Barsbüttel/Kiel. Unternehmer Tom Witt mietet 2000-Quadratmeter-Areal und verkauft Getränke im Piratendorf. Dort spielen auch 40 Bands.
Dieser Tage ist Tom Witt in einer Barsbütteler Lagerhalle reichlich beschäftigt. Dort sind rund 120 Meter Kulissen untergebracht. Sie sind aus Holz und in Handarbeit hergestellt. Der 47-Jährige prüft die Qualität, denn bald werden sie zum Einsatz kommen: auf der Kieler Woche, dem großen Volks- und Segelfest im Juni. Die Stadt erwartet rund drei Millionen Besucher. Witt betreibt mit seinem Geschäftspartner Max Laurent Schönemann die Agentur IWM events und baut auf dem Asmus-Bremer-Platz nahe dem Rathaus in zentraler Lage eine rund 2000 Quadratmeter große Piratenwelt samt Bühne für Konzerte.
Die beiden Unternehmer haben sich das Areal bei der Ausschreibung für die Veranstaltungen auch in den kommenden zwei Jahren gesichert. 2020 und 2021 wurde die Kieler Woche wegen Corona klein gehalten, nun soll wieder in gewohnter Form gefeiert werden. Die Barsbütteler Firma war zuletzt 2019 mit der Piratenwelt vertreten. Im Jahr darauf kümmerte sie sich als Leadagentur um Planung, Konzeption und Umsetzung der Streaming-Inhalte, drehte unter anderem zehn aufwendige Musikvideos.
Firma beschäftigt in Kiel 50 Personen
Witt ist froh, endlich wieder mit der Piratenwelt aufschlagen zu können, zu der neben vier Meter hohen Holzhäusern auch Skelette, Kanonen, Netze, Taue, Plastik-Schwerter, Fahnen und Fässer gehören. Natürlich müssen er und sein Kompagnon in Vorleistung gehen. Über die Höhe der Standmiete sagt der Selbstständige: „Dafür bekommt man einen Mittelklassewagen. Und bevor wir das erste Bier verkaufen, haben wir 150.000 Euro investiert.“
Klingt zwar nach viel, aber bei der Aussicht auf hohe Gästezahlen und einem entsprechenden Konsum von Getränken und Speisen relativiert sich das. Rund 2000 Menschen können sich in der Piratenwelt zeitgleich vergnügen. 50 Personen beschäftigt die Firma in Kiel. „Wir benötigen noch Personal für den Ausschank, Vorbereitung und Abbau“, sagt Witt. Die Kieler Woche beginnt am 18. und endet am 26. Juni. Die Piratenwelt öffnet schon einen Tag früher. Der Eintritt ist frei.
Die Bühne verfügt über eine große LED-Leinwand. Dort werden 40 Bands auftreten, 120 Stunden Live-Musik umfasst das Programm. Der Barsbütteler wird selbst singen. Er ist Bandleader der Coverpiraten, gründete die Gruppe 2012. Was mit sechs Künstlern und Engagements in kleinen Klubs begann, hat sich über die Jahre zu einem Unternehmen mit 14 festen Musikern, drei Technikern, Bandbus und Hightech-Equipment gemausert. Die Coverpiraten gehören inzwischen zu den bekanntesten Themen-Bands in Norddeutschland, haben sich auch schon auf Fuerteventura, in der Schweiz, in Österreich und Polen Publikum präsentiert.
Kinderprogramm entfällt aus Kostengründen
Als Künstler und Agenturchef hat Witt in den vergangenen zwei Jahren wegen der Pandemie harte Zeiten durchgemacht. 2021 war IWM events lediglich beim Bergedorfer Stadtfest mit einem Cocktailstand vertreten. Inzwischen ist wieder Land in Sicht. „Wir sind in den kommenden Monaten für zwölf Großveranstaltungen gebucht, die zwischen drei und zehn Tagen dauern“, berichtet er.
In der Vergangenheit war Witt zum Beispiel Mitveranstalter der Weihnachtsmärkte in Bochum und Mölln, richtete das Stadtfest in seiner Heimat aus, machte Cocktailcatering auf diversen Messen sowie bei der Kitesurf-Trophy in St. Peter-Ording, Büsum, Husum und Warnemünde. Mit der Piratenwelt hat der Betriebswirt etwas Neues geschaffen, Kerngeschäft ist aber nach wie vor der Verkauf von Getränken. Nur das Ambiente ist speziell. Kleiner Wermutstropfen: Kapitän Schwarzbart, eine bekannte Kinderanimation, ist diesmal nicht Bestandteil des Freibeuterdorfes. 2019 ging er mit den Kleinen auf Schatzsuche, Jungen und Mädchen bekamen Geschenke. „Wir müssen nach zwei Jahren Pandemie extrem auf die Kosten achten“, begründet Witt den Verzicht.
Aktionen für Kinder gibt es auf der Kieler Woche jedoch an anderen Plätzen. Ein Höhepunkt wird die Windjammerparade, die in diesem Jahr wieder von der Gorch Fock angeführt wird. Das war zuletzt 2015 der Fall. Zugesagt haben auch ein Segelschulschiff aus dem Oman und mehr als 60 Traditionssegler.
Die Delegationen aus Kiels russischen Partnerstädten Kaliningrad und Sovetsk wurden ausgeladen. In ihrem Schreiben an die beiden Städte betonen Stadtpräsident Hans-Werner Tovar und Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, dass die aktuelle Situation in der Ukraine und die ständige Eskalation des militärischen Konflikts durch Russland nicht dem Gedanken der Kieler Woche als ein internationales Fest der Begegnung und der Völkerverständigung entsprechen.