Bargteheide. Dass sich die Stadt seit Jahrzehnten nicht um geschützte Freiräume für die Jugend gekümmert hat, rächt sich jetzt.

Der Kampf um die Villa Wacker in Bargteheide ist zum Symbol für den Kampf einer zunehmend aufbegehrenden Jugend geworden, die sich nicht mehr mit schönen Worten und leeren Versprechungen abspeisen lassen will. Es geht um Stadträume, die sie in Eigenregie nutzen kann - für selbst organisierte Veranstaltungen, zwanglose Treffen und um einfach mal ungestört zu chillen.

Wie die Kommunalpolitiker in der jüngsten Sitzung der Stadtvertretung teilweise herumlaviert haben, wirkte zuweilen hilflos. Ja, de facto Unbefugten die Villa Wacker zu überlassen, ist rechtlich nicht zulässig. Und die gesundheitlichen Risiken einer Nutzung sind auch nicht von der Hand zu weisen. Allerdings fragt sich, warum dann die Sozialarbeiter von tohus das von der Stadt vernachlässigte Gebäude seit 2017 für Workshops, inklusive Projekte und die Einzelfallbetreuung nutzen durften.

+++ Hier lesen Sie den Bericht „Diese Sitzung war ein Armutszeugnis für Bargteheide“ +++

Dass es in der Bargteheider Jugendpolitik ein langjähriges strukturelles Versagen gibt, wird auch im Umgang mit dem Autonomen Jugendhaus deutlich. Vor 15 Jahren wegen eines Neubaugebiets in einen Containerbau an den Volkspark umgesiedelt, ist aus dem Provisorium eine peinliche Dauerlösung geworden, wilde Müllablagerungen durch Unbekannte inklusive.

Es reicht eben nicht, nur Kitas und Schulen baulich aufzuwerten. Weil Heranwachsende auch ein Leben nach dem Unterricht mit all seinem Leistungsdruck haben. Dafür geschützte, selbstverwaltete Freiräume zu schaffen, sollte für eine Stadt, die sich gern selbst als lebendig und familienfreundlich vermarktet, selbstverständlich sein.