Bargteheide. Fachmagazin zeichnet BioOase Bargteheide auf weltweit führender Messe aus. Was das Erfolgsrezept der Chefin Jutta Henriksson ist.
Gold und Silber gibt es normalerweise in der Schmuckwerkstatt von Martina Andersen gleich nebenan. Doch neuerdings kann damit auch die BioOase von Jutta Henriksson aufwarten, obwohl das begehrte Edelmetall keineswegs zum Sortiment des kleinen Bioladens im Zentrum von Bargteheide zählt. Dass ihm Gold gebührt, befand indes das Fachmagazin „Schrot & Korn“, das kürzlich die besten Geschäfte der Branche auf der weltweit führenden Messe BioFach in Nürnberg kürte.
„Dass wir dort zu den Geehrten gehörten, hat mich total überrascht. Denn über die Preisträger hat keine Jury entschieden, sondern das Urteil der Kunden“, sagte Henriksson dem Abendblatt.
Ein Ort geschaffen, der Menschen verbindet
Tatsächlich haben fast 57.000 Leser des Fachmagazins ihre Bewertungen abgegeben. Dabei ging es um verschiedene Kategorien wie die Frische von Obst und Gemüse, die Sortimentsvielfalt, das Preis-Leistungs-Verhältnis, aber auch die Qualität der Beratung. Gerade hier konnte die BioOase nach Ansicht ihrer Kunden besonders punkten. Das Prädikat Gold in dieser Kategorie wurde gerade sechs von insgesamt 2524 deutschen Bio-Fachgeschäften und -Hofläden zuerkannt, was die Auszeichnung für den Bargteheider Laden umso wertvoller macht. Bronze gab es zudem für die Atmosphäre und besondere Akzente.
Für Jutta Henriksson ist die unerwartete Ehre auch Bestätigung für ihr unternehmerisches Konzept. „Ich wollte einen Ort schaffen, der Menschen verbindet und zu einem Anlaufpunkt für jene wird, die bewusster einkaufen und sich gesünder ernähren wollen“, sagt die gebürtige Hamburgerin, die bereits in Jugendjahren erst nach Jersbek und dann nach Bargteheide gezogen ist.
Vom eigenen Laden schon lange geträumt
Während ihres Studiums zur Ökotrophologin in Kiel hatte sie bereits in verschiedenen Bioläden gearbeitet und Erfahrungen gesammelt. „Irgendwann wollte ich aber einen eigenen Laden führen, davon habe ich immer geträumt“, sagt die Frau mit schwedischen und spanischen Wurzeln.
Diesen Traum hat sie sich 2018 mit der BioOase erfüllt, nachdem sie zuvor zwei Jahre als angestellte Projektleiterin für Ernährungskurse tätig war. „Ursprünglich wollte ich ja eine Einkaufskooperation gründen“, gesteht die 44-Jährige. Doch für dieses genossenschaftliche Modell hätte es vieler Mitstreiter bedurft, die sich letztlich nicht fanden.
80 Stammkunden halfen im Vorjahr beim Umzug
Dafür wuchs aber der Kreis ihrer Stammkunden kontinuierlich. Um noch präsenter zu sein, wagte die Unternehmerin vor einem Jahr den Sprung von der Theodor-Storm-Straße am Markt an die deutlich belebtere Rathausstraße. Henriksson: „Eine Kundin, die dort zuvor ein Blumengeschäft hatte, gab mir kurz vor ihrem Rückzug den Tipp. Dann ging alles ganz schnell.“
Und das im Wortsinn. Wie beliebt die BioOase längst ist, zeigte sich am Tag des Umzugs. Etwa 80 der inzwischen 200 Stammkunden waren gekommen, um mit anzupacken. Sie bildeten eine Kette zwischen den beiden Geschäften und transportierten das gesamte Warensortiment und Interieur innerhalb einer Stunde in den Laden an der Rathausstraße. „Ich war überwältigt und unglaublich dankbar. Mit so viel Unterstützung hätte ich niemals gerechnet“, zeigt sich die Inhaberin noch immer gerührt.
2500 verschiedene Produkte auf 70 Quadratmetern
In der neuen Oase bietet sie mit ihrer Kollegin Silvia Gerking seitdem auf knapp 70 Quadratmeter Ladenfläche rund 2500 verschiedene Produkte an, darunter Teigwaren, Öle, Tee, Getreide, Säfte und Weine. „Sie sind alle zertifiziert, haben also entsprechende Label und Siegel“, sagt Henriksson. Weil es kein klassisches Warenwirtschaftssystem wie ihn großen Supermärkten gebe, seien alle Produkte im Grunde handverlesen. „Und sollte etwas von den Kunden nachgefragt werden, das in unserem Sortiment fehlt, dann ordern wir es, so schnell es eben geht“, erklärte die Chefin.
Eier, Gemüse und Obst stammen fast ausschließlich von regionalen Anbietern, Geflügel und Hack von Biohöfen aus dem Umland. „Regional und saisonal heißt unsere Devise. Dafür fahren wir zwei- bis dreimal in der Woche auch selbst los, um die Waren bei den Erzeugern abzuholen“, berichtet Silvia Gerking.
Brot und Kuchen von drei Biobäckereien
Dieses Bemühen um absolute Frische wird von den Kunden geschätzt. „Ich komme seit drei Jahren regelmäßig in die BioOase“, sagt etwa Matthias Roppel. Bevor er an diesem Tag seinen Rundgang startet, bekommt er von Gerking erst einmal einen Kaffee serviert. Dann ordert der 58-Jährige ein Bund sattroter Radieschen, leuchtende Karotten, zwei Mandarinen, Bio-Hundefutter und Rosinenbrötchen, die bei keinem seiner Einkäufe in der Oase fehlen dürfen.
„Nicht nur das Gemüse ist hier, als sei es gerade erst vom Feld geholt worden. Auch Brot, Brötchen und Kuchen sind immer frisch und knackig, darauf kann man sich verlassen“, schwärmt Roppel. Dafür sorgen neben der Bargteheider Hofbäckerei Wittmaack die Bio-Bäckerei Bahde aus Seevetal im Landkreis Harburg sowie die Mühlenbäckerei aus Mecklenburg-Vorpommern.
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Zum fünfjährigen Geburtstag der BioOase im Juni verspricht Jutta Henriksson ein zünftiges Sommerfest. So wolle sie sich dann bei all ihren Kunden für deren Treue und ihren Willen bedanken, beim Einkaufen und Essen umzudenken.
„Eines ist doch klar: So wie in unserer Wohlstandsgesellschaft bisher konsumiert wurde, kann es nicht weitergehen. Wir müssen zu einer Lebensmittelproduktion kommen, die Umwelt und Ressourcen besser schont“, sagt Henriksson. Bioanbau sei nicht nur gut für eine gesunde Ernährung. „Sie ist auch ein Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt. Insofern ist jeder Einkauf auch politisch.“