Tangstedt (Stormarn). Fahrer mussten bei Gegenverkehr auf den Gehweg der Schulstraße ausweichen. Das halten einige Mütter und Väter für gefährlich.

In Tangstedt gehen die Auseinandersetzungen um den Busverkehr an der Grundschule weiter. Am Donnerstagnachmittag hat das Busunternehmen VHH entschieden, die Haltestelle Schulstraße mit ihren Linien 478 und 578 zeitweise nicht mehr anzufahren, sondern den Schülerverkehr über die Haltestelle Rathaus abzuwickeln.

Am Freitagmorgen hatte die VHH die Fahrten zur Schulstraße eingestellt. Ab Montag soll eine neue Regel gelten. Bis etwa 9 Uhr halten alle Busse der Linien 478 und 578 an der Haltestelle Rathaus in der Dorfstraße. Ab Mittags bedienen die beiden Linien wieder die Haltestelle an der Schule.

Busunternehmen will Begegnungsverkehr möglichst verhindern

Die Regelung gilt vorerst bis zum Schulhalbjahreswechsel 2023 Januar. „Mit dieser Entscheidung vermeiden wir die Begegnung der Busse in der Schulstraße“, sagte VHH-Sprecherin Christina Sluga. „Eine kurzfristige Änderung der Fahrpläne, die eine Begegnung der Busse ausschließt, ist aus verschiedensten betriebliche Gründen nicht kurzfristig umsetzbar.“

Zum Hintergrund: Eltern hatten Busfahrern mit Anzeigen gedroht, wenn sie an der Schulstraße auf den Gehweg ausweichen müssen. Dazu kam es immer dann, wenn dem Bus auf der engen Fahrbahn ein weiterer Bus oder ein anderes großes Fahrzeug entgegenkam.

Schulelternbeirat bezeichnet Information als „sehr kurzfristig“

Viele Eltern fürchten bei diesen Manövern um die Sicherheit der Kinder, die zu Fuß auf dem Gehweg unterwegs sind. Jetzt müssen die Kinder vom Rathaus einen 400 Meter langen Fußweg zur Schule in Kauf nehmen.

In einer Mail an alle Eltern hatte André Techtow vom Vorstand des Elternbeirats auf die kurzfristige Entscheidung der VHH hingewiesen, die am Donnerstagnachmittag getroffen worden sei. Techtow schrieb von einer „sehr kurzfristigen Information“ und verwies für Beschwerden an das VHH-Servicetelefon.

Nahverkehrsplaner fürchtet Probleme bei den Anschlüssen

Sorge, dass die Kinder mit der neuen Situation überfordert sein könnten, hat Techtow nicht. „Den Weg von der Bushaltestelle zur Schule oder andersherum sollten die Kinder kennen und auch ohne Probleme bewältigen können.“

Probleme anderer Art fürchtet der Nahverkehrsplaner des Kreises Stormarn, Björn Schönefeld. Er schließt nicht aus, dass nicht alle Anschlüsse gelingen – weil der Bus einen anderen Weg nimmt und weil die Kinder länger zur Haltestelle gehen werden.

„Die VHH lässt ihre Leute nicht ins offene Messer laufen“

„Die neue Regelung geht zu Lasten der Fahrschüler“, sagte Schönefeld über die Fahrten, die ohne einen Halt an der Schulstraße geplant sind. Er verwies darauf, dass die Busse seit 20 Jahren auf der engen Schulstraße unterwegs gewesen seien und dass es dabei nie zu Problemen gekommen sei.

Er könne jedoch das Busunternehmen verstehen, dass seine Fahrer schützen wollen, denen eine Anzeige von Eltern drohe, wenn sie im Begegnungsverkehr ausweichen müssten. „Die VHH lässt ihre Leute nicht ins offene Messer laufen“, sagte Schönfeld. Nach Abendblattinformationen, sollen sich Eltern an der Schulstraße postiert haben, um die Ausweichmanöver zu dokumentieren und bei der Polizei anzuzeigen.

VHH sagt, die Sorgen der Eltern werden ernstgenommen

„Ich hatte gehofft, dass wir eine vernünftige Lösung finden“, sagte Schönefeld. Vor Kurzem hätte sich vor Ort Vertreter der VHH, der Gemeinde, der Polizei, der Schule und anderer Institutionen getroffen, um über eine Lösung an der Schulstraße zu beraten. Weitere Gespräche sollen folgen, doch offenbar war die Sorge bei der VHH zu groß, dass Fahrer angezeigt werden könnten. „Das ist eskaliert“, sagte Schönefeld, der jetzt auf einen Runden Tisch hofft, um die Probleme zu lösen.

VHH-Sprecherin Sluga sagte ebenfalls, dass bei den Ausweichmanövern noch nie etwas passiert sei. Andererseits nehme das Unternehmen die Sorgen der Eltern ernst. „Und wir schützen unsere Mitarbeiter“, fügte sie hinzu.

Damit jetzt nicht neue Probleme entstehen, richtete der Schulelternbeirat in seiner Mail einen Appell an die Eltern: „Verzichtet bitte weiterhin darauf eure Kinder per Eltern-Taxi zur Schule zu fahren, die Verkehrssituation ist bereits angespannt und weitere Fahrzeuge in der Schulstraße sind nicht vorteilhaft.“