Bargteheide. Die Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht gerät wegen ihrer Behauptungen zunehmend in Erklärungsnot.

In der Debatte um den rechtswidrigen Kahlschlag zwischen Bornberg und Südring hat Norbert Muras, Fraktionschef der Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB), Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht scharf kritisiert. „Es ist nicht länger hinnehmbar, dass die Stadtvertretung nicht über alle Hintergründe und Zusammenhänge in dieser Angelegenheit informiert wird“, so Muras. Eine einseitige öffentliche Schuldzuweisung gegenüber Untergebenen, die lediglich Beschlüsse ihrer Vorgesetzten umgesetzt hätten, verstoße aus seiner Sicht gegen die Fürsorgepflicht der Verwaltungsleitung.

Zwei Bauhofmitarbeiter als Schuldige benannt

In einem Fernsehinterview mit dem NDR anlässlich eines Ortstermins zur Wiederaufforstung der Kahlschlagsfläche hatte Kruse-Gobrecht vor allem zwei Bauhofmitarbeiter beschuldigt, für den entstandenen Schaden in Höhe von fast 60.000 Euro maßgeblich verantwortlich zu sein. „Bis heute ist aber nicht geklärt, aufgrund welcher Vorgespräche und Anweisungen die Fällaktion durchgeführt wurde“, erklärte Muras. Das müsse nun endlich nachgeholt werden.

Zu klären sei in diesem Zusammenhang auch, wer die Verantwortung für die „gezielt verschleiernde Sprachregelung“ trägt, der sich offenbar alle involvierten Verwaltungsmitglieder „wider besseres Wissen“ zu unterwerfen hatten und haben. Immer wieder ist der Kahlschlag als „zwingend erforderliche Pflegemaßnahme“ und „Pflicht zur Verkehrssicherung“ verteidigt worden.

Fachfirma hat das „Roden eines Waldes“ abgerechnet

Außerdem sei angeblich nicht klar gewesen, dass es sich bei dem Areal überhaupt um Wald gehandelt habe, wie Kruse-Gobrecht auf besagtem Ortstermin zur Wiederaufforstung zum wiederholten Male behauptet hatte. Dass dies offenbar nicht der Wahrheit entspricht, geht aus der Rechnung der Fachfirma hervor, die die Fällung letztlich im Auftrag der Stadtverwaltung durchgeführt hat. Hier wurde expressis verbis das „Roden eines Waldes von ca. 4000 qm“ bestätigt. Alle Bäume seien gefällt worden, die nicht vorab markiert waren.

Dass Kruse-Gobrecht der Status der Fläche als Wald bewusst gewesen sein muss, führt Norbert Muras zudem auf einen Ortstermin am 30. Oktober 2020 auf dem Areal unweit der Kreuzung Südring/Hamburger Straße zurück. Hier hatten Anwohner erfolgreich die Abholzung eines Gehölzbestands verhindert, der in offiziellen Unterlagen als Straßenbegleitgrün deklariert war.

Aus Ortstermin keine Lehren gezogen

Vertreter der Unteren Forstbehörde waren bei dieser Gelegenheit zugegen und belehrten die Stadtverwaltung. Im Schatten der Schallschutzmauer waren viele Bäume dermaßen in die Höhe geschossen, dass Dezernatsleiter Jonas Krause den Bewuchs nun klar und unmissverständlich als Wald einstufte.

„Die Bürgermeisterin stand direkt neben ihm, sie kann seine Ausführungen unmöglich überhört haben“, so Muras. Dennoch sei der da bereits geplante Kahlschlag zwischen Bornberg und Südring, der nur vier Wochen später keine 1000 Meter weiter östlich begann, weder hinterfragt, geschweige denn verhindert worden.