Ahrensburg/Reinbek. Ioki-Fortsetzung, Bargteheider Stadtverkehr, Expressbus im Süden: Bund fördert Projekte mit 3,5 Millionen Euro
Der Kreis Stormarn zählt gemeinsam mit den drei weiteren schleswig-holsteinischen Randkreisen von Hamburg – Pinneberg, Segeberg und Herzogtum Lauenburg – zu zwölf Modellregionen in Deutschland für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) der Zukunft. Das Bundesverkehrsministerium stellt über die Förderrichtlinie „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ bis 2024 bis zu 250 Millionen Euro bereit. Dabei geht es vor allem um die Reduzierung der CO2-Emissionen im Verkehrsbereich.
„ÖVerKAnT“ (Stärkung des Öffentlichen Verkehrs. Kreisübergreifende Angebotsoffensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes) heißt das Projekt der Randkreise, das der Bund mit knapp 18 Millionen Euro fördert. „Für Stormarn erwarten wir 3,5 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre“, sagt Björn Schönefeld, ÖPNV-Planer bei der Kreisverwaltung. Die Förderquote für einzelne Vorhaben beträgt bis zu 80 Prozent.
50-seitige Projektskizze überzeugt Bundesverkehrsministerium
Im Frühjahr dieses Jahres hatten die Hamburger Randkreise ihre 50-seitige Projektskizze eingereicht, die das Verkehrsministerium überzeugte. Bis Ende Oktober kann auch Stormarn entsprechende Förderanträge beim Projektträger einreichen, dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG). Drei konkrete Vorhaben stehen bereits fest:
1. Ausbau des On-Demand-Verkehrs Ioki: Der Shuttleservice mit emissionsfreien Elektroautos soll im Raum Brunsbek/Lütjensee/Trittau und in Ahrensburg über die Testphase hinaus fortgeführt werden. Die Ahrensburger Stadtverordneten haben bereits zugestimmt (siehe Seite 19). Der Kreistag beschließt darüber in den Haushaltsberatungen. Die Umsetzung ist bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember geplant. Denkbar ist die Erweiterung auf andere Regionen.
2. Stadtverkehr für Bargteheide: Die 16.000-Einwohner-Stadt soll nach dem Vorbild von Bad Oldesloe Ringbuslinien mit Anbindung an den Bahnhof bekommen. Emissionsfreie Elektro-Kleinbusse sind montags bis sonntags im 30/60-Minuten-Takt zu günstigen Ortstarifen unterwegs. Angepeilter Starttermin: Fahrplanwechsel Dezember 2022.
3. Express-Buslinie auf der Achse Oststeinbek, Glinde, Reinbek, Trittau: Eine Schnellverbindung zwischen dem Hamburger U-Bahnhof Steinfurther Allee und den Stormarner Orten ergänzt die bestehende Linie 333. Die Strecke könnte über die Möllner Landstraße oder die Autobahn führen. Umsetzung: Fahrplanwechsel Dezember 2023.
Parallel soll der Service für die Kunden verbessert werden, zum Beispiel beim Umsteigen zwischen öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Entwicklung intermodaler Mobilitätsstationen (RuralHubs) mit zusätzlichen Angeboten (etwa WLAN, Fahrrad- und Paketboxen, Sharing) ist ab 2022 in Trittau geplant.
Projekte werden mit Blick auf ihr CO2-Reduktionspotenzial wissenschaftlich begleitet
Außerdem werden ausgewählte Pank-and-ride- sowie Bike-and-ride-Anlagen (beispielsweise mit Lademöglichkeit für E-Bikes) in den HVV-Tarif integriert. Die Buchung ist bequem über die HVV-App möglich. Voraussichtlicher Start: ab 2022 in Ahrensburg.
Schließlich wird noch eine fahrgastbezogene Anschlusssicherung getestet. Bei Verspätungen kann jeder Fahrgast elektronisch signalisieren, ob er einen Anschlussbus oder -zug braucht. Die Umsetzung ist ab 2023 am ZOB in Bad Oldesloe geplant.
Die Projekte werden mit Blick auf ihr CO2-Reduktionspotenzial wissenschaftlich von der Technischen Universität Hamburg-Harburg begleitet. Zudem wird überprüft, wie besonders wirksame Beispiele auf andere Städte und Regionen übertragen werden können.
Zwölf Modellprojekte von Schleswig-Holstein bis Bayern
Kreise Stormarn, Pinneberg, Segeberg, Herzogtum Lauenburg: Kreisübergreifende Angebotsoffensive zum Ausbau und zur Schaffung eines Metropolitanen Stadt-Land-Taktes (ÖVer.KAnT), 17,9 Millionen Euro Fördersumme.
Hamburg: Auf dem Weg zum Hamburg-Takt (AWHT), 29,4 Millionen.
Landkreis Lüchow-Dannenberg: Mobilität und Fläche clever vernetzt im Wendland (CleverMoWe), 4,0 Millionen.
Landkreis Cuxhaven: CuX kreuz und quer – Erfahrungen in Grün (CuX), 0,8 Millionen.
Landratsamt Freyung-Grafenau in Bayern: Digitale Mobilitätsinnovationen (DiMoFRG), 9,4 Millionen.
Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe in Nordrhein-Westfalen: Lippe Intelligent Vernetzt (LIV), 5,5 Millionen.
Verkehrsverbund Warnow: Mehr klimafreundliche Mobilität zur Stärkung von Partizipation und Inklusion in der Regiopolregion Rostock (MIRROR), 29,9 Millionen.
Modellregion Hannover: Wendepunkte im Verkehr (MoHaWiV), 30 Millionen.
Leverkusen und Rheinisch-Bergischer Kreis: Multimodale Mobilität in Leverkusen und im Rheinisch-Bergischen Kreis (MUMOLEVRBK), 9,5 Millionen.
Rhein-Main-Verkehrsverbund, Hessen: RMVall-in – die generelle Mobilitätsplattform, 15,4 Millionen.
Hallesche Verkehrs-AG, Sachsen-Anhalt: STADTLand+ – Mitteldeutschland vernetzt, 20,5 Millionen.
Verkehrsgemeinschaft Region Ingolstadt, Bayern: Neue öffentliche Mobilität durch Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung (VGI newMIND), 29,5 Millionen.