Kandidatencheck: Die drei Bewerber für das Bürgermeisteramt in Ahrensburg beantworten jeden tag eine Frage der Abendblatt-Redaktion.

Ahrensburg. Am 26. September soll in Ahrensburg ein neuer Bürgermeister gewählt werden. Jeden Tag stellen wir den drei Kandidaten Thomas Schreitmüller (von der CDU nominiert), Eckart Boege (SPD) und Christian Schubbert (Die Grünen) eine Frage. Heute: Wie verhindern Sie die für den S-4-Ausbau geplanten hohen Lärmschutzwände?

Thomas Schreitmüller (von der CDU nominiert)

Thomas Schreitmüller (53) tritt als parteiloser Bewerber an, wird aber von der CDU unterstützt.
Thomas Schreitmüller (53) tritt als parteiloser Bewerber an, wird aber von der CDU unterstützt. © HA

Ich differenziere zwischen dem Ausbau der S 4 und der Güterferntrasse. Eine gut getaktete S-Bahn-Verbindung nach Hamburg ist neben dem Regionalexpress attraktiv für Ahrensburg sowie für Menschen aus dem Umland. Im Übrigen auch für diejenigen, die zum Arbeiten nach Ahrensburg bislang mit dem Auto aus Hamburg kommen.

Ein attraktiver Nahverkehr bedeutet auch: weniger Verspätungen und eine schnellere Verbindung. Eine Güterferntrasse durch die Ahrensburger Innenstadt und durch das Stellmoorer Tunneltal mit bis zu sechs Meter hohen Lärmschutzwänden betrachte ich als Katastrophe für Ahrensburg. Deshalb würde ich als Ahrensburger Bürgermeister schnellstmöglich das Gespräch mit den Vertretern der Deutschen Bahn suchen, um die Güterferntrasse abzuwenden.

Ich befürchte jedoch, dass wir auf dem Gesprächs- und Verhandlungsweg keine gute Lösung mehr erreichen. Die Stadt muss sich deshalb für das anstehende Planfeststellungsverfahren von der Landesgrenze Hamburg/Schleswig-Holstein bis Ahrensburg-Gartenholz gut vorbereiten. Denn in diesem Verfahren können wir die Einwände fach- und sachgerecht vorbringen. Ich vermisse bislang eine umfassende Vorbereitung auf dieses Verfahren. Darum würde ich mich unmittelbar kümmern.

Wir brauchen eine naturkundliche und juristische Überprüfung und müssen die Interessen der Ahrensburgerinnen und Ahrensburger gegebenenfalls auf dem Klageweg gerichtlich einfordern. Hierzu wäre ich bereit und dies würde ich den Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung empfehlen. Darüber hinaus muss die Stadt über die Landes- und Bundespolitik Druck aufbauen: Die Strecke muss über weniger besiedeltes Gebiet führen und wir brauchen Gelder für zusätzlichen sogenannten übergesetzlichen Lärmschutz, beispielsweise für Lärmschutzfenster für Häuser in nahe gelegenen Wohngebieten.

Christian Schubbert (Die Grünen)

Der Stadtverordnete Christian Schubbert (52) wurde von den Grünen nominiert.
Der Stadtverordnete Christian Schubbert (52) wurde von den Grünen nominiert. © Bernd Marzi

Der Ausbau der S 4 ist im Zusammenhang mit der Gütertrasse des Fehmarnbeltes zu sehen, die täglich 120 Güterzüge durch Ahrensburg führen soll. Zwei weitere Gleise sollen hierfür am Rande des Tunneltals entstehen.

Das archäologische Grabungsgebiet von Weltrang und das FFH-Gebiet würden massiv beeinflusst. Dagegen müssen wir gemeinsam vorgehen. Zum einen muss die Frage geklärt werden, warum sämtlicher Verkehr über Ahrensburg geführt werden soll. Es wäre viel wirtschaftlicher, wenn in Lübeck der Güterverkehr, der nach Berlin geht, gleich über Schwerin und der Verkehr in den Süden über Büchen und Lüneburg geleitet wird.

Auch der übrige Verkehr darf nicht durch Ahrensburg und das Tunneltal geführt werden. Dazu muss die Bahn von der Verwaltungsspitze aufgefordert werden, die genaue Begründung für die Ablehnung von Alternativtrassen offen zu legen. Der Bahn ist diese Ablehnung auf ihrer Website nur einen einzigen Satz wert. Wenn Ahrensburg keine oder eine unzureichende Antwort erhält, muss der Klageweg beschritten werden. Dazu ist die Verwaltung von der Stadtverordnetenversammlung schon im Jahr 2019 aufgefordert worden, trotz mehrfacher Nachfragen ist bislang nichts passiert.

Das Beste wäre, wenn es uns so gemeinsam gelingt, die Gütertrasse durch Ahrensburg zu verhindern. Die sechs Meter hohen Lärmschutzwände wären dann nicht notwendig. Die Bahn bietet immer nur den preiswertesten Lärmschutz an. Dass durch sechs Meter hohe Wände eine ganze Stadt zerschnitten würde, spielt für die Bahn keine Rolle.

Es gibt jedoch die Möglichkeit, Niedrigschallschutzwände direkt an den Gleisen zu bauen. Diese schlucken den Schall an seiner Quelle, was zu einer Lärmeinsparung von fünf bis sieben Dezibel führt. Die Wände wären effektiver und maximal 80 Zentimeter hoch. In Nordhorn wurden auf diese Weise sechs Meter hohe Wände vermieden.

Eckart Boege (SPD)

Eckart Boege (43), Ortsvorsitzender der Ahrensburger SPD, wurde von seiner Partei ins Rennen geschickt.
Eckart Boege (43), Ortsvorsitzender der Ahrensburger SPD, wurde von seiner Partei ins Rennen geschickt. © SPD Ahrensburg

Von allen bisherigen Fragen ist das die schwerste, weil ich noch keine gute Antwort darauf kenne. Der S-4-Ausbau ist ja nicht das eigentliche Problem; die wirkliche Belastung kommt dadurch, dass die bestehenden Gleise zukünftig ein zentraler Teil der Hinterlandanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung werden sollen.

Es wäre zweifellos im Interesse aller Ahrensburgerinnen und Ahrensburger, wenn wir die Zunahme des Güterverkehrs mitten durch die Stadt und das Tunneltal grundsätzlich vermeiden könnten. Als Bürgermeister werde ich mich intensiv damit auseinandersetzen, welche Möglichkeiten es gibt, dieses Ziel noch zu erreichen.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Ich halte unsere Chancen für gering, an der aktuellen Planung grundlegende Änderungen herbeiführen zu können. Ich befürchte, dafür sind wir nicht nur zwei Jahre zu spät, sondern mindestens ein Jahrzehnt. Das bedeutet nicht, dass es nicht jeden Versuch wert ist. Eine erste konkrete Maßnahme wird sein, die Deutsche Bahn mit allen Mitteln dazu zu bringen, ihre Ergebnisse der Prüfung der Alternativstrecken offenzulegen.

In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, dass wir bei allen Entscheidungen, die wir noch beeinflussen können, frühzeitig und energisch für unsere Interessen kämpfen. Es muss Lösungen für den Lärmschutz geben, die eben nicht zu einer Verschandelung und Zerschneidung der Innenstadt führen. Es muss verbindliche Vereinbarungen geben, die für eine faire Verteilung des Güterverkehrs über verschiedene Streckenführung sorgen. Es muss sichergestellt sein, dass Baumaßnahmen mit dem geringstmöglichen Schaden für Natur und Landschaft durchgeführt werden.

Als Bürgermeister werde ich alle Ressourcen und Hebel nutzen, die mir zur Verfügung stehen, um unter den gegebenen Bedingungen das Beste für Ahrensburg zu erreichen.

Lesen Sie hier die bisherigen Fragen:

Warum sind Sie die beste Wahl als Bürgermeister für Ahrensburg?

Was macht Ahrensburg in Ihren Augen besonders lebenswert?

Welche drei Dinge fehlen in Ahrensburg?

Was möchten Sie in Ahrensburg unbedingt erhalten?

Wie stellen Sie sich die Zukunft der Ahrensburger Innenstadt vor?

Wie bewerten Sie die Parkplatzsituation in Ahrensburg?

Was wollen Sie für Kinder und Jugendliche tun?

Wie stark soll Ahrensburg wachsen?

Wie wollen Sie in Ahrensburg den Klimaschutz voranbringen?

Wie wollen Sie die Bürger bei politischen Themen mitnehmen?

Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit den politischen Fraktionen vor?