Ahrensburg. Entscheidung über Mehrfamilienhaus mit 74 Einheiten an der Ahrensburger Bogenstraße verschoben. Nachbarn befürchten Parkplatznot.

Der Ahrensburger Bau- und Planungsausschuss hat die Abstimmung über den Neubau von 74 Wohnungen auf der Wiese neben dem Aldi-Supermarkt an der Bogenstraße verschoben. In der vorangegangenen Debatte ging es vor allem um eine Frage: Soll das Ja zum Wohnungsbau an die Errichtung einer neuen Kita gekoppelt werden? Oder hat es Vorrang, überhaupt günstigen Wohnraum zu ermöglichen?

Die Firma Frank Projektentwicklung Nord (ehemals Frank Heimbau Nord) möchte auf ihrem rund 6000 Quadratmeter großen Grundstück einen fünfgeschossigen Block mit 48 frei finanzierten und 26 Sozialwohnungen errichten. Dafür muss der Bebauungsplan geändert werden, der dort bisher Gewerbe vorsieht. Bei den ersten Beratungen Anfang 2020 ging es auch darum, eine Kindertagesstätte mit circa drei Gruppen und 36 bis 54 Plätzen zu integrieren.

Laut Investor rechnet sich das Projekt mit Kita nicht mehr

Der Investor kommt bei der Prüfung dieser Idee allerdings zu einem negativen Ergebnis. „Wir können eine Kita nicht mehr wirtschaftlich in unserer Betrachtung abbilden“, sagte Frank-Projektentwickler Patrick Felsch. Die Kostensteigerung für das Gesamtprojekt sei zu hoch. Für die Kita fielen Wohnungen weg, und bei Gewerbeflächen seien die Mieteinnahmen niedriger. „Ein großes Problem ist außerdem der Lärm vom benachbarten Discounter“, so Felsch. Teurer Schallschutz wäre erforderlich. Für eine nötige zweite Zufahrt zur Kita sei zudem gar kein Platz vorhanden.

Hinzukomme, dass in dem Gebäude selbst nicht mit außerordentlich vielen Kleinkindern zu rechnen sei. „Zwei Drittel der Wohnungen sind für ein bis zwei Personen gedacht“, sagte Patrick Felsch. Dass gerade für diesen Kreis die Warteliste im Rathaus besonders lang sei, bestätigte Stadtplanerin Andrea Becker: „Aktuell werden vor allem kleinere Wohnungen benötigt.“

CDU und Grüne kündigen Ablehnung an

Die Mehrheit der Kommunalpolitiker mochte den Argumenten der Frank-Gruppe allerdings nicht folgen. „Ohne Kita können wir uns solche Bauvorhaben nicht mehr leisten“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Detlef Levenhagen. „Wir müssen über Lösungsmöglichkeiten für die Unterbringung von Kindern beraten, bevor wir weitere Wohnungen schaffen.“ Seine Fraktion lehne den Entwurf deshalb ab.

Die Grünen kündigten ebenfalls an, dagegen zu stimmen. „In kleine Wohnungen werden auch Alleinerziehende mit Kind einziehen“, sagte Stefan Gertz. Grünen-Fraktionschefin Nadine Levenhagen ergänzte, dass sie nicht erneut weinende Eltern in politischen Sitzungen sehen wolle, die nicht wüssten, wo sei ihre Kinder betreuen lassen können. „Die Infrastruktur muss mit der Bebauung gleichziehen“, sagte sie. Zunächst sollte man schauen, wo die Stadt stehe, wenn die Großprojekte an der nahen Hamburger Straße fertig seien.

Fast 350 neue Wohnungen an der Hamburger Straße

Dort ist ein Großteil von fast 350 Neubauwohnungen bereits bezogen – darunter etliche mit deutlich mehr als 100 Quadratmetern. Die Kette reicht vom U-Bahnhof West (15 Wohnungen) über die Projekte „Leveland“ (50 Wohnungen, fünf Stadthäuser), „Hygge“ (38 Wohnungen), „Ahrensburger Median“ (106) und gegenüber „Uptown Living“ (106) bis zum „Hamburger Eck“ (28) an der AOK-Kreuzung. In all diesen Fällen waren zusätzliche Kitas nicht in Betracht gezogen worden.

Detlef Steuer (Wählergemeinschaft WAB) beurteilt das Bogenstraßen-Vorhaben ebenfalls skeptisch. „Die Verbindung von Wohnung und Kita kam doch vom Investor“, sagte er. „Jetzt ist die Baufläche größer, und die Kosten für eine Kita sollen an der Stadt hängen bleiben.“ Man könne jedoch „gern offen und ehrlich“ weiter mit dem Investor über alles diskutieren.

SPD, Linke und FDP priorisieren mehr Wohnungen

Andere Parteien legen mehr Wert auf den Einsatz gegen Wohnungsmangel. „Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir an dieser Stelle eine Kita reinquetschen“, sagte Rolf Griesenberg (SPD). Er warnte davor, das Projekt zu zerreden. Sein Parteifreund Gerhard Bartel regte an, einen geeigneteren Kita-Standort zu suchen.

„Wir brauchen dringend Wohnungen“, sagte Hartmut Bade (FDP). Seine Fraktion beurteile eine Kita im Wohnblock ebenfalls kritisch. „Wir wollen am liebsten sogar noch mehr Sozialwohnungen“, sagte Erik Schrader (Linke) über die Abwägung in seiner Fraktion. „Wegen der Nähe zum Bahnhof würden sicher viele jüngere Menschen ohne Auto einziehen“, so Schrader. Eine Kita werde auch benötigt, dafür könne aber ein alternativer Standort gesucht werden. Der Trend gehe ohnehin dazu, dass der Betreiber einer Kita auch das Gebäude errichte, damit es zum Konzept passe.

Viele Mieter sparen das Geld für Tiefgaragenplatz

Ganz andere Sorgen äußerten einige Anwohner der kleinen Sackgasse Hagenau, die von der Bogenstraße abgeht. Sie befürchten, dass sie künftig keinen freien Parkplatz für ihre Autos mehr finden. Sie bezweifeln, dass die für den Neubau geplanten 66 Stellplätze (52 in der Tiefgarage, sechs oberirdisch und acht in der Kirschplantage gegenüber) tatsächlich reichen.

„In vergleichbaren Mehrfamilienhäusern kommen wir mit dieser Quote gut hin“, sagte Frank-Mitarbeiter Patrick Felsch. Allerdings könne man nur für frei finanzierte Wohnungen die Miete des Tiefgaragenplatzes vorschreiben. Im Wohnviertel Kirschplantage, das die Frank-Gruppe vor Jahrzehnten entwickelt hat, waren zuletzt noch 40 bis 50 Tiefgaragenplätze frei. Offensichtlich geben viele Mieter die 60 bis 80 Euro im Monat lieber anders aus und stellen ihr Auto an der nächsten Straße ab.

Uwe Gaumann (CDU) schlug schließlich vor, die Abstimmung noch einmal zu verschieben, um das Thema nicht mit einer sich abzeichnenden Ablehnung sofort zu beenden. So kann die Verwaltung jetzt noch mal alle offenen Fragen mit dem Investor klären.