Ahrensburg. Abfallwirtschaft leidet unter Fachkräftemangel. Abfuhrtermine verschieben sich ab Januar durch Optimierung der Touren.

Ab 1. Januar kommt es in Stormarn zu modifizierten Leerungsterminen für die verschiedenen Abfallbehälter. „Da es sich um einen Kreis mit einer dynamischen Entwicklung handelt, sind Anpassungen unvermeidlich“, sagt Olaf Stötefalke, Sprecher der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Der Bezug neuer Wohnquartiere bedeute ein Plus an Tonnen in allen Müllfraktionen. Deshalb seien die Touren optimiert worden, wodurch sich Leerungstermine verschieben können.

Von heute an bis Ende Dezember bekommen alle 68.000 Rechnungsempfänger der AWSH mit der Post individuelle Abfuhrkalender. Die Veränderungen können zudem jederzeit über das AWSH-Portal und die AWSH-App abgerufen werden. „Über die können sich unsere Kunden sogar informieren lassen, wann welche Tonne bereitgestellt werden muss“, berichtet Stötefalke. 76.000 User würden die App inzwischen nutzen.

Kurzzeitige Verlängerung des Abfuhrturnus möglich

Kommt es durch die Touren-Optimierung zu einer kurzzeitigen Verlängerung des Abfuhrturnus, dürfen betroffene Haushalte zusätzlich blaue Abfallsäcke mit Restmüll bereitstellen, die ohne Kostenaufschlag mitgenommen werden.

Ansonsten werden die Müllgebühren im nächsten Jahr allerdings steigen. „Wir verzeichnen quer durch alle Müllfraktionen zum Teil deutliche Kostensteigerungen bei der Entsorgung“, sagt AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel. Die höheren Energiepreise und steigende Abfallmengen würden natürlich auch auf die Logistikkosten durchschlagen. Hinzu komme ein Anstieg der tarifbedingten Personalkosten.

Entgeltsteigerung für Restmüll beträgt etwa 7 Prozent

All das sei in der neuen Kalkulation der Entgelte für das kommende Jahr berücksichtigt. So werden für die gängigsten Restmüllabfuhren zwischen 0,13 Cent (40 Liter/vierwöchentlich) und 1,64 Euro (240 Liter/zweiwöchentlich) mehr pro Monat fällig, eine Steigerungsrate zwischen 6,8 und 7,1 Prozent.

In das Leistungsentgelt für den Restabfall fließen unterdessen auch die Kosten für die Entsorgung von Sperrmüll, Altpapier und Altkleidern über Depotcontainer sowie private Anlieferungen auf den Recyclinghöfen sowie Kostenanteile für die Abfuhr der gelben Wertstofftonne ein.

Deutlicher Volumenzuwachs beim Bioabfall

Beim Bioabfall steigen die Entgelte für die 80-Liter-Tonne (zweiwöchentlich) um 38 Cent auf dann einen Euro pro Monat, was einer Preissteigerung um 61,3 Prozent entspricht. „Die Rahmenbedingungen sind in diesem Bereich durch verschärfte Regelungen im Düngemittelrecht und die Novelle der Bioabfallverordnung anhaltend schwierig“, erläutert AWSH-Chef Kissel.

Hinzu kommt ein deutlicher Volumenzuwachs. So ist die Kapazitätsgrenze der Anlage in Trittau mit 39.000 Tonnen überschritten worden, weshalb die Mehrmengen nun zu Vergärungsanlagen in Lübeck und Schwerin transportiert werden müssen.

Grundentgelt ist nicht mehr personenbezogen

Neu ist außerdem, dass sich das um 2,76 auf 4,76 Euro pro Monat erhöhte Grundentgelt künftig nur noch am Grundstück bemisst und die Aufsplittung in einen personenbezogenen Teil entfällt. „Seitens der Kunden wurde die Erhebung von personenbezogenen Grundentgelten immer wieder hinterfragt“, so Kissel. Zumal die dazu erforderliche Datenerhebung auch durch Datenschutzbeauftragte kritisch bewertet worden sei.

Für einen durchschnittlichen Musterhaushalt mit drei Personen, einer 60-Liter-Restmülltonne, einer 80-Liter-Biotonne und je zwei 240-Liter-Tonnen für Papier und Wertstoffe hat die AWSH für 2022 im Vergleich zu 2021 eine Entgeltsteigerung um 1,75 auf 11,60 Euro pro Monat errechnet. Sie liegt damit nach 20 Jahren aber noch immer um 2,36 Euro unter dem Wert von 2002. Aufs gesamte Jahr gesehen, steigen die Müllgebühren 2022 für den Musterhaushalt um 21 auf 139,20 Euro.

Drei Höfe öffnen samstags nur alle 14 Tage

Unterdessen schlägt der Fachkräftemangel auch auf den 13 Recyclinghöfen der AWSH in Stormarn und dem Herzogtum Lauenburg durch. „Gestiegene Auflagen zur Qualifikation der dort tätigen Mitarbeiter, insbesondere bei der Entgegennahme von Problemstoffen wie Asbest, Elektrogeräten und anderem Sonderabfall, haben zu Personalengpässen geführt, die eingeschränkte Öffnungszeiten erforderlich machen“, erklärt Dennis Kissel.

Weil es in diesem Bereich fünf unbesetzte Stellen und mehrere Langzeitkranke gibt, bleiben die Recyclinghöfe in Ahrensburg, Reinfeld und Stapelfeld ab Januar 2022 auf unbestimmte Zeit an Sonnabenden in allen geraden Kalenderwochen geschlossen und sind somit nur 14-tägig zugänglich. „Dieser Schritt ist uns nicht leicht gefallen. Er ist momentan aber alternativlos, bis sich die Personallage hier deutlich verbessert hat“, so Kissel.

Impfaufruf auf allen 38 Sammelfahrzeugen geplant

Ab 20. Dezember will die AWSH die Corona-Impfkampagne unterstützen. Bis dahin sollen alle 38 Müllsammelfahrzeuge mit acht Quadratmeter großen Impfaufrufen versehen sein. „So wollen wir als kommunaler Dienstleister unseren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten“, sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke. Im Unternehmen selbst sind inzwischen nur noch drei von insgesamt 125 Mitarbeitern ungeimpft.