Reinbek. Reinbeker Unternehmen betreibt derzeit 40 Tankstellen für Elektroautos in der Region. 2022 kommen 19 hinzu. Kosten: rund 300.000 Euro.

Noch nie wurden hierzulande so viele Elektroautos neu zugelassen wie in diesem Jahr. Inzwischen sind es mehr als 300.000. Schon im August wurde beim Absatz die Vorjahresmarke von 194.163 Fahrzeugen geknackt. Rund 10.000 mehr waren zu diesem Zeitpunkt verkauft. Die neue Bundesregierung hat ambitionierte Ziele, will Ende 2030 etwa 15 Millionen Pkw mit Batterieantrieb auf deutschen Straßen fahren sehen.

Dafür muss ordentlich Schwung in den Ausbau der Ladeinfrastruktur kommen. Das E-Werk Sachsenwald mit Sitz in Reinbek geht diesbezüglich voran. 40 Stromtankstellen betreibt der kommunale Energieversorger derzeit im Süden Stormarns und im Kreis Herzogtum Lauenburg. 2022 werden 19 Ladesäulen dazukommen – ein Rekord.

Dafür sind 300.000 Euro veranschlagt, allein 130.000 Euro davon für zwei Turbo-Geräte mit Gleichstrom. Sie tanken Fahrzeuge binnen einer Stunde so auf, dass diese bis zu 1000 Kilometer am Stück zurücklegen können. In der Regel dauert es also nur 30 Minuten, weil nur wenige Modelle viel mehr als 500 Kilometer Reichweite haben. E-Werk-Geschäftsführer Thomas Kanitz hofft bei den Investitionen auf einen 40-Prozent-Zuschuss des Bundes. Die Anträge sind gestellt.

Verbrauch an Ladestellen lag im November bei 47.114 Kilowattstunden

Standorte für die neuen Ladesäulen mit jeweils zwei Steckern haben der 63-Jährige und seine Mitarbeiter schon ausgemacht: in Oststeinbek an der Brückenstraße nahe der Feuerwache, wo gerade Seniorenwohnungen entstehen, am Ostkreuzcenter (Schnelllader) sowie im Ortsteil Havighorst Am Turnierplatz. In Barsbüttel wird an der Rahlstedter Straße bei Möbel Höffner eine Turbo-Tanke gebaut, die günstigere Variante Am Heidberg und am Kronshorster Weg. Glinde wird an den Straßen Papendieker Redder, Am Sportplatz, An der alten Wache sowie bei Obi an der Wilhelm-Bergner-Straße bedient.

Reinbek erhält fünf neue Säulen: am Querweg, Am Sportplatz im Stadtteil Ohe, Gutenbergstraße, Stormarnstraße sowie beim Schulzentrum am Mühlenredder. Im Kreis Herzogtum Lauenburg profitieren Wentorf (Hohler Weg, Hansestraße und Wischhoff) sowie Aumühle mit einer Säule am Bahnhof. Laut Kanitz könnte es Standortverschiebungen in den Kommunen geben. Er sagt: „Wir sind noch in Abstimmung mit den Bauämtern.“

Der Verbrauch an den E-Werk-Ladestellen steigt jedes Jahr kontinuierlich, allein im November waren es 47.114 Kilowattstunden, ein Jahr zuvor rund 16.000. Ähnlich sieht es bei den Ladevorgängen aus in diesem Vergleichszeitraum: eine Erhöhung von 924 auf 3085. Die meiste Energie wird laut E-Werk Sachsenwald beim bislang einzigen Schnelllader in Oststeinbek am Ostkreuzcenter umgesetzt. Bei der Anzahl der Autos, die andocken, liegt der Glinder Markt an der Spitze. Die Parkdauer an den Stationen ist nicht beschränkt. Nach dem Aufladen kann ein Pkw dort stehen bleiben und blockiert möglicherweise andere, die Ökostrom benötigen. Insofern können nur beschränkte Angaben zur Auslastung gemacht werden.

Das E-Werk ist auch für sprunghafte Anstiege beim Verbrauch gewappnet. „Wir haben ein leistungsfähiges und junges Spannungsnetz. Die Versorgung ist kein Problem“, sagt Kanitz. Geld verdiene das Unternehmen in diesem Segment noch nicht. „Ich hoffe, dass das in fünf Jahren der Fall ist. Vorerst bleibt es bei einer Investition für die Zukunft.“ Kunden zahlen 29,75 Cent pro Kilowattstunde bei zwei Euro Grundpreis im Monat.

Den größten Bedarf an öffentlichen Ladesäulen sieht Kanitz dort, wo sich Mehrfamilienhäuser befinden. „Wer ein Carport oder eine Garage hat, der möchte auch zu Hause laden“, so der Geschäftsführer. Das funktioniert mit Wallboxen. Kanitz weiß von rund 300 Stück in seinem Geschäftsgebiet. Die Reinbeker hatten 2016 damit begonnen, ein Ladenetz in der Region aufzubauen und in den ersten Jahren ein halbes Dutzend Säulen per anno erstellt.

Energieversorger übernimmt Schwimmbad in Reinbek

Das E-Werk ist auf mehreren Feldern aktiv und expandiert. So wurde 2019 mit den Vereinigten Stadtwerken die gemeinsame Tochtergesellschaft Media Sachsenwald gegründet. Sie plant einen flächendeckenden Glasfaserausbau in der Region, will binnen zehn Jahren 70 Millionen Euro investieren. Dabei werden die Kabel bis in die Wohnung verlegt, schnelles Internet nach FTTH-Standard nennt sich das. Der Einstieg in dieses Geschäft kam nicht von ungefähr. Das Unternehmen hatte viele Gas- sowie Stromleitungen verlegt und dabei auch Leerrohre für Glasfaser.

Jüngster Clou des E-Werks ist die Übernahme des Reinbeker Freizeitbads zum 1. Januar als hundertprozentige Tochter. Es war bisher bei der Stadt angedockt, arbeitet defizitär. Hintergrund des Betreiberwechsels ist ein steuerrechtlicher. Verluste des Freizeitbads sollen mit Gewinnen des E-Werks als Versorger von Strom, Wärme und Gas ausschließlich für das Reinbeker Gebiet zusammengeführt werden. Dadurch sinkt die Steuerlast der Stadt um 200.000 Euro pro Jahr. Mit dem 18-köpfigen Freizeitbad-Team wächst die Zahl der E-Werk-Mitarbeiter auf rund 110.