Braak/Basthorst. Warum das Stormarner Team Bullimoon die 7500 Kilometer lange Rallye Baltic Sea Circle bestreitet.

Honeymoon, das ist für viele frisch vermählte Paar eine romantische Reise, bevorzugt zu einer Destination unter Palmen an einem fernen Gestade. Um dort nach dem ganzen Hochzeitsstress zu entspannen und das Eheglück zu genießen. Kann man so machen, muss man aber nicht. Das sagten sich Karoline Marburger (36) aus Braak und Jens-Peter Koppermann (36) aus Hamburg und buchten kurzerhand einen Abenteuer-Trip. Am Sonnabend, 18. Juni, gehören sie zu jenen 286 Teams, die auf dem Gut Basthorst die Rallye Baltic Sea Circle (BSC) 2022 in Angriff nehmen. In 16 Tagen 7500 Kilometer im eigenen Gefährt einmal um die Ostsee lautet die Herausforderung. Man gönnt sich ja sonst nichts.

„Wir wollten einfach etwas Besonderes unternehmen, um unsere Flitterwochen zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen“, sagt Karoline. Die Idee sei den beiden 2018 bei einer Urlaubsreise nach Schweden gekommen. „Da standen wir an der Fähre auf einmal mitten in einem Tross von Fahrzeugen mit Startnummern und dem Logo des Baltic Sea Circle“, erinnert sich Jens-Peter.

Bulli hat schon über 309.000 Kilometer auf dem Tacho

Teil der Fotochallenge: Karoline als Wikinger verkleidet auf einem SUP.
Teil der Fotochallenge: Karoline als Wikinger verkleidet auf einem SUP. © Privat | Privat

Diese Rallye erschien den beiden gerade recht, um nach standesamtlicher Trauung im April 2021 und der kirchlichen im Mai dieses Jahres ihre Hochzeitsfeierlichkeiten zu krönen. „Sich auf einen wilden Ritt durch neun Länder und atemberaubende Landschaften einzulassen, der uns bis ans Nordkap führen wird, erschien uns überaus reizvoll“, sagt Karoline. Zumal unterwegs an einsamen Stränden, rauen Kliffen und malerischen Fjorden überraschende Aufgaben zu absolvieren sein werden, die einiges an Kreativität und Improvisationsvermögen abverlangen.

Geübt haben die beiden solch eine Tour bereits bei einer Neuseeland-Rundreise vor zwei Jahren anlässlich ihrer Verlobung. Seinerzeit waren sie in einem klapprigen Toyota unterwegs. Diesmal vertrauen Karoline und Jens-Peter, die seit 2011 ein Paar sind, auf den VW-Bulli der Familie Marburger. Mehr als 309.000 Kilometer hat der 1999 gebaute T4 mit 102 Pferdestärken schon zurückgelegt. „Im Frühjahr ist er einer Generalinspektion unterzogen worden“, berichtet Karoline. Dabei seien dem geliebten Gefährt unter anderem ein neuer Keilriemen und ein Satz neue Reifen verpasst worden.

Sie ist der Teamkäpt’n, er der Chefmechaniker

Mit dem Bulli, der mit zwei Schlafplätzen, einem Gaskocher und einem üppigen Wassertank ausgestattet ist, verbinden sich für Karoline wunderschöne Erinnerungen an Urlaubsreisen als Kind nach Italien und Griechenland. „Deshalb bin ich überzeugt, dass er uns nun auch auf den wesentlich raueren Wegen gen Norden nicht im Stich lassen wird“, sagt sie.

Auf der Reise durch Skandinavien, das Baltikum und retour nach Hamburg fungiert Karoline als Teamkapitän. „Als solcher werde ich natürlich auch möglichst oft am Steuer sitzen“, versichert sie. Jens-Peter sei hingegen der Chefmechaniker an Bord. „Natürlich darf er auch mal fahren. Vor allem dann, wenn die Strecke besonders kurvig oder reizvoll wird“, erklärt Karoline mit einem Augenzwinkern. Dann müsse sie nämlich „Ausschau halten“ und wolle die vorbeiziehende Landschaft „verantwortungslos“ genießen.

Karoline arbeitet für Nationale Raumfahrtagentur

Für irdischen Zauber lässt den beiden Abenteurern ihr beruflicher Alltag kaum Zeit. Karoline arbeitet bei der Nationalen Raumfahrtagentur in Bonn und vertritt als Delegierte zugleich die deutschen Interessen bei der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA). „Ich habe mich schon immer für Astronomie und internationale Beziehungen interessiert. Da lag es nahe, mich auch beruflich mit den Sternen zu befassen“, erzählt sie.

Nach dem Abitur in Hamburg hat sie an der Uni Twente im niederländischen Enschede drei Jahre Wirtschaft, Politik und Recht bis zum Bachelor studiert und im dänischen Aarhus ihre Masterarbeit geschrieben. Natürlich mit einem Thema aus dem All – zum satellitengestützten Navigationssystem Galileo.

Jens-Peter überwacht den deutschen Luftraum

Es folgten ein Praktikum im UN-Office für Weltraumangelegenheiten in Wien und zwei Jahre als Trainee bei der ESA in Paris. Bei der Deutschen Raumfahrtagentur verantwortet sie die Finanzplanung und den engen Austausch mit der ESA. „Wenn unsere Technikexperten an der Idee für einen neuen Space-Rover tüfteln, muss ich mich um das notwendige Forschungsgeld dafür kümmern“, erklärt sie.

Die Luftfahrt ist auch das Metier von Jens-Peter. Er überwacht als Berufssoldat im wichtigsten westlichen Fliegerhorst der Bundeswehr in Nörvenich zwischen Köln und Aachen den deutschen Luftraum. Dort verfolgt er im Tower und in der Radarstation nicht nur die Einsätze der Eurofighter, auch zivile Flugzeuge.

Mit fünf Jahren nach Braak aufs Land gezogen

Kennengelernt habe sich die beiden aber nicht etwa auf irgendeinem Flughafen, sondern bei der Party einer gemeinsamen Freundin in Hamburg. Dorthin zieht es das Paar immer wieder. „Zum Glück liegt Bonn ja wenigstens auch an einem großen Fluss“, sagt Karoline. Dennoch lasse beide die Sehnsucht nach der norddeutschen Heimat nie ganz los.

Deshalb sind die beiden nun auch froh und stolz, dass sie die Rallye als Stormarner Team mit einem OD-Kennzeichen bestreiten können. Immerhin ist die gebürtige Hamburgerin Karoline schon im Alter von fünf Jahren mit ihren Eltern ins beschauliche Braak aufs Land gezogen, wohin sie mit ihrem Mann immer wieder gern zurückkehrt.

Bereits vor dem Start Spenden für Kinderhospiz gesammelt

Glücklich stimmt sie zudem, dass sie bereits vor dem Start etliche Spenden für einen wohltätigen Zweck sammeln konnten. Das ist eine der zahlreichen Aufgaben, der sich alle BSC-Teams stellen müssen. „Wir sammeln für das Kinderhospiz Sternenbrücke, das großartige und wichtige Arbeit leistet“, sagt Jens-Peter.

Unterstützt haben sie dabei die Unternehmen ABC Container aus Hamburg, die Segelmacherei Dekker aus Braak, Hegger Immobilien aus Scharbeutz, der Bosch Service Johann Müller aus Hamburg und der 1a Autoservice Oliver Menzel aus Grinau. „Wir danken allen Firmen für ihre Unterstützung und deren gute Wünsche für unsere Tour”, sagt Karoline.