Bargteheide. Auftritt der Bürgermeisterin bei der Tafel hat jetzt ein Nachspiel. Bauamtsleiterin Jandt-Wahls wechselt in die Kreisverwaltung.

Es war ein Auftritt, der für viel Diskussionsstoff sorgte und in der jüngsten Sitzung der Bargteheider Stadtvertretung am Donnerstag nun ein Nachspiel hatte. In der Einwohnerfragestunde äußerte Manfred Giese harsche Kritik an Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht, die am 8. April die Bargteheider Ausgabestelle der Tafel Ahrensburg besucht hatte. „Das war eine reine Werbeaktion in eigener Sache, die mit dem Bargteheider Tafelteam nicht abgestimmt war und für einen immensen Vertrauensverlust gesorgt hat“, sagte der 79-Jährige emotional aufgewühlt.

Er sprach auch im Namen seiner Ehefrau Waltraud (80), mit der er sich seit 26 Jahren in vorderster Front ehrenamtlich für die Tafel engagiert. Es sei hinlänglich bekannt, dass sie seit vielen Jahren den Einsatz der freiwilligen Helfer koordiniert und unzählige Stunden selbst mit Hand angelegt hat, beim Umschlag und der Ausgabe von Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs.

Besuch verlief angeblich anders als geplant

„Dass über ihren Kopf hinweg dieser Termin vereinbart wurde, ist vollkommen inakzeptabel und hat sie tief getroffen“, berichtete Giese. In diesem Zusammenhang kritisierte er auch die plakative Übergabe von Eisgutscheinen eines örtlichen Unternehmers. „Wir werden bei unserem Bemühen, Bedürftige zu unterstützen, seit Jahren von zahlreichen Firmen uneigennützig und ohne großes Aufsehen unterstützt. Das macht die Aktion in Wahlkampfzeiten umso fragwürdiger“, so Giese.

Tafelvorstand Holger Pruß wies die Vorwürfe kategorisch zurück. „Bereits drei Wochen vor dem Blitzbesuch der Bürgermeisterin habe ich Frau Giese über den Termin informiert“, sagte er dem Abendblatt. Er räumte allerdings ein, dass er anders geplant war, als letztlich erfolgt. Weil am selben Tag die Trauerfeier für den langjährigen Lagermeister der Tafel in Großhansdorf stattfand, habe Kruse-Gobrechts Besuch auf 14 Uhr verschoben werden müssen und sei dann „etwas chaotisch“ verlaufen.

Gegenkandidatin arbeitete ein ganze Schicht mit

„Sie wollte wirklich mithelfen“, versichert Pruß. Doch dann habe sich gezeigt, dass genügend Helfer vor Ort gewesen seien. „Das war lange vorher klar, da die Einsatzplanung Monate im Voraus steht“, kontert Giese. Hätte die Bürgermeisterin tatsächlich eine Schicht mitarbeiten wollen, so wie es ihre Herausforderin Gabriele Hettwer am 11. März über mehrere Stunden tat, wäre das jederzeit möglich und planbar gewesen. Pruß begrüßte Kruse-Gobrechts Besuch dennoch, um noch einmal nachdrücklich um Spenden zu bitten. „Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine hat zu einem gesteigerten Lebensmittelbedarf von 50 bis 60 Prozent geführt“, erklärte Pruß. Zu den Eisgut­scheinen könne er indes nichts sagen, da diese von der Bürgermeisterin organisiert worden seien.

Für Norbert Muras, den Fraktionschef der Wählergemeinschaft (WfB) steht derweil der Verdacht einer „verbotenen Wahlwerbung im Amt“ im Raum, die nach Artikel 20, Absatz 2 Grundgesetz verboten sei. „Einige Sätze des Dankes an die Mitarbeiter zu sprechen und öffentlichkeitswirksam Eisgutscheine zu verteilen, rechtfertigen den Auftritt der Bürgermeisterin in Zeiten des Wahlkampfes nicht“, so Muras. Indem sie das Ganze dann auch noch als amtliche „Pressemitteilung“ aus dem Rathaus an alle Medien versenden ließ, habe sie zum wiederholten Male ihre private Kandidatur mit dem Amt vermischt.

Bauamtschef des Kreises bestätigt Neuzugang

Unterdessen setzt sich der personelle Aderlass in der Stadtverwaltung fort. Am Mittwoch sind die Mitglieder des Kreisbauausschusses per Mail darüber informiert worden, dass Bauamtsleiterin Susann Jandt-Wahls (52) als Fachdienstleitung in die Kreisverwaltung nach Bad Oldesloe wechseln wird. Damit wird sie dem Rathaus Bargteheide keine vier Jahre nach ihrem Amtsantritt Mitte August 2018 den Rücken kehren.

„Die Information ist zutreffend“, bestätigte Bauamtsleiter Thilo Scheuber auf Nachfrage unserer Redaktion. Es habe eine öffentliche Ausschreibung gegeben, auf die mehrere Bewerbungen eingegangen seien. „Bei dem Verfahren in einem Assessment-Center hat Frau Jandt-Wahls einen sehr guten Eindruck hinterlassen, der sich in persönlichen Gesprächen bestätigt hat“, so Scheuber. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit der fachlich kompetenten und als Führungskraft erfahrenen Architektin. „Frau Jandt-Wahls wird den Hochbau und die Gebäudewirtschaft übernehmen. Sie erwartet ein gut strukturiertes Arbeitsumfeld, das sie mit ihrer Expertise sicher bereichern wird“, erklärte Scheuber. Amtsantritt sei der 1. Juli.