Hamberge. 1988 wurde die Autobahn sechsspurig. Nun werden für 3,8 Millionen Euro Wall und Wände errichtet. Baubeginn ist aber erst 2027.

Auf den beim sechsspurigen Ausbau der A 1 vor 34 Jahren versprochenen Lärmschutzwall müssen dieMenschen in Hamberge voraussichtlich noch einmal fünf Jahre warten. So lange dauern die Vorbereitungen: Unter anderem müssen Grundstücke erworben und Haselmäuse umgesiedelt werden. Immerhin ist jetzt der Planfeststellungsbeschluss an die zuständige Autobahn GmbH überreicht worden. Mit dabei war auch Landesverkehrsminister Bernd Buchholz (FDP), der sich 2017 gleich zu Beginn seiner Amtszeit für eine entsprechende Vereinbarung eingesetzt hatte.

Seit Jahrzehnten fordert die Gemeinde im Nordosten des Kreises Stormarn einen besseren Schutz vor dem Rauschen des Verkehrs. Täglich sind auf der Autobahn zwischen Hamburg und Lübeck mehr als 100.000 Fahrzeuge unterwegs.

Vereinbarung war eine der ersten Amtshandlungen von Minister Buchholz

Im Landtagswahlkampf vor fünf Jahren seien die Zeitungen voll davon gewesen, dass die Hamberger ihren Lärmschutz nicht bekommen, erinnerte sich Minister Buchholz beim Ortstermin am Sportlerheim in Hamberge, das direkt neben der Autobahn liegt. „Die Vereinbarung mit der Gemeinde Hamberge im September 2017 war dann eine meiner ersten Amtshandlungen“, so der in Ahrensburg lebende Buchholz, der in der Jamaika-Koalition Chef des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums wurde.

Schon 1988 beim Ausbau der A 1 von vier auf sechs Spuren sei die Gemeinde Hamberge beim Lärmschutz vertröstet worden. Und auch beim Bau der A 20 versprach das Land Verbesserungen. Doch nichts geschah. Als die vorige Landesregierung dann den Bau der E-Highway-Teststrecke auf den Weg brachte und die Gemeinde immer noch keinen neuen Lärmschutzwall bekommen sollte, reichte es Ortspolitikern: Sie drohten mit der Verweigerung ihrer Zustimmung.

Planfeststellungsbeschluss hat bereits fünf Jahre gedauert

Daraufhin habe er mehrfach mit Robert Habeck (Grüne), damals noch Umweltminister in Schleswig-Holstein, telefoniert, so Bernd Buchholz: „Es war mir wichtig, dass wir schnell zu einer Lösung kommen.“, so Buchholz. Am Ende stand eine Vereinbarung: Hamberge stimmt dem E-Highway zu und bekommt die Erhöhung des Lärmschutzwalls.

Von der Vereinbarung bis zum jetzt vorliegenden Planfeststellungsbeschluss sind fünf Jahre vergangen. „Das Beispiel zeigt doch sehr gut, dass wir am deutschen Planungsrecht werden fummeln müssen“, sagte Bernd Buchholz. Und die eigentlichen Bauarbeiten sind noch in weiter Ferne. Buchholz: „Mit dem Beschluss wird erst mal festgestellt, dass die Ökologie in dem Wall beachtet werden muss.“ Vor allem geht es dabei um Haselmäuse. Die kommen in Schleswig-Holstein zwar nahezu überall vor, sind aber dennoch geschützt.

Zunächst wir eine Fläche für Umzug der Haselmäuse bepflanzt

Was das bedeutet, erläuterte Jens Sommerburg, Leiter der Lübecker Außenstelle der Autobahn GmbH: „Zunächst einmal fangen wir im Herbst damit an, eine Ausgleichsfläche zu bepflanzen, auf der die Haselmäuse leben können.“ Das, so seine Schätzung, werde ungefähr drei Jahre dauern, weil die Pflanzen anwachsen müssen.

„Zwischenzeitlich beschäftigen wir uns mit dem Erwerb der letzten Grundstücke und passiven Lärmschutzmaßnahmen“, sagt Sommerburg. Denn selbst durch den neuen Wall können nicht überall im Dorf die gültigen Grenzwerte eingehalten werden. Eigentümer von Gebäuden, an denen die erlaubten Dezibelwerte überschritten werden, erhalten bessere Fenster oder anderen baulich umsetzbaren Lärmschutz. Jens Sommerburg geht davon aus, dass im Herbst 2026 die Ausführungsplanung abgeschlossen ist und 2027 mit dem Bau begonnen werden kann: „Das wird dann die schnellste Phase des ganzen Projektes sein.“

Hamberge soll eine eigene Autobahnauffahrt bekommen

Teil der Vereinbarung der zwischen dem Land und der Gemeinde Hamberge ist auch der Bau einer eigenen Autobahnauffahrt. Mit dieser sogenannten Teilanschlussstelle wird nach Fertigstellung des Lärmschutzes begonnen, dessen Bau- und Planungskosten bei schätzungsweise 3,8 Millionen Euro liegen.

Für die Autobahn GmbH, die seit Januar 2021 für Planung, Bau, Verwaltung und Betrieb der Autobahnen in Schleswig-Holstein zuständig ist, ist es das erste größere Projekt. Leiter Casten Butenschön: „Es freut uns für die Anwohner und die Gemeinde außerordentlich, dass wir als neuer Player innerhalb kurzer Zeit Braurecht erhalten konnten.“

Auch der Bürgermeister wundert sich über Mühlen der Bürokratie

Froh über das Ergebnis ist auch Paul Friedrich Beeck (CDU), der sich seit mehr als 40 Jahren kommunalpolitisch engagiert und seit 2006 Bürgermeister ist. Wenngleich auch er gewisse bürokratische Hürden sieht. „Wir bauen ein neues Klärwerk für etwa dieselbe Summe und haben für das Planfeststellungsverfahren ein halbes Jahr gebraucht“, sagt Beeck. „Da wundern einen die fünf Jahre natürlich schon.“