Bargteheide. Warum das Gymnasium Eckhorst Bargteheide für sein neues Medien-Projekt knapp 9000 Euro vom Land bekommt.

Wie beeinflusst Künstliche Intelligenz (KI) unser Leben? Ist sie nur ein großer Gewinn, oder birgt sie auch Risiken und Schattenseiten? Wo ist ihr Einsatz schon Alltag? Und was sagen Experten an Hochschulen und in Unternehmen? Diesen und anderen Fragen wollen Schüler des Gymnasiums Eckhorst Bargteheide in den nächsten Monaten in einem landesweit einzigartigen Medienprojekt nachgehen. Dafür haben sie gerade 8900 Euro vom Land Schleswig-Holstein erhalten.

„Künstliche Intelligenz beeinflusst unseren Alltag bereits heute auf vielfältige Weise und schon bald wird kein Geschäftsfeld mehr ohne sie auskommen“, sagt Schleswig-Holsteins Digitalminister Dirk Schrödter, der das Fördergeld persönlich überreicht hat. KI-Kenntnisse müssten so früh wie möglich auch an den Schulen vermittelt werden, damit die KI-Potenziale von den Schülern reflektiert und souverän genutzt werden können.

Radio Eckhorst vor zwölf Jahren aus der Taufe gehoben

Am Gymnasium Eckhorst sieht der Minister das Fördergeld gut angelegt. Bereits vor zwölf Jahren hat Lehrer Michael Schwarz dort das REB, das Radio Eckhorst Bargteheide, aus der Taufe gehoben. „Medienkompetenz ist angesichts der rasanten digitalen Entwicklung wichtiger denn je“, weiß der ehemalige Hörfunkjournalist.

Dirk Schrödter lässt sich von den Schülern über die Studiotechnik informieren.
Dirk Schrödter lässt sich von den Schülern über die Studiotechnik informieren. © HA | Lutz Kastendieck

So kam vor einigen Jahren noch ein TV-Team hinzu. Das verfügt inzwischen über ein eigenes Studio im Untergeschoss der Schule mit professioneller Ausstattung, sprich Kameras, Mikros, Scheinwerfern, Stativen und externen Schnittplätzen, um das Video- und Tonmaterial aufbereiten zu können. „Es gibt landesweit wohl fünf oder sechs Schulradios, unser TV-Studio dürfte indes ein Alleinstellungsmerkmal sein“, so Schwarz stolz.

Reichweite durch Kooperation mit Offenem Kanal

Regelmäßig beliefert das TV-Team den Offenen Kanal (OK) Schleswig-Holstein mit selbst produzierten Sendungen, die etwa über Tide TV ausgestrahlt werden. „Wir sind schon sehr gespannt, was uns REBtv zum Thema Künstliche Intelligenz liefern wird“, sagt Henning Fietze, Leiter des OK SH. REBtv sei bereits seit Längerem ein verlässlicher und erfolgreicher Partner. Mitte Februar 2021 war das Gymnasium beim Medienkompetenzpreis des Landes für sein Corona-Projekt „Jetzt erst REB – Keine Schule, meine Musik, mein Schulradio“ in der Sparte „Außerunterrichtliche Projekte“ ausgezeichnet worden.

Nun will sich das TV-Team also des Themas Künstliche Intelligenz annehmen. „Wir wollen uns der KI auf verschiedenen Wegen nähern und mit unterschiedlichen Bewegtbild-Formaten“, sagt die Redaktionsleiterin Helena Wolgast. Zum Auftakt seien etwa klassische Erklärfilme geplant: Was ist Künstliche Intelligenz, wo kommt sie bereits zum Einsatz und welche Entwicklungspotenziale gibt es.

Wirtschaftsexperten und Forscher werden befragt

„Wir wollen uns anschließend aber auch mit ethisch-moralischen Fragen beschäftigen, die Auswirkungen auf die künftige Arbeitswelt beleuchten und uns mit den Risiken des KI-Einsatzes in verschiedenen Bereichen auseinandersetzen“, erklärt die 18-Jährige, die seit drei Jahren zum Team des Medienzentrums gehört und nach dem Abitur Maschinenbau und technisches Design studieren will.

Für praktische Anwendungsbeispiele der KI sind Reportagen in Unternehmen geplant, zudem sollen Experten aus der Wirtschaft und Forscher von Universitäten interviewt werden. „Auf vielfältige Weise wollen wir ein großes Spektrum abbilden und das gesamte Material dann altersgerecht und in mehreren Folgen aufbereiten“, so Helena Wolgast.

Rund zwanzig Schüler wollen sich beteiligen

„REBtv -7 Fragen an KI“ haben die rund 20 involvierten Akteure, darunter neben Schülern auch Lehrer und zwei Helfer, die im Medienzentrum ein Freiwilliges Sozialen Jahr (FSJ) absolvieren, ihr Projekt getauft. „Ob es am Ende auch sieben Magazine-Beiträge werden, bleibt abzuwarten“, sagt Michael Schwarz. „Die genaue Ausrichtung und Besetzung der einzelnen Produktionen werde von den Mitgliedern des TV-Teams eigenständig redaktionell geplant. Das ist Teil des Konzepts, weil es deren Medienkompetenz gleich zweifach entwickelt und erweitert.

Das Fördergeld will das von Schwarz geleitete Medienzentrum unter anderem in eine mobile Kamera und einen mobilen Schnittplatz investieren. Es werde außerdem in anfallende Fahrtkosten und Honorare für angefragte Experten und Aufwendungen der FSJler fließen. An deren Finanzierung wollen sich auch die Bildungsstiftung des Gymnasiums und der Schulverein beteiligen.

Für Dirk Schrödter entfalte die KI eine „disruptive Kraft“, die viele herkömmliche digitale Prozesse infrage stelle: „Dem müssen wir uns stellen, um die Zukunft unseres Landes aktiv und unabhängig von den Techkonzernen in Übersee gestalten zu können.“ Das Bargteheider Projekt sei ein gutes Beispiel, wie Schule die heutige Schülergeneration auf KI-Anwendungen in ihrer späteren Lebens- und Arbeitswelt vorbereiten kann“, ist der Digitalminister überzeugt.

Letztlich gehe es aber auch um einen wertvollen Rückkopplungsprozess in den Bildungsbetrieb, in die Anpassung von Lehrplänen und Unterrichtskonzepten. Insofern sei er schon jetzt sehr gespannt auf die Ideen bei der Umsetzung des handlungsorientierten und vorrangig außerunterrichtlichen KI-Projekts am Gymnasium Eckhorst. „Wünschenswert wäre aber in jedem Fall, dass solche Projekte Schule machen“, so Schrödter.