Bargteheide. Die Firmengruppe stb care aus Bargteheide startet mit Videoclips eine Imagekampagne in den sozialen Netzwerken.
Ein Muskelmann beim Hanteltraining unterlegt mit der Frage: Du denkst, das ist Kraft? Im Gegenschnitt ein Pfleger, der eine betagte Frau aus dem Rollstuhl hebt und die Feststellung: Wir denken, das ist Kraft! Mit einer ungewöhnlichen Imagekampagne will das Bargteheider Unternehmen stb care einen neuen, einen anderen Blick auf Pflegeberufe vermitteln.
Ende 2021 fehlten bundesweit 35.000 Pflegekräfte
„In den Medien entsteht oft ein zu negatives Bild unserer Branche, dem wollen wir etwas entgegensetzen. Weil Pflege weit mehr ist als Stress und Hektik, Überstunden und Überlastung“, sagt Mathias Steinbuck, Geschäftsführer des Familienbetriebs, der in Stormarn fünf stationäre Pflegeeinrichtungen, einen ambulanten Pflegedienst und eine Pflegeschule betreibt.
Die galoppierende Inflation, drastisch gestiegene Energiepreise und der russische Krieg gegen die Ukraine haben das Thema aus den Schlagzeilen verdrängt. Dabei hat es nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren. Einem Gutachten des Instituts der deutschen Wirtschaft im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zufolge fehlten Ende vergangenen Jahres bundesweit mindestens 35.000 Fachkräfte in der Pflege.
Mindestlöhne steigen in drei Schritten
Die Corona-Pandemie hat die Situation noch einmal verschärft. Wegen der enormen zusätzlichen Belastung waren Tausende Pflegekräfte in andere Berufe abgewandert oder haben ihre Arbeitszeit reduziert. „Die Pandemie und ihre Folgen haben uns jeden Tag vor Augen geführt, dass unsere Gesellschaft ohne Pflegekräfte nicht funktioniert“, erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD).
An solch markigen Worten hat es selten gemangelt. An konkreten Maßnahmen, dem Pflegenotstand beizukommen, hingegen schon. Ein erster, wesentlicher Schritt gelang nun mit einer finanziellen Aufwertung der Pflegeberufe: Ab 1. September sollen die Mindestlöhne in drei Schritten steigen. Für Pflegehilfskräfte ist eine Anhebung auf 14,15 Euro pro Stunde avisiert, für qualifizierte Pflegehilfskräfte auf 15,25 Euro, für Fachkräfte auf 18,25 Euro. „Nur wenn in der Pflege Tarif und mehr die Regel ist, wird der Beruf attraktiv bleiben“, weiß auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Einstiegsgehälter von 4000 Euro sind möglich
Deshalb wurde in den vergangenen Monaten auch bei der Ausbildungsvergütung deutlich nachgebessert. Mit Entgelten zwischen 1100 und 1300 Euro je nach Ausbildungszweig ist die Pflege im Reigen der Ausbildungsberufe längst konkurrenzfähig. „Und mit Einstiegsgehältern von rund 4000 Euro nach Anhebung des Mindestlohns, inklusive diverser Zulagen, sowieso“, sagt Mathias Steinbuck. Damit habe sich die Verdienstdebatte, früher eine große Einstiegshürde, deutlich entschärft.
Aber, Geld ist nicht alles. „Wir müssen wieder viel stärker in den Vordergrund stellen, dass wir es hier mit einem zutiefst sinnstiftenden Beruf zu tun haben,“ sagte Schleswig-Holsteins ehemaliger Sozialminister Heiner Garg (FDP) bei einem Besuch im Bargteheider Bildungszentrum Malepartus Mitte April.
An die erste Kampagne von 2018 angeknüpft
Genau da will die Kampagne von stb care ansetzen. „Wir haben dabei an unsere erste Kampagne 2018 angeknüpft, bei der Mitarbeiter aus den einzelnen Einrichtungen der Unternehmensgruppe auch schon in Videos für neue Kolleginnen und Kollegen geworben haben“, so Steinbuck.
Nun soll die gesellschaftliche Dimension der Pflege verdeutlicht und gezeigt werden, wie interessant und vielfältig das Berufsbild ist und wie erfüllend der Dienst am Menschen sein kann. Zumal es neben den unmittelbaren Aufgaben in der Pflege auch noch den hauswirtschaftlichen Bereich gebe, in dem ebenfalls viele Fähigkeiten und Fertigkeiten gefragt seien.
Die 340 Mitarbeiter stammen aus 27 Nationen
Steinbuck streicht vor allem auch das gute, familiäre Betriebsklima in den einzelnen Teams der verschiedenen Einrichtungen heraus, zu denen neben dem Wohnpark Malepartus, der Fasanenhof und das Seniorendorf in Bargteheide, sowie der Wohnpark Klein Hansdorf und das Seniorenzentrum Traveblick in Lübeck zählen.
Um das Zusammenwirken der rund 340 Mitarbeiter aus 27 Nationen optisch noch professioneller in Szene setzen zu können, versicherte sich Steinbuck der Unterstützung durch den Bargteheider Profifotografen und Kreativkopf Jürgen Müller und dessen Team aus Grafikern, Mediengestaltern und Social-Media-Experten.
Videos sind bereits über YouTube abrufbar
„Die Kampagne ist zugeschnitten auf die sozialen Netzwerke wie Facebook und Instagram, um möglichst viele Menschen und potenzielle Pflegekräfte zu erreichen“, sagt Müller. Dafür seien im ersten Schritt die fünf emotionalen und Gegensätze aufzeigenden Image-Videos produziert worden. Sie sind bereits jetzt über Facebook und den Videokanal YouTube abrufbar. „In einem zweiten Schritt werden sie kombiniert mit weiteren Testimonials, um die ersten Eindrücke zu vertiefen“, erläutert Müller.
Bereits kurz nach der Veröffentlichung sind die ersten Bewerbungen bei stb care eingegangen. „Die gesellschaftliche Akzeptanz der Pflege ist bereits groß“, sagt Mathias Steinbuck. Vielleicht gelinge es, mit der Kampagne weitere Menschen für einen Job in der Pflege zu begeistern. „Je besser wir unsere Stellenpläne auslasten können, umso mehr Kraft und Freude haben die Mitarbeiter für ihre wichtige Arbeit“, ist Steinbuck überzeugt.