Ahrensburg. Verwaltung legt Zustandsbericht vor: Sechs von zehn Straßen erneuerungsbedürftig. Das Gutachten schließt mit einer Warnung

Risse, Schlaglöcher und notdürftige Ausbesserungen: Die Hagener Allee in Ahrensburg gleicht seit Jahren einem Flickenteppich. Ähnlich sieht es auf anderen Hauptverkehrsachsen aus, etwa dem Wulfsdorfer Weg und der Fritz-Reuter-Straße. Dass auch viele andere Straßen in der Schlossstadt dringend einer Erneuerung bedürfen, ist für Autofahrer, die regelmäßig in Ahrensburg unterwegs sind, wohl nicht neu.

Das Ergebnis einer Erhebung zum städtischen Infrastrukturvermögen, das die Verwaltung am kommenden Mittwoch, 3. November, im Bau- und Planungsausschuss vorstellen wird, ist dennoch alarmierend. Demnach sind sechs von zehn Straßen in der Schlossstadt stark sanierungsbedürftig. Das zuständige Tiefbauamt mahnt dementsprechend dringenden Handlungsbedarf an.

Lebensdauer liegt bei 30 bis 50 Jahren

„In Ahrensburg sind 59 Prozent der Straßen mit rund 35 Jahren veraltet und bedürfen einer Erneuerung“, heißt es in dem Gutachten. Die Lebensdauer einer Trasse liegt demnach bei etwa 30 bis 50 Jahren. Der Fahrbahnzustand habe sich im Mittel gegenüber der vorangegangenen Erhebung 2015 von der Note 3,54 auf 3,60 verschlechtert. Die Altersstruktur, die aus der Siedlungsgeschichte der Stadt herrühre, werde in den Straßenzustand in Zukunft massiv beeinträchtigen, so die Gutachter. Daher sei es „unbedingt notwendig, vermehrt Erneuerungen im Bestand durchzuführen“.

Seit 1995 erhebt die Verwaltung alle fünf Jahre den Zustand ihres Infrastrukturvermögens. Dazu zählen neben den Straßen inklusive Geh- und Radwegen auch die Ampelanlagen, die Straßenbeleuchtung und Ingenieurbauwerke wie Brücken und Unterführungen.

Neue Stellen im Tiefbauamt können schwer besetzt werden

„Zweck ist es, der Politik ein Bild über den Ist-Zustand zu geben“, sagt Stephan Schott, Leiter des Ahrensburger Tiefbauamtes. Für die Erhebung hat die Verwaltung ein Ingenieurbüro herangezogen, das die Straßen anhand eines Kriterienkatalogs mit einer Prioritätenzahl bewertet hat. „Da zählen etwa das Alter, die Bedeutung für den Verkehr und die Ausfallwahrscheinlichkeit dazu“, erklärt Schott.

Anschließend hat die Verwaltung die zehn Straßen mit der höchsten Priorität für eine grundhafte Sanierung aufgelistet. Die Erneuerung einiger der aufgeführten Straße wurde bereits auf den Weg gebracht: Die Bünningstedter Straße wird derzeit für 1,5 Millionen Euro saniert und soll im Dezember fertig sein. Das Teilstück der Hamburger Straße in der Innenstadt soll bis Ende 2023 für 3,5 Millionen Euro neu gestaltet werden. Die Sanierung des Waldemar-Bonsels-Wegs für 2,1 Millionen Euro ist bereits beschlossen.

Landesrechnungshof hat Umsetzungsgeschwindigkeit bemängelt

Separat aufgeführt hat die Verwaltung die Straßen, bei denen eine Erneuerung der Deckschicht ausreicht. Hier finden sich Ostring, Beimoorweg, Reesenbüttler Redder, Vogelsang, Schimmelmannstraße, Am Hagen und das Teilstück der Hamburger Straße zwischen AOK-Knoten und Friedhof. „Anhand der erhobenen Daten erarbeiten wir dann Vorschläge für den Finanzplan und den Zeitplan für eine Umsetzung der Maßnahmen“, so Schott. Letztlich sei es aber an der Politik, die konkreten Projekte auf den Weg zu bringen.

Bei der Umsetzungsgeschwindigkeit mahnt das Gutachten ein höheres Tempo an. Bei der derzeitigen durchschnittlichen Erneuerungsgeschwindigkeit von 500 Metern im Jahr, würde es noch 330 Jahre dauern, bis das Ahrensburger Straßennetz einmal vollständig erneuert ist, heißt es in dem Bericht. „Die grundhaften Erneuerungen im Bestandsnetz müssten dringend ausgeweitet werden. Die Umsetzungsgeschwindigkeit hatte der Landesrechnungshof bereits 2017 bemängelt.

Schwierigkeiten bei der Besetzung der Stellen im Rathaus

„Es ist leider so, dass die finanziellen und personellen Ressourcen begrenzt sind, deshalb ist es unmöglich, das gesamte Netz in den Optimalzustand zu bringen“, gibt Schott zu bedenken. Die Verwaltung verweist darauf, dass die Zahl der Stellen im Fachdienst Straßenwesen seit 2015 von 6,14 im Jahr 2015 auf 9,14 Stellen erhöht worden sei. Aufgrund des Fachkräftemangels hätten die Stellen jedoch gar nicht oder nicht zeitnah qualitativ besetzt werden können.

Gleichzeitig sei das Straßennetz durch das Wohngebiet Erlenhof und das Gewerbegebiet Beimoor-Süd von 132 auf 138 Kilometer Länge angewachsen. Erneuerungsbedarf gibt es auch in anderen Bereichen. Die 39 Ampelanlagen im Stadtgebiet etwa sind im Durchschnitt 15 Jahre alt – bei einer Lebensdauer von 20 Jahren. Bis 2026 sollen alle Anlagen durch neue ersetzt werden. Bei den Ingenieurbauwerken schlägt vor allem die anstehende Sanierung des Trogs der Bahnunterführung Woldenhorn/Manhagener Allee zu Buche.

Kosten in Millionenhöhe werden erwartet

2024 soll der 30 Jahre alte Citytunnel für 1,9 Millionen Euro instand gesetzt werden. Gute Nachrichten gibt es bei der Straßenbeleuchtung: Von den 4242 Beleuchtungsköpfen sind inzwischen 1147 auf LED umgerüstet. 2015 lag der Anteil noch bei nur 727 Laternen.

Das Gutachten schließt mit einer Warnung. „Allein schon die Notwendigkeit, weitere Verschlechterungen im Zustand des Infrastrukturvermögens zu verhindern, wird die Stadt Ahrensburg in den nächsten Jahren vor große finanzielle Herausforderungen stellen“, heißt es dort. Bedeutet: Auf die Schlossstadt werden in den kommenden Jahren wohl Kosten in Millionenhöhe zukommen.

Bau- und Planungsausschuss Mi 3.11., 19.00, Saal im Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9