Großensee. An heißen Tagen kommen bis zu 8000 Gäste. Die Rettungsschwimmer opfern ihre Freizeit, damit die Menschen sicher baden können.

Sommer, Sonne, Sonnenschein: Der Hochsommer ist in vollem Gange. Die Schulen sind geschlossen, Badeseen und Freibäder dafür voll mit Kindern, Jugendlichen, Familien und Senioren, die das sommerliche Wetter genießen wollen. Vergangene Woche kletterte das Thermometer auf über 40 Grad. Auch heute werden Temperaturen um die 30 Grad erwartet. Zur Urlaubs- und Ferienzeit haben Jan Wrobel und seine Kollegen von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Ortsgruppe Stormarn dieser Tage besonders viel zu tun.

Jan Wrobel hat mit sechs Jahren in der Ortsgruppe zu schwimmen angefangen. Mittlerweile ist er nicht nur Leiter Einsatz, sondern leistet auch seit zehn Jahren Wachdienst am Freibad Südstrand am Großensee und ist dort Wachleiter. Seine Kollegen und er passen auf die großen und kleinen Badegäste auf und sind im Notfall zur Stelle. Die DLRG hat eine entsprechende Vereinbarung mit der Gemeinde Großensee. „Die Zusammenarbeit klappt gut“, sagt Jans Vater Hauke Wrobel, Vorsitzender der DLRG Stormarn.

Immer wieder verlieren abgelenkte Eltern ihre Kinder aus den Augen

Rund 300 Menschen sind laut DLRG-Statistik 2021 in Deutschland ertrunken. Das war der niedrigste Stand seit Beginn der Erfassung im Jahr 2000 – doch auch am Großensee gibt es immer wieder gefährliche Situationen. „Betrunkene Menschen sind zum Beispiel ein Problem“, sagt Jan Wrobel. „Das hat in den vergangenen Jahren zugenommen.“ Alkoholisierte Personen überschätzten sich oft selbst. Dreimal musste die DLRG aus diesem Grund im vergangenen Jahr Menschen retten, teilweise seien die Situationen lebensbedrohlich gewesen.

Aber nicht nur Betrunkene neigen zur Selbstüberschätzung, weiß Wrobel. „Damit haben vor allem wir Männer grundsätzlich ein Problem.“ Immer wieder komme es vor, dass Menschen vom Ufer aus zur nahe gelegenen Insel schwimmen wollen und die Entfernung unterschätzen. „Tatsächlich sind es bis zur Insel etwa 700 Meter – und nicht 200, wie einige denken“, so Jan Wrobel.

Freibad am Großensee: So arbeiten die Lebensretter

Gefährlich könne es auch werden, wenn Eltern ihre Kinder aus den Augen verlieren. Wrobel: „Ich sammle oft kleine Kinder mit Schwimmflügeln aus dem Schwimmerbereich und frage nach ihren Eltern, weil die nicht zu sehen sind. Wenn ich die Kleinen dann zurückbringe, schauen die Eltern von ihrem Handy auf und sind ganz irritiert, weil sie dachten, dass das Kind direkt vor ihrer Nase spielt.“

Gerade Schwimmflügel suggerierten eine trügerische Sicherheit, sagt der Rettungsschwimmer. „Schwimmflügel sind super im Nichtschwimmerbereich. Wenn Kinder mit Schwimmflügeln aber ins tiefe Wasser springen, machen sie die Arme nach oben. Die Schwimmflügel haben Auftrieb und bleiben an der Wasseroberfläche – aber das Kind rutscht durch.“

In den zehn Jahren, in denen Wrobel Wachdienst am Großensee macht, ist glücklicherweise noch niemand ertrunken. Damit das auch so bleibt, sollten Badende die wichtigen Regeln beachten: Nicht betrunken ins Wasser gehen, nicht aufgeheizt ins kalte Wasser springen – denn sonst drohen Kreislaufprobleme –, nicht in unbekannte Gewässer springen, sich nicht selbst überschätzen, nur baden gehen, wenn man sich gut fühlt und möglichst nicht allein schwimmen.

DLRG: Gemeinschaft motiviert Jan Wrobel für sein Ehrenamt

Nicht nur, weil er durch sein ehrenamtliches Engagement Menschen helfen kann, ist Jan Wrobel mit großer Leidenschaft in der DLRG, sondern auch wegen der Gemeinschaft. „Das hier hat immer noch den Charme eines Jugendcamps“, sagt er. Die meisten Helfer kennen sich seit vielen Jahren.

„Wenn wir Dienst haben, beginnt der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück. Dann tragen wir die Rettungsgeräte runter, machen das Boot klar und besetzen ab 9.30 Uhr den Steg.“ Eine Schicht dauert neun bis zehn Stunden und ist üblicherweise mit vier bis fünf Personen besetzt: Ein Wachführer im oberen Raum ist jederzeit ansprechbar und versorgt zum Beispiel kleinere Verletzungen oder Wespenstiche. Hinzu kommen drei bis vier Rettungsschwimmer, die unten am Steg auf die Gäste aufpassen. In der Wache am Großensee befinden sich sämtliche Geräte und Utensilien, die die Rettungsschwimmer brauchen könnten – seit Kurzem auch ein eigener Defibrillator.

Frühzeitiges Eingreifen beugt lebensbedrohlichen Situationen vor

Die Brigitte-Voß-Stiftung mit Sitz in Oststeinbek hat der DLRG bereits im vergangenen Jahr ein Gerät gespendet, zwei weitere sind kürzlich dazugekommen. Neben dem einen in der Wache befinden sich zwei weitere in den Fahrzeugen der Ortsgruppe. „Man kann nur staunen, was die Leute der DLRG leisten“, sagt Stiftungsgründer Holger Voß.

„An heißen Tagen wie in der vergangenen Woche versuchen wir, unser Personal immer noch aufzustocken“, sagt Hauke Wrobel. Denn dann strömen bis zu 8000 Besucher in das Strandbad. Bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius halten es die Rettungsschwimmer auch nicht lange in der prallen Sonne aus, müssen sich teils alle 30 Minuten abwechseln.

Etwa 20 Mitglieder der DLRG Stormarn leisten im Freibad Großensee Wachdienst. Dabei werden sie von weiteren Ortsgruppen des Kreises unterstützt.

Dass Personen gerettet werden müssen, kommt selten vor

„Dass wir wirklich Personen retten müssen, kommt zum Glück selten vor, in dieser Saison zum Beispiel noch gar nicht“, sagt Jan Wrobel. Das sei auch der Tatsache zu verdanken, dass seine Kollegen und er früh genug eingreifen. „Wir passen zum Beispiel gut auf Nichtschwimmer auf“, so der Ehrenamtler. Dass er für den Einsatz in der DLRG seine Freizeit, Wochenenden und sogar Urlaub opfert, darüber denkt er gar nicht groß nach. Er macht das einfach gern.

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Seine Mutter Kirsten Wrobel, Schatzmeisterin der DLRG-Ortsgruppe Stormarn, sagt: „Unsere Leute stellen ihre eigenen Interessen zurück und setzen sich dafür ein, dass die Menschen hier sicher baden können.“ Die meisten von ihnen hätten – im positivsten Sinne – ein leichtes oder auch stärker ausgeprägtes Helfersyndrom. „Das Vorurteil, dass junge Menschen kein Interesse hätten, sich ehrenamtlich zu engagieren, kann ich nicht bestätigen“, sagt Hauke Wrobel. „Im Gegenteil. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene investieren bei uns ganz viel Zeit und Herzblut.“

Obwohl es keine akute Rettungsschwimmerknappheit bei der DLRG Stormarn gibt, freut sich das Team immer über Verstärkung (Kontakt: Telefon 04532/289 47 60). „Schön wäre, wenn diejenigen ein Rettungsschwimmerabzeichen in Silber haben“, sagt Hauke Wrobel. Aber auch, wer nur Bronze hat, ist willkommen. „Da sind wir offen.“