Bargteheide. Bewerbung als erste Kleinstadt in Schleswig-Holstein um das Siegel der Förderung für Kinderrechte. Jetzt soll es umgesetzt werden.
„Wir investieren viel in den Bildungsstandort Bargteheide und in gute Rahmenbedingungen für Kinder und Jugendliche“, sagt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. „Hier geht es nicht nur um das Zertifikat, sondern um die Selbstverpflichtung, uns bestimmten Themen zu stellen und diese anzugehen.“ Gut acht Monate ist es her, dass Bargteheide sich als erste Kleinstadt in Schleswig-Holstein um das Siegel der kinderfreundlichen Kommune beworben hat. Bei der Auftaktrunde im Ratssaal, zu der der Verein „Kinderfreundliche Kommunen – Verein zur Förderung der Kinderrechte in den Städten und Gemeinenden Deutschlands“ geladen hatte, wurde klar: Das Ziel ist noch lange nicht erreicht.
Die Schwerpunkte wurden mit einer Befragung ermittelt
Von insgesamt 38 Kommunen deutschlandweit ist Bargteheide nach der Stadt Flensburg die zweite Gemeinde im Norden, die in mehr Kinderwohl investieren möchte. Als erster Schritt wurde nun der Ist-Zustand erhoben und bewertet. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, die Kritik nicht als Defizitliste, sondern als einen bunten Blumenstrauß an Möglichkeiten zu verstehen, betont Dominik Bär, Geschäftsführer der Kinderfreundlichen Kommunen in Berlin. „Nach unserer Erfahrung gibt es keine Kommune, die alle offenen Stellen automatisch abdeckt“, so Bär. „Wir müssen nun besprechen, wo die Interessenschwerpunkte der Gemeinde liegen, um individuelle Ansätze zu finden.“
Der aktuelle Stand der vier Schwerpunkte Vorrang des Kindeswohls, kinderfreundliche Rahmenbedingungen, Partizipation und Information wurde mit einer Befragung von Kindern im Alter von zehn bis zwölf Jahren sowie der Verwaltung ermittelt. Das Ergebnis: Von 333 Fragen hat die Stadt 97 von 272 Punkten erreicht. So gibt es zum Beispiel kein Gesamtkonzept zur Kinderfreundlichkeit. Auch ist weniger als die Hälfte der Sportplätze für die freie Nutzung geöffnet. Und es gibt weder eine spezialisierte Anlaufstelle für Kinder mit Behinderung, noch für geflüchtete Kinder. „Netzwerkarbeit ist ein großes Thema, das allerdings mit dem Jugendarbeitsteam beispielhaft in der Praxis umgesetzt wird“, sagt Bär. „Der Austausch ist hier durch die Vernetzung und die gemeinsame Teamstruktur in den Schulen sichergestellt.“
Struktur des Kinder- und Jugendbeirats soll erarbeitet werden
Eine besonders wichtige Stellschraube für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sei ebenfalls der Kinder- und Jugendbeirat, der in Bargteheide Ende 2019 erstmals gewählt wurde. Durch die Pandemie habe sich nicht viel getan, sagt Joachim Brodmann, Leiter des Jugendarbeitsteams (JAT): „Ob der KiJuB der Politik oder Jugendarbeit zuzuordnen ist, muss noch geklärt werden. An dieser Struktur werden wir in den kommenden Monaten arbeiten.“
Zwanzig Seiten umfassen die Empfehlungen, aus denen die Stadt in den kommenden sechs bis neun Monaten nun einen Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen erstellen wird. „Auch bei der Umsetzung wird unser Team die Stadt selbstverständlich begleiten“, sagt Dominik Bär. „Erst durch messbare und spezifisch bestimmte Ressourcen bekommen wir eine gewünschte Nachhaltigkeit des Projekts.“