Bargteheide. Vorstand will zum Ende des Monats geschlossen zurücktreten. Stadtvertreter Klaus Mairhöfer ist jetzt neuer Vorsitzender.

Der Europaverein der Stadt Bargteheide steckt in einer veritablen Krise, sein Fortbestand ist offenbar ernsthaft gefährdet. Bei der regulären Neuwahl Ende Oktober haben alle fünf Vorstandsmitglieder nicht wieder kandidiert. Zwar erklärte in der Mitgliederversammlung Klaus Mairhöfer seine Bereitschaft, die bisherige erste Vorsitzende Martina Vollrath abzulösen. Doch Nachfolger für die vier anderen Vorstandsposten fanden sich nicht. Die ursprünglich für vergangenen Montag anberaumte Folgeversammlung musste abgesagt werden und ist nun auf Mittwoch, 1. Dezember, verschoben worden.

Unklarheiten über die Wahl von Mairhöfer

„Eigentlich war von uns alles vorbereitet worden. Die Raumfrage war mit der Stadt geklärt, die Einladungen lagen versandbereit“, heißt es in einem Brief vom 12. November an die 85 Mitglieder des Vereins, unterschrieben vom zweiten Vorsitzenden Dirk Bodensiek, sowie von Kassenwartin Angelika Lemsky, Schriftführerin Hannelore Walther und Beisitzerin Annika Lenz.

Dann habe Klaus Mairhöfer jedoch eine eigene Version des Einladungstextes vorgelegt, die der nur noch geschäftsführende Vorstand wegen seiner „Erfahrung der letzten zweieinhalb Jahre“ aber nicht habe mittragen können. Zumal am 27. Oktober nicht einmal klar geworden sei, ob Mairhöfer die Wahl überhaupt angenommen habe. Fest stehe indes, dass der Restvorstand spätestens zum 30. November geschlossen zurücktreten wolle, um „damit den Weg frei zu machen für einen unbelasteten und geregelten Neuanfang“.

Gegenseitige Gastbesuche wurden mehrfach abgesagt

Die allgegenwärtige Corona-Pandemie hat auch die Aktivitäten des Europavereins Bargteheide beeinflusst und überschattet. In diesem und im vergangenen Jahr mussten gegenseitige Gastbesuche der beiden Partnerstädte Déville-lès-Rouen (Frankreich) und Żmigród (Polen) mehrfach abgesagt werden, Kontakte beschränkten sich weitgehend auf Telefonate und E-Mails.

Doch kann allein diese schwierige Ausnahmesituation ein hinreichender Grund dafür sein, dass gleich ein ganzer Vorstand hinwirft? Offene Erklärungen blieben viele schuldig, Anfragen dieser Redaktion wurden teilweise nur hinter vorgehaltener Hand oder gar nicht beantwortet. Man wolle „keine schmutzige Wäsche waschen“ hieß es etwa. Es habe aber Entwicklungen gegeben „die nicht länger hinnehmbar“ seien. Dazu gehörten unter anderem unüberbrückbare Differenzen mit der Rathausführung.

Vorstand beklagt mangelnden Rückhalt und Unterstützung

Auch die ehemalige Vorsitzende Martina Vollrath (Tremsbüttel) wollte sich mit Hinweis auf die Dauerkonflikte zwischen Rathaus und Kommunalpolitik erst nicht äußern. Um dann aber doch einige Sätze zu sagen, die im Vorstand als Statement so abgestimmt worden seien.

„Wir hätten uns mehr Unterstützung seitens der Verwaltung, des Beirats, der Politik, aber auch der Mitglieder gewünscht“, erklärte Vollrath, die dem 1999 gegründeten Verein schon viele Jahre angehört und bereits zwei Jahre Beisitzerin war, bevor sie zur Vorsitzenden gewählt wurde. Zudem habe der Vorstand festgestellt, dass das Interesse an den Städtepartnerschaften sowohl bei den Mitgliedern des Europavereins als auch in den beiden Partnerstädten nachgelassen habe. „Bei vielen Aktivitäten gab es zu wenig Engagement und Erfolg“, so Vollrath.

Alten Ballast zurücklassen und nach vorn schauen

Klaus Mairhöfer, der erst seit einem Jahr selbst Mitglied des Vereins ist, mochte sich mit dem Niedergang des Europavereins nicht abfinden. „Es wäre doch ein fatales Signal, wenn ein Verein mit diesem Namen gerade in dieser Zeit aufgibt“, sagt der partei- und fraktionslose Stadtvertreter. Städtepartnerschaften seien ein wichtiger Mosaikstein, um den europäischen Gedanken des Zusammenhalts bis in die Kommunen hinein mit Leben zu erfüllen. „Die Einheit Europas ist nicht selbstverständlich, man muss für sie und die damit verbundenen Werte kämpfen und sich engagieren. Deshalb sollten wir alten Ballast zurücklassen und nach vorn schauen“, so Mairhöfer.

Dass sich gleich ein ganzer Vorstand zurückziehe, sei sein gutes Recht und über die Beweggründe wolle er nicht urteilen. Allerdings sei auch ihm bewusst, dass „zwischen Vorstand und der Stadtverwaltung nicht immer Harmonie“ geherrscht habe. Das Problem zumindest sollte künftig einem gedeihlichen Miteinander nicht mehr im Wege stehen. Schließlich gilt Mairhöfer als einer der vehementesten Befürworter der Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht (parteilos), die zugleich dem Beirat des Europavereins vorsteht.

Mairhöfer rechnet mit weiteren Bewerbungen

Dass Mairhöfer schon bald neue Vorstandsmitglieder zur Seite stehen werden, daran hat er keinen Zweifel. „Ich weiß von mindestens zwei Personen, die sich am 1. Dezember bewerben werden“, sagte er auf Nachfrage. Ob die allerdings ausreichen werden, ist keineswegs gewiss. Laut aktueller Satzung braucht es mindestens fünf Vorstände. Deshalb hat Mairhöfer einen Änderungsantrag eingebracht, wonach künftig nur noch ein Trio die Geschicke des Vereins lenken soll. Ob das eine Mehrheit der Mitglieder auch so sieht, bleibt abzuwarten. Kommt sie nicht zustande, müsste der Europaverein nach 22 Jahren aufgelöst werden.