Bargteheide/Trittau. Naturschützer kritisieren Umgang mit Ausgleichsflächen für Bauprojekte. Auch Trittau weicht teilweise in andere Gemeinden aus.
Nachdem es um die Zukunft des Wacker-Grundstücks unweit des Bahnhofs Bargteheide zuletzt ruhig geworden war, sind die Bewahrer der „grünen Oase“ wieder in heller Aufregung. In einem Zeitungsartikel hat Hans-Werner Harmuth, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands, das Areal erneut für den Wohnungsbau ins Spiel gebracht. „Der Erhalt von Bäumen und die Schaffung von Wohnraum darf nicht gegeneinander ausgespielt werden“, so Harmuth. Beides könne zusammen funktionieren, man müsse nur den Mut dazu haben.
In der Praxis überwiegt unterdessen die Kritik an der konkreten Umsetzung und der Kontrolle ökologischer Ausgleichsmaßnahmen. Es steht der Vorwurf im Raum, dass die Stadt Bargteheide das Thema Ausgleichsflächen seit Jahrzehnten mehr als stiefmütterlich behandelt. Beispiele dafür sind etwa die vier Kompensationsflächen für das Gewerbegebiet Langenhorst. Baumpflanzungen haben dort kaum stattgefunden, eine extensive Beweidung auch nicht. „Die Flächen nur einmal im Jahr zu mähen reicht nicht aus. So können sie keinen Beitrag für eine Verbesserung des Klimas in Bargteheide leisten“, sagt Carsten Schröder von der Bürgerinitiative Basta. Bis heute gebe es noch nicht einmal ein vollständiges Ausgleichsflächenkataster, obwohl das im Umweltausschuss im September 2019 einstimmig beschlossen worden sei.
Grünstreifen als Ausgleich für Knick in Bargteheide
Nach dem Naturschutzgesetz ist die Kompensation für durch Baumaßnahmen versiegelte Flächen vorgeschrieben. Doch ob sie zum Erhalt der Vielfalt von Tieren und Pflanzen wirklich ökologisch aufgewertet werden, wird kaum kontrolliert.
Ein Beispiel hat Schröder dokumentiert. Auf einer Fahrt gen Norden hat er Station in Wanderup gemacht. In dem Dorf südlich von Flensburg hat die Ausgleichsagentur im Auftrag der Stadt Bargteheide am Rande einer Wiese einen Grünstreifen abgesteckt, der Teil des Ausgleichs für einen alten Knick auf jener Fläche an der Ecke Südring/Hamburger Straße ist, auf der ein Investor das Wohn- und Geschäftshaus „Südtor“ bauen will.
Ökologisch wertvolle Ausgleichsfläche Fehlanzeige
„Auf besagtem Grünstreifen in Wanderup wächst neben ein paar dürren Setzlingen jede Menge Unkraut, darunter das hochgiftige Jakobskreuzkraut. Von einer ökologisch wertvollen Ausgleichsfläche kann aus meiner Sicht keine Rede sein“, sagt Schröder. Zumal die Bargteheider Bürger von diesem Ausgleich faktisch so gut wie nichts hätten.
Positiv sei allenfalls, dass wenigstens die Ersatzpflanzungen für die geplante Waldumwandlung an der östlichen Flanke des „Südtor“-Grundstücks in den Stadtgrenzen erfolgen soll. Sie sind auf einer doppelt so großen Fläche von 2500 Quadratmetern nördlich der Straße Am Krögen und westlich des Fischbeker Wegs geplant. Zuletzt hatte die SPD-Fraktion zudem eine regelmäßige Begutachtung aller städtischen Ausgleichsflächen gefordert.
Trittau legt Knick im Kreis Schleswig-Flensburg an
Dass Ersatzpflanzungen mangels Wässerung und Pflege schiefgehen können, war jüngst in Trittau zu beobachten. Im Zuge des Neubaus der Markant-Filiale waren auf einem Knick am Rande des Baufelds eine Stieleiche sowie vier Bergahorne mit Stammumfängen zwischen 1,55 und drei Metern gefällt worden.
„Die vom Eingriff betroffene Baumreihe hat das Landschaftsbild wegen des östlich angrenzenden Walds zwar nicht wesentlich beeinflusst, die Gemeinde wollte dennoch einen Ausgleich für diese Bäume schaffen“, sagt Bürgermeister Oliver Mesch. Daher sei festgesetzt worden, dass die Bartels-Langness Handelsgesellschaft (Bela) zehn Bäume mit einem Mindeststammumfang von zwölf bis 14 Zentimetern zwischen dem Filialneubau und der Hamburger Straße pflanzen muss. Das hat das Großhandelsunternehmen (unter anderem Famila) mit Sitz in Kiel auch umgesetzt. Allerdings scheinen die Jungbäume bereits vertrocknet.
Einzelne Bäume sollen im Ort ausgeglichen werden
Nicht viel besser erging es den im Frühjahr gesetzten und inzwischen wieder entfernten Bäumchen auf dem Spielplatz Lessingstraße. Sie stammten vom Areal der Kita Spatzennetz an der Schulstraße, das für Bau des neuen Aldi-Markts verkauft worden ist. „Wir wollten die Bäume retten, statt sie zu entsorgen. Trotz aller Bemühungen haben es drei der vier Bäume leider nicht geschafft“, sagte Mesch.
Unterdessen räumte der Bürgermeister auch ein, dass es mangels geeigneter Grundstücke nicht immer möglich sei, Ausgleichsflächen für große Bauvorhaben innerhalb der Gemeinde zu finden. Einzelne Bäume würden fast ausschließlich innerhalb der Gemeinde ausgeglichen, vorzugsweise sogar im Geltungsbereich. Bei Knicks und anderen Kompensationsflächen müssten allerdings externe Flächen herangezogen werden.
Ein Teil der Kompensationsflächen liegt in Stormarn
„Für die Anlage von Knicks erfolgt der Ausgleich in der Gemeinde Stoltebüll im Kreis Schleswig-Flensburg. Hier wurden 284 laufende Meter Knick neu angelegt“, so Mesch. Weitere Kompensationsflächen befänden sich im Kreis Stormarn in Rehhorst und Feldhorst.
Da für die neue Kita an der Hamburger Straße 5400 Quadratmeter Jungwald gerodet werden mussten, ist es zu einer 8100 Quadratmeter umfassenden Aufforstung in Koberg (Kreis Herzogtum Lauenburg) gekommen. „Für weitere Ausgleichsmaßnahmen in dem Gebiet hat die Gemeinde in Koberg Flächen in einer Gesamtgröße von 10.206 Quadratmetern erworben“, so Oliver Mesch. Für die allermeisten Eingriffe würde ein Ausgleich geschaffen, das sei wichtig und richtig so. „Allerdings wird dies von den Bürgerinnen und Bürgern häufig so nicht wahrgenommen“, sagt der Trittauer Bürgermeister.