renommierten Malern wie Pablo Picasso und dem Franzosen Henri Matisse sowie dem brasilianischer Neo-Pop-Künstler Romero Britto beeinflusst und inspiriert. „Mein Bestreben ist, trotz aller Dynamik und Ausdruckskraft meine Figuren leicht und beschwingt erscheinen zu lassen. Um den Betrachtern meiner Bilder so positive Reflexionen zu ermöglichen“, sagt sie.

Regelmäßigen Besuchern des historischen Bahnhofs von Friedrichsruh ist Dorawa unterdessen keine Unbekannte. Für die Wahlhamburgerin, die zuvor auch schon auf der Kunstmesse „Hamburg zeigt Kunst“ in der Fischauktionshalle am Hafen und im Cruise Center, auf Mallorca und auf Rhodos ausgestellt hat, ist ihre aktuelle Werkschau „The Poetry of Colors“ bereits die dritte Ausstellung in den Räumen der Otto-von-Bismarck-Stiftung nach 2018 und 2020.

In der benachbarten Metropole Hamburg hat sie sich als zeitgenössische Pop-Art-Künstlerin längst einen Namen gemacht. Ihre Werke wurden national und international nicht nur mehrfach präsentiert, etliche gehören inzwischen auch zu privaten Sammlungen weltweit. „Hamburg ist weltoffen, multikulturell und im besten Sinne hanseatisch, dafür schätze ich die Stadt sehr. Außerdem liegt sie ja wie Dresden an der Elbe, das hat mir die Entscheidung für meinen neuen Lebensmittelpunkt doppelt leicht gemacht“, erklärt die Künstlerin, die in Lohbrügge lebt und arbeitet.

Bei der Hamburger Volksbank hat sie einen Teilzeitjob, organisiert Ausstellungen sowie andere künstlerische Projekte, unter anderem für Kinder. „Auch diese Seiten meines künstlerischen Schaffens liegen mir sehr am Herzen und erfüllen mich ebenso wie die Malerei“, sagt Damaris Dorawa.

„The Poetry of Colors“ Kunstausstellung von Damaris Dorawa noch bis Fr 9.6.. Di bis So 10 bis 18 Uhr, Otto-von-Bismarck-Stiftung Friedrichsruh, Am Bahnhof 2. Gespräch mit der Künstlerin So 4.6 von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos unter www.damaris-dorawa.com