Jenfeld/Barsbüttel. Theater 47 zeigt neue Komödie auf Platt in Barsbüttel. Lohnt es sich, in grellen Outfits für eine Reality-Show zu schwitzen?

Das neue Jahr hat begonnen, die guten Vorsätze sind gefasst. Und die lauten im Fall der kleinen Gruppe, die sich in einem improvisierten Fitnessstudio trifft, durchhalten und abnehmen. Doch auf Nicki (Daniela Faber), Donald (Stefan Dannenhauer), Monika (Kerstin Fürst) und Nickis Bruder Raven (Morten Putzke), den Dorf-Grufti mit der großen Klappe, warten weitaus größere Herausforderungen, als sich mit schweißtreibenden Sportübungen auf Vordermann zu bringen. Denn Sophie (Manuela Veldkamp), Fernsehproduzentin einer Reality-Show, hat es auf sie abgesehen.

Und die hält die Zuschauer des neuen niederdeutschen Bühnenstücks „Sööts, sünst gifft’t Suurt!“ (Süßes, sonst gibt’s Saures), das das Theater 47 in Barsbüttel zeigt, ganz schön in Atem. Die erste Aufführung ist am Freitag, 7. Oktober, um 20 Uhr, weitere fünf folgen. Die Vorstellung am Sonntag, 16. Oktober, ist ausverkauft.

Jeder Einzelne hat sein Päckchen zu tragen

Spielleiterin ist Kerstin Fürst. Doch das ist nicht ihre einzige Aufgabe, sie ist außerdem Darstellerin, näht die Kostüme, macht Pressearbeit und noch mehr. In dem Stück spielt sie die Raumpflegerin Monika. Für Monika wie auch die anderen drei sind die Treffen weit mehr als eine reine Zweckgemeinschaft zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels. Denn ein jeder hat sein Päckchen zu tragen, das sorgsam vor den Blicken der anderen gehütet wird. Doch auch das bestgehütetste Geheimnis kann eines Tages ans Tageslicht kommen. Die Zuschauer können sich also auf allerlei Überraschungen gefasst machen, auch in Sachen Optik kommt es noch richtig dicke.

Kerstin Fürst: „Wenn wir beispielsweise in urkomischen Jane-Fonda-Outfits der 80er-Jahre – wie eine neongelbe Leggins und dazu oben ein Animalprint-Body – versuchen, Sport zu machen, wirkt das sehr übertrieben und gibt sehr viel zum Lachen. Wir sind zwar nicht so enthusiastisch beim Sport, machen uns dafür aber zur Freude des Publikums zum Narren.“ Es sei eine sehr komödiantische Inszenierung. „Ein Schenkelklopfer-Stück mit einer Mischung aus Wort- und Spielwitz.“

17 Jahre alter Gruftie hat zuerst den Durchblick

Doch die Handelnden haben weniger Spaß. Als Raven misstrauisch wird und nach dem Verbleib von Sophie fragt, ist Monika noch optimistisch. Sie sagt: „Hebb Vertroen, Raven. Wat seggt se to’n Abscheed? Ravens prompte Antwort: Sowat as hier heff ik noch nie sehn.“ Monika: „Jau genau. De Kameras köönt al ünnerwegs wesen. Also, laat us kieken, of een van us afnahmen hett un praat is, eh dat wi anfangt mit us lütt Fernseh-Debüt. Ik maak den Anfang.“ Doch statt sich im Ruhm als Reality-Show-Stars sonnen zu können, landen sie ganz schnell wieder auf dem harten Boden der Tatsachen.

Denn Sophie hat einen perfiden Plan. Für die vier kommt es darauf an, sich nicht unterkriegen zu lassen und gemeinsam zur Wehr zu setzen. Dabei läuft besonders Nickis kleiner Bruder, den Donald Sophie als „Dat is hier in’n Dörp us Vampir“ vorgestellt hatte, zur Hochform auf. Der 17-Jährige hat als Einziger den Durchblick und es faustdick hinter den Ohren.

Verein sucht Darsteller und Helfer hinter Bühne

Im Juli haben die Proben für das Stück begonnen, seitdem treffen sich die Darsteller zweimal pro Woche. Die Kostüme haben sie aus dem privaten Umfeld zusammengesucht. Besondere Kleidungsstücke wie der Leo-Dress waren nicht vorrätig und wurden hinzubestellt. Kerstin Fürst berichtet, dass nach zwei Jahren Pandemie, „die schon an unserer Existenz gekratzt haben“, dem Verein einige Darsteller und Mitglieder weggebrochen seien. Auch die Servicecrew habe sich sehr verkleinert. Deswegen müssten die Gäste bei den Nachmittagsvorstellungen Kaffee und Kuchen selbst am Tresen abholen.

„Und so mancher, der sich inzwischen anderweitig umgeschaut hat, ist schwieriger zu motivieren“, sagt die Spielleiterin. Daher würden immer neue Leute gesucht, „ganz besonders beim Bühnenbau und der Technik, die Lust haben zu sägen und zu hämmern“. Sie könnten sich auch als Darsteller versuchen, so Fürst. „Wir schauen, was die Einzelnen für Interessen haben, ob Maske, Soufflieren oder Inspizienz.“ Gesucht würden außerdem Prinzen, Prinzessinnen sowie jugendliche Liebhaber.

Dieses Jahr feiert Verein 75-jähriges Bestehen

„Es war tatsächlich so, dass ich das Stück aussuchen musste anhand der Personen, die ich zur Verfügung hatte.“ Selbst dann hätten noch Anpassungen erfolgen müssen, weil Raven im Original eigentlich als weibliche Rolle angelegt gewesen sei. Auf die Frage, warum das Stück auf Niederdeutsch aufgeführt wird, erläutert Fürst, dass die Förderung der Sprache in der Satzung festgeschrieben sei. Aber nicht zwingend für jedes Stück vorgeschrieben. „Die Musikrevue ,Wochenend und Sonnenschein‘ haben wir in diesem Frühjahr auf Hochdeutsch aufgeführt.“

Mit der Show habe der Verein sein Jubiläumsjahr zum 75. Geburtstag eingeweiht. „Unser Verein wurde 1947 gegründet.“ Nach dem Krieg hätten die Menschen ein Bedürfnis nach Kultur und Unterhaltung gehabt. Nach der umjubelten Premiere in Jenfeld zu urteilen, stehen dem Barsbütteler Publikum jedenfalls vergnügliche und unterhaltsame Vorstellungen bevor.

Termine Fr. 7.10. & 14.10., 20.00, Sa/So 8.10. & 9.10. und Sa 15.10., 15.00 (mit Kaffee & Kuchen), Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule, Soltausredder 28, Karte 15,–, Bestellung: Tel. 040/712 48 12, theater47.de/spielplan/