Bad Oldesloe. Der Kreis hat auch in diesem Jahr einen mobilen Enforcement-Trailer gemietet. Er wird im vierten Quartal zum Einsatz kommen.

Den Schnellfahrern in Stormarn steht unter Umständen ein teurer Herbst bevor. Wie bereits im vergangenen Jahr wird sich die Kreisverwaltung auch in diesem Jahr einen so genannten Enforcement-Trailer ausleihen. „Das mobile Messgerät wird diesmal allerdings nicht auf der Autobahn 1 stehen, sondern ausschließlich in Bereichen, in denen ein besonderer Schutzbedarf besteht, sprich an Schulen, Kindergärten und Pflegeeinrichtungen“, sagt Andreas Rehberg, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Gefahrenabwehr.

Pro Monat werden für den Trailer 10.000 Euro fällig

Insgesamt 30 Standorte im gesamten Kreisgebiet sind mit dem Verkehrsüberwachungsdienst abgestimmt worden. Wo genau der Trailer zwischen Mitte September und Mitte Dezember stehen wird, bleibt selbstredend vorerst geheim. „Es geht keineswegs darum, auf Teufel komm raus Kasse zu machen, dann müssten wir den Blitzer eher auf der A 1 oder der B 404 aufstellen“, sagte Rehberg dieser Redaktion.

2017 hatten die Kreispolitiker den Vorstoß zu konzertierten Tempokontrollen im Jahr 2018 noch mehrheitlich abgelehnt. Nach zahlreichen Beschwerden aus den Kommunen hinsichtlich anhaltender Raserei selbst in geschlossenen Ortschaften, gab es aber wohl einen Sinneswandel. „Den neuen Beschluss des Kreistages aus dem Vorjahr setzen wir nun jedenfalls um. Eben unter der besonderen Maßgabe, vor allem in sensiblen Bereichen zu messen“, so Rehberg. Dafür würden pro Monat 10.000 Euro an Mietkosten für den Trailer fällig.

Der Blitzer arbeitet autark und braucht kein Personal

Parallel dazu wird der Kreis allerdings auch seine eigene mobile Blitzeranlage einsetzen. Sie ist vorrangig für Geschwindigkeitsüberprüfungen an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen vorgesehen. „Unsere Kollegen können die geplanten Kontrollen trotzdem durchführen, weil der Trailer de facto kein Personal benötigt. Er wird am jeweiligen Standort einmal platziert und misst dann selbstständig“, erklärt Rehberg. Die Auswertung der Ergebnisse übernimmt der Verkehrsüberwachungsdienst Süd in Neumünster.

Er hatte im Vorjahr auch jenen Enforcement-Trailer bereitgestellt, der im Zeitraum zwischen Oktober und Dezember Eingangs der A 1-Baustelle vor dem Lübecker Kreuz Richtung Nord, Höhe Hamberge, aufgestellt war. An besagtem Messpunkt, der noch zum Stormarner Kreisgebiet gehört, galt Tempo 60 als Richtgeschwindigkeit. Eine Tatsache, die viele Autofahrer geflissentlich ignorierten. Und dafür mit einem Foto samt Zahlungsaufforderung bestraft wurden.

Vor dem Kreuz Lübeck 12.100 Verstöße registriert

„Während seiner Einsatzzeit registrierte der Trailer rund 12.100 Geschwindigkeitsüberschreitungen, die ein Bußgeldverfahren nach sich zogen“, sagt Martina Föge vom Fachdienst Öffentliche Sicherheit. Die Bußgelder hätten sich in einem Bereich zwischen 70 und 1800 Euro bewegt. Das Aufkommen an Verfahren war unterdessen so hoch, dass nicht alle Bescheide in der vorgeschriebenen Frist von drei Monaten bearbeitet werden konnten. Zumal auch noch 640 Einsprüche bearbeitet werden mussten.

Der schlimmste Temposünder war vor dem Kreuz Lübeck mit 150 Stundenkilometer geblitzt worden. Er war damit mehr als doppelt so schnell unterwegs, als an dieser Stelle erlaubt. Alles in allem führten die Messergebnisse zu mehr als 100 Fahrverboten.

Hälfte aller Verfahren gingen auf die A 1 zurück

Die Missachtung von Tempolimits spült dem Kreis Stormarn in jedem Jahr viel Geld in die Kasse, Tendenz steigend. Im Vorjahr wurden erstmals mehr als 50.000 Geschwindigkeitsverstöße geahndet. Von Anfang Januar bis Ende Dezember 2020 waren exakt 50.253 gezählt worden – und damit rund 20.000 mehr als 2019. Die eingenommenen Bußgelder hatten sich bis zum Jahresende auf die Rekordsumme von 3,26 Millionen Euro summiert. Das Gros der Bescheide war auf die Autobahn 1 entfallen, die den Kreis auf einer Länge von knapp 60 Kilometern durchquert. „Allein auf diese Trasse entfielen im Vorjahr 22.136 und damit fast die Hälfte aller aktenkundig gewordenen Fälle.

Mit seiner Tempoüberschreitung von 90 km/h war der Raser am Kreuz Lübeck noch nicht mal „Spitzenreiter“ auf der Autobahn 1 in Stormarn. Dieser unrühmliche Titel gebührte im Vorjahr einem Fahrer, der bei erlaubten 120 Stundenkilometern mit 219 km/h unterwegs war, einer Überschreitung von 99 km/h. Noch verantwortungsloser gab ein Raser Gas, der in einem Tempo-80-Bereich mit 187 km/h gemessen wurde und es damit auf eine Überschreitung von 107 Stundenkilometer brachte.

Ende Juni schon 710.000 Euro mehr als prognostiziert

„Da Schwerpunktmessungen vor allem im Zusammenhang mit Autobahnbaustellen stehen, dürfte das Bußgeldaufkommen im laufenden Jahr nicht ganz so hoch ausfallen, wie im Vorjahr oder 2019. Seinerzeit war das Tempo vor der Raststätte Buddikate auf 80 km/h reduziert worden. Am 11. Juli waren den Verkehrsüberwachern bei einem zehnstündigen Blitzermarathon 4600 Temposünder ins Netz gegangen.

Zur Hälfte dieses Jahres Ende Juni lagen die Einnahmen dennoch schon wieder um 710.000 Euro über der Prognose. Ein Plus, das bis Dezember Dank Trailer eher noch höher ausfallen dürfte.