Bargteheide. Das Prestigeprojekt ist wegen seiner Dimension und der geplanten Eingriffe ins Stadtgrün höchst umstritten.

Für einige Monate war es ruhig geworden um Bargteheides Prestigeprojekt „Südtor“. Mit der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung und Verkehr ist die Debatte um das geplante Bauwerk an der Kreuzung Südring/Hamburger Straße aber aufs Neue voll entbrannt. Nicht wenige, darunter viele Anwohner, halten es für völlig überdimensioniert. Andere stören sich an den Eingriffen in die angrenzende Vegetation. Zudem wachsen die Zweifel an der Umsetzbarkeit des markanten Stadtentrees.

Grundstück ist seit zehn Jahren eine Brache

Eine ganze Dekade lang wusste die Stadt mit der Brache in exponierter Lage nichts rechtes anzufangen. 2012 wollte der ehemalige VW-Händler Russmeyer auf der früheren Koppel einen Ausstellungspavillon bauen. Ein Jahr nach dessen Insolvenz sollte 2014 auf der Fläche ein Fachmarkt mit Drogerie, Getränkemarkt und einer Bäckerei entstehen. Auch dazu ist es nicht gekommen.

Investor Frank Karkow.
Investor Frank Karkow. © Karkow Grundstücksgesellschaft | For New Living

Dann wurde der Großhansdorfer Investor Frank Karkow auf das Filetgrundstück aufmerksam. „Ich hatte sofort etwas Besonderes im Sinn, fernab jener seelenlosen Zweckbauten, die man aus Gewerbegebieten kennt“, sagt der 48-Jährige. Ihm schwebe ein 14 Meter hohes kombiniertes Gewerbe- und Wohngebäude vor, das sich „dominant und mit breiter Brust“ am Stadteingang präsentiert.

Praxen und eine Bäckerei im Erdgeschoss

Im Erdgeschoss sind auf 675 Quadratmetern Praxen und eine Bäckerei geplant. In den drei Etagen darüber sollen barrierefreie Wohneinheiten entstehen, darunter Mikroapartments mit 25 bis 30 Quadratmetern für Pflegekräfte, aber auch altersgerechte Wohnungen für Senioren und Familien. Wie viele, ist bislang unklar.

SPD und Wählergemeinschaft WfB hatten von Beginn an erhebliche Vorbehalte. Zu groß, zu massiv erschien den beiden Fraktionen die Karkowsche Vision vom Südtor. Sie korrespondiere nicht mit der bestehenden Bebauung im unmittelbaren Umfeld und eigne sich durch die räumliche Nähe zum hochfrequentierten Verkehrsknotenpunkt Südring/Hamburger Straße auch nur bedingt für eine Wohnbebauung, heißt es.

Kein geförderter Wohnraum vorgesehen

An dieser Sichtweise hat sich für SPD und WfB offenbar kaum etwas geändert. Im Gegenteil. Als jetzt im Planungsausschuss über die Abwägungen der Stellungnahmen zur beabsichtigten zweiten Änderung des Bebauungsplans 33 diskutiert wurde, bekräftigten Vertreter beider Fraktionen ihre Ablehnung des Projekts.

„Dass bei so einer Gebäudehöhe kein Anteil an gefördertem Wohnraum möglich sein soll, hat uns von Anfang an gestört“, sagte SPD-Stadtvertreter Peter Beckendorf. Momentan würden in Bargteheide rund 300 Wohneinheiten in diesem Segment fehlen. „Angeblich sind sich alle Fraktionen dieses Bedarfs bewusst. Und trotzdem soll hier ein Projekt durchgepeitscht werden, dass nicht einmal gedeckelte Mieten von zehn Euro pro Quadratmeter vorsieht. Das ist Inkonsequenz in Reinkultur“, monierte Beckendorf.

SPD: Planungen sind nicht ausgewogen

Jetzt räche sich, dass die Stadt keinen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg gebracht habe, ergänzte Parteifreund Jürgen Weingärtner: „So sind die Planungen jedenfalls alles andere als ausgewogen. Und es ist nur allzu verständlich, dass damit auch die Anwohner nicht einverstanden sind.“

FDP-Fraktionschef Gorch-Hannis la Baume, der Investoren ohnehin gern freie Hand ohne zusätzliche Auflagen lässt, verteidigt das Projekt hingegen. Immerhin entstehe ja Wohnraum, den die Stadt so oder so dringend brauche. „Hier hat er einen hohen energetischen Standard, über den wir uns nun wirklich nicht beschweren sollten“, erklärte der Freie Demokrat. Wenn das Gebäude nun auch noch von einem echten statt einem extensiven Gründach gekrönt werde, sei für das Stadtklima viel gewonnen.

Für Sicherheitsabstand muss alter Knick weichen

Das beurteilt WfB-Fraktionschef Norbert Muras vollkommen anders. Dass für Karkows Pläne ein alter Knick weichen müsse und es darüber hinaus einen weitergehenden Eingriff ins benachbarte Grün gebe, sei nicht akzeptabel. Um den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand des Baufelds zur angrenzenden Waldfläche von 30 Metern einhalten zu können, genehmigte die Untere Forstbehörde inzwischen eine partielle Waldumwandlung auf 1250 Quadratmetern.

„Im Vorwege waren bereits sechs gesunde Bäume auf der Nordseite des Baufensters gefällt worden, weil sie angeblich ein Sicherheitsrisiko darstellten. Dass diese Fällungen nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Bauvorhaben standen, kann mir niemand weismachen“, übte Muras unverhohlen Kritik. Ich Richtung la Baume schob er noch nach, man würde nicht in diesem Ausschuss sitzen, um Investoren maximale Gewinnchancen zu ermöglichen.

Grüne haben mit Waldumwandlung kein Problem

Dass neben der CDU auch die Grünen das Prestigeprojekt samt Eingriffen ins Stadtgrün goutieren, kam im Auditorium mit vielen Anwohnern nicht gut an. Bei der Waldumwandlung würden doch 60 Prozent aller Gehölze auf der Fläche erhalten bleiben, rechtfertigte Fraktionschefin Ruth Kastner die Zustimmung der Grünen. „Außerdem sind auf einer doppelt so großen Fläche von 2500 Quadratmetern Ersatzpflanzungen nördlich der Straße Am Krögen und westlich des Fischbeker Wegs geplant“, so Kastner.

Mit sieben zu fünf Stimmen wurde ein Fortgang des Projekts im Planungsausschuss letztlich befürwortet. Zur finalen Abstimmung kommt es allerdings erst in der Auftaktsitzung der Stadtvertretung nach der Sommerpause am nächsten Donnerstag, 1. September. Für alle Kritiker die letzte Hoffnung, dass das Südtor noch abgerüstet wird.