Braak. Die neue Backstube in Braak ist fertig, ein Hofcafé wird geplant. Und es gibt sogar eine eigene Mode-Kollektion.
Während viele Unternehmen mit wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben, kann Tim Lessau, der gemeinsam mit seinem Bruder Mark das Unternehmen Braaker Mühle führt, auf ein positives Jahr zurückblicken. Mittlerweile hat die Bäckereikette in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie Hamburg 24 Filialen. Alle liegen im Umkreis von maximal 30 Kilometern um die Braaker Mühle. Noch in diesem Jahr wollen die Lessaus ihr Angebot direkt vor der eigenen Haustür erweitern.
In dem Familienbetrieb übernimmt gerade die sechste Generation das Ruder. Tim Lessau, 32 Jahre alt, Bäckermeister, Konditor und Brotsommelier, führt die Bäckereikette inzwischen mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Mark. Vater Joachim Lessau mischt nur noch im Hintergrund mit und backt jeden Sonnabend Brot, welches er dann im kleinen Hofladen neben dem Eingang der Holländermühle verkauft. Der Andrang ist immer groß, und oft kommen Kunden auch unter der Woche vorbei, erzählt Tim Lessau. Genau deswegen gibt es diverse Erweiterungspläne.
Braaker Mühle: Mehr als zwei Millionen Euro wurden in Neubau investiert
„Unser erstes Vorhaben ist nun durch. Die Backstube ist nach jahrelanger Planungs- und ein einhalbjähriger Bauzeit endlich in unser neues Produktionsgebäude umgezogen“, sagt Tim Lessau. Jetzt seien die Wege kürzer. Weitere Vorteile des Anbaus: Die Decken sind höher, es gibt besseres Licht und viel mehr Platz. Auch wurden drei neue Sauerteigkessel angeschafft. Sie stehen in einem separaten Raum und haben ein Fassungsvolumen von mehr als 1000 Liter Sauerteig. „Sie helfen uns, die Entwicklung der Sauerteigkulturen exakt zu steuern“, sagt der 32-Jährige. Mehr als zwei Millionen Euro haben die Lessaus in den Neubau investiert, der rund 1000 Quadratmeter groß ist.
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In der alten Backstube entsteht nun der Versandbereich. Dort werden die Brote und Brötchen in die Kisten verpackt, die die Fahrer dann in die Fachgeschäfte bringen. Auch die Konditorei, die aktuell noch im Nachbargebäude ist, zieht in den alten Teil, der bis dahin renoviert wird, um. „Wir werden sicher noch ein halbes Jahr sehr intensiv herumwerkeln, bis alles passt“, sagt Lessau. Im Herbst sollen noch zwei neue Öfen folgen, da die bisherigen neun Öfen nicht mehr ausreichen. „Während der Pandemie sind wir irgendwie noch kreativer geworden und haben neue Brotsorten kreiert“, sagt Tim Lessau.
16 Millionene Euro Umsatz erwirtschaftet der Betrieb Braaker Mühle
Jede Nacht werden 13 Brot- und 15 Brötchensorten, 20 Arten Kuchen und Teilchen gebacken. Punkt sieben Uhr verlassen die Lieferwagen den Mühlenhof. 16 Millionen Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet der Betrieb. Er hat inzwischen 300 Mitarbeiter, davon 50 in der Produktion. Tim Lessau betont: „Wir wollen keine große Bäckereikette werden. Qualität ist sehr wichtig, und das können wir nur bei bestimmten Entfernungen gewährleisten.“ Im Vergleich zu anderen Anbietern werden die Produkte frisch und somit ohne Vorbacken geliefert. „Für den besonderen Geschmack“, sagt Lessau und schmunzelt.
Vier Verkaufswagen stehen auf den Wochenmärkten
Lessau kann sich vorstellen, dass die Zahl der Filialen bis 2030 auf maximal 30 steigt. Hinzu kommen vier Verkaufswagen, die zehnmal in der Woche auf Wochenmärkten unterwegs sind. Juniorchef Tim Lessau verrät, dass er schon seit einigen Monaten an einem neuen Projekt herumtüftelt. „Wir wollen bald einen modernen Marktstand haben, ein wenig so wie ein Foodtruck.“ Angedacht ist ein „Slide-out-Ofen“. Das heißt, dass direkt auf dem Wochenmarkt Brot gebacken werden könnte.
Doch es gibt noch mehr Neues: So hat Tim Lessau gemeinsam mit Katharina Martin, die für den Marketing-Bereich zuständig ist, und Anja Leisching eine eigene Mode-Kollektion entworfen. „Sie trägt den Namen Mühlenkluft“, sagt Katharina Martin stolz und zeigt auf ihr T-Shirt mit der Aufschrift: Franzbrötchen. Darunter stehen die Koordinaten der Braaker Mühle.
Auf dem Gelände ist auch ein kleines Hofcafé geplant
Neben Shirts, Hoodies, Caps und Socken gibt es auch Westen und Jacken. „Manche zeigen das Logo, andere haben einen witzigen Spruch oder ein historisches Foto von der Braaker Mühle“, sagt Lessau. Für jedes verkaufte Kleidungsstück wird ein Euro an ein soziales Projekt gespendet. „Aktuell unterstützen wir ein Mädcheninternat in Malawi. Dieses Projekt liegt uns sehr am Herzen, da wir bereits von Anfang an dabei sind.“
Zurück zu Vater Joachim, der immer noch gern seine eigenen Brote backt. Er darf sich hoffentlich schon bald über einen Neubau direkt vor der Mühle freuen. Sohn Tim Lessau erzählt: „Wir planen ein kleines Hofcafé mit mehreren Sitzgelegenheiten drinnen und draußen.“ Hinzukommen soll auch ein Unverpackt-Laden. Dieses Projekt könne quasi als Gegenstück zum Back-Drive mit Laden und Café im Gewerbegebiet Braak gesehen werden. „Da haben die Leute die Möglichkeit, auf die Schnelle an Brötchen, Brot und Kuchen zu kommen. Sie können einfach mit dem Auto an den Schalter vorfahren und ihre Bestellung aufgegeben“, so Lessau. Ein erfolgreiches Konzept – besonders in Corona-Zeiten.
Das Mühlencafé soll hingegen ein attraktives Ausflugsziel werden. Lessau: „Dort können unsere Kunden dann verweilen und die Seele baumeln lassen.“