Reinbek. Debatte im Kreis Stormarn über die Defizite der Kita-Reform geht weiter. SPD verteidigt massive Kritik der Awo.
Nach der massiven Kritik der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Soziale Dienstleistungen und Elternvertretern an der Kita-Reform ist eine Debatte über die Defizite des Gesetzes der Kieler Jamaika-Koalition entbrannt. Martin Habersaat, SPD-Direktkandidat für die kommende Landtagswahl im Wahlkreis Stormarn-Süd, bezeichnete jetzt die geharnischte Replik des Chefs der CDU-Landtagsfraktion, Tobias Koch, als zu viel Eigenwerbung für ein „vermeintliches Meisterwerk“ und eine Beschimpfung von Praktikern vor Ort, „die noch nie zu besseren Lösungen geführt“ habe.
Die Awo, die in Stormarn 15 Kindertageseinrichtungen betreibt, sieht insbesondere im nun vorgeschriebenen Fachkräfteschlüssel ein großes Handicap für die Sicherstellung der Betreuungszeiten und die Umsetzung pädagogischer Konzepte. Immer wieder müssten in vielen Einrichtungen Betreuungszeiten gekürzt sowie Gruppen zusammengelegt oder gar geschlossen werden.
Koch hatte Awo gezielte Kampagne vorgeworfen
Der CDU-Politiker Tobias Koch (Ahrensburg) hatte dem Kita-Träger daraufhin eine „gezielte Kampagne“ gegen das Kindertagesförderungsgesetz vorgeworfen. Laut Koch wolle die SPD-nahe Arbeiterwohlfahrt nur von eigenem Unvermögen ablenken. Bei personellen Engpässe könne der Fachkräfteschlüssel in einer Übergangsphase bis 2025 unter bestimmten Voraussetzungen sehr wohl abgesenkt werden.
Für Martin Habersaat krankt die Kita-Reform, an der durchaus nicht alles schlecht sei, dennoch an entscheidenden Punkten. Zwar seien Eltern, Kommunen und dem Kita-Personal Entlastungen versprochen worden. „Tatsächlich wird aber je nach Standort oft nur eine der drei genannten Gruppen entlastet, die anderen beiden schauen in die Röhre“, so Habersaat. Politik werde aber, vollkommen zu Recht, an ihren Versprechungen gemessen.
Zu wenig Energie in Personaloffensive investiert
Für ihn hätte es parallel zur Kita-Reform „eine gewaltige Personaloffensive“ geben müssen. Eine Reform der Ausbildung, bessere Bezahlung der Azubis, endlich eine bezahlte Ausbildung für sozialpädagogische Assistenten, eine massive Werbung für den Beruf. „Leider hat die Koalition hier aber zu wenig Energie investiert“, so der Sozialdemokrat.
Kritik äußere unterdessen nicht nur die Awo. Über höheren Bürokratieaufwand beklagten sich auch viele andere Träger und Kita-Leitungen. „Herr Koch wäre deshalb gut beraten, die Kompetenz der Praktiker vor Ort und die Betroffenheit der Eltern ernstzunehmen und aufzugreifen“, sagt Habersaat.