Lasbek. Die Eltern beklagen, dass eine verlässliche Betreuung mit dem jetzigen Träger nicht gewährleistet sei. Was die Gemeinde sagt.
20 Mütter und Väter haben sich mit ihren Kindern vor der Kita Regenbogenland in Lasbek getroffen, um gegen die spontane Schließung von zwei Gruppen zu protestieren. „Es ist offenkundig, dass der Personalschlüssel nicht ausreicht, um diese Kita vertragsgemäß betreiben zu können“, sagt Elternvertreter Dominik Lüder. Es gehe den Eltern aber nicht in erster Linie ums Geld, sondern um eine verlässliche Betreuung ihrer Kinder. „Die ist aber immer öfter nicht mehr sichergestellt“, so Lüder.
Information durch Zettel an der Eingangstür
Erzürnt hat viele Eltern vor allem die Tatsache, dass viele von ihnen von den erneuten gravierenden Einschränkungen des Kitabetriebs nur durch einen Zettel an der Eingangstür erfahren haben. Dort war erst am Dienstagnachmittag zu lesen, dass „aus personellen Gründen“ die türkise und grüne Gruppe „für den Rest der Woche geschlossen“ bleiben. Und auch der für Freitag geplante Ausflug in den Wildpark Eekholt abgesagt ist. Bei weiteren Fragen möge man sich bitte an den DRK-Kreisverband in Oldesloe wenden.
„Ich finde diese Art und Weise der Kommunikation fragwürdig“, sagt Julia Tödt. So könne man mit solch einem schwierigen Umstand nicht umgehen, weil er für viele Eltern einen beträchtlichen organisatorischen Aufwand bedeute, der nicht mal eben nebenbei geregelt werden könne.
Keine Betreuung in den Randzeiten möglich
Aus Sicht von Simone Selken habe sich die Gesamtsituation in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. „Während der Pandemie hat man ja noch vieles hingenommen und eine private Betreuung der Kinder organisiert, wann immer es möglich war“, so die Mutter von vier Kindern. Doch habe sich die Lage seitdem mitnichten entspannt. „Es gibt eine anhaltend hohe Fluktuation, es fehlt an Kontinuität und Regelmäßigkeit“, so Selken.
Der DRK-Kreisverband als Träger spricht unterdessen von einer Ausnahmesituation, da aktuell vier Erzieher und zwei Leitungsmitarbeiter erkrankt seien. „Deshalb kann im Elementarbereich momentan nur eine Gruppe bis 14 Uhr betreut werden“, sagte die Vorstandsvorsitzende Sibylle Schulze dem Abendblatt. Damit entfällt zugleich die Betreuung in den so genannten Randzeiten, sprich vor 8 und nach 14 Uhr. Das werde voraussichtlich auch die komplette nächste Woche so bleiben.
Gruppen müssen oft gemischt werden
Normalerweise sind in der Kita Regenbogenland derzeit 47 Kinder über drei Jahren und 17 Krippenkinder angemeldet, die regulär in je zwei reinen Elementar- und zwei altersgemischten Gruppen sowie einer Krippengruppe betreut werden müssten. Dafür müssten laut Personalschlüssel des neuen Kita-Gesetzes in Schleswig-Holstein zehn Betreuerinnen zur Verfügung stehen. Was zuletzt aber selten tatsächlich der Fall war.
„Im Grunde ist die Kita bereits seit geraumer Zeit personell unterbesetzt“, sagt Elternvertreterin Frederike Dührkop. Deshalb würden die Gruppen oft gemischt und einzelne Gruppen tageweise ganz geschlossen. Das sei bereits im Frühjahr für drei Tage so gewesen und nun wieder.
Dauerbelastung bleibt nicht ohne Folgen
Laut Ottonie Schröder habe die Situation nicht nur Auswirkungen auf die Kinder, die immer häufiger unruhig und unausgeglichen seien, sondern auch auf die Erzieher. „Sie geben sich wirklich alle Mühe, leisten viel und versuchen zu kompensieren, was in ihrer Kraft steht“, berichtet die Mutter von vier Kindern, deren Jüngstes noch bis zum Sommer in die Kita geht. Es sei aber eine Tatsache, dass die Dauerbelastung offenbar nicht ohne Folgen bleibe. „Viele Erzieherinnen gehen auf dem Zahnfleisch und sind dadurch gesundheitlich anfälliger“, so Schröder.
DRK-Vorstandschefin Sibylle bestätigt diesen Befund. Die Pandemie habe beim Personal deutliche Spuren hinterlassen „Es wurde zwar öffentlich nicht häufig kommuniziert, aber die Kitas waren ja grundsätzlich und die meiste Zeit im Dauereinsatz“, so Schulze. Deshalb hätten jetzt viele Einrichtungen, auch anderer Kita-Träger, erhebliche Probleme. Die durch den gravierenden Fachkräftemangel in der Branche noch verschärft würden.
Höhere Benzinkosten haben Fluktuation verstärkt
Schulze konstatiert einen „Verdrängungsmarkt“, in dem die Personalfluktuation generell hoch sei. Nicht zuletzt würden enorm gestiegene Benzin- und deutlich höhere Lebenshaltungskosten viele Mitarbeiter motivieren, nach Stellen zu schauen, die vielleicht näher am eigenen Wohnsitz liegen.
Lasbeks Bürgermeister Harald Lodders bedauert die Eskalation im Regenbogenland. Die Gemeinde habe in den vergangenen Jahren rund zwei Millionen Euro investiert, um die Kita zu vergrößern und zu modernisieren. „Für die internen Abläufe ist jedoch das DRK als Träger zuständig. Die Personalnot ist allerdings ein landesweites Problem, das auf höherer Ebene gelöst werden muss“, so Lodders. So lange sich dort nichts tue, bleibe nur das Prinzip Hoffnung.