Oststeinbek. Innenministerium beschäftigt sich mit Wiedereröffnung der Polizeiwache in Oststeinbek. CDU-Landtagsabgeordneter ist zuversichtlich.
Die Bürger in der 9100 Einwohner zählenden Gemeinde Oststeinbek im Süden des Kreises Stormarn können sich berechtigte Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung der Polizeiwache machen. Diese war im Zuge einer Strukturreform Mitte 2016 geschlossen worden. Seinerzeit wurde die Landesregierung in Kiel von der SPD geführt. Es hagelte Proteste aus der Bevölkerung, jedoch ohne Erfolg. Nun nimmt das Thema wieder Fahrt auf. Hinter den Kulissen gibt es Gespräche mit Torsten Geerdts, Staatssekretär im Innenministerium. Involviert ist auch Lukas Kilian, CDU-Landtagsabgeordneter mit Wahlkreisbüro in Glinde.
Der 34-Jährige will die Chancen einer Rückkehr der Wache nicht mit einer Prozentzahl beziffern, sagt aber: „Ich bin zuversichtlich.“ Er habe in Kiel gute Unterredungen dazu geführt. Kilian ist in Oststeinbeks Nachbarkommune aufgewachsen, hat sich dort als selbstständiger Jurist einer Kanzlei angeschlossen und fungiert unter anderem als innenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. „Meines Erachtens braucht Oststeinbek eine eigenständige Polizeistation. Präsenz vor Ort erhöht das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung.“
832 Bürger unterzeichneten Petition im Herbst 2015
Ganz aus der Welt war die Angelegenheit ohnehin nicht. Zum einen, weil sich Kilian in regelmäßigen Intervallen mit seinem Anliegen an entsprechender Stelle Gehör verschaffte, andererseits heißt es im Koalitionsvertrag von CDU, FDP und Grünen: „In einer umfassenden Standort- und Personalbedarfsanalyse werden wir prüfen, ob und wo die Eröffnung neuer oder die Wiedereröffnung bereits geschlossener Dienststellen geboten ist.“ Ganz zügig war man in Ammersbek. Im Dezember 2017 sollte der Standort in Hoisbüttel für immer geschlossen werden. Fünf Monate davor legte Kiel den Plan der Polizeiführung auf Eis.
Staatssekretär Geerdts ist in der Bewertung der aktuellen Lage zurückhaltender als CDU-Politiker Kilian, lässt aber durchblicken, dass eine Wiedereröffnung der Oststeinbeker Polizeiwache im Bereich des Möglichen liegt. Auf eine Anfrage unserer Redaktion reagierte er so: „Die Entwicklung des Kriminalitätsgeschehens wird durch die Polizei landesweit beobachtet und analysiert. Das gilt auch für den Zuständigkeitsbereich der ehemaligen Polizeistation Oststeinbek. Eine großangelegte Wiedereröffnung von Polizeistationen ist nicht vorgesehen. Einzelne Korrekturen der Beschlüsse aus den Jahren vor 2017 schließen wir aber nicht aus.“
Räume in Gebäude sind inzwischen an Jugendfeuerwehr vergeben
Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer wusste bislang nichts von den jüngsten Gesprächen in der Landeshauptstadt. Er sagt: „Ich würde die Station sehr begrüßen. Es gibt eine stille Nachfrage unter den Bürgern. Viele wollen sie, artikulieren es aber nicht.“ Die Polizisten hatten ihr Büro in der Oststeinbeker Feuerwehrwache an der Stormarnstraße. Die Räume sind inzwischen an die Jugendabteilung vergeben. „Das würden wir mit der Gemeindevertretung aber geregelt bekommen. Die Wehr hat ohnehin Platzbedarf, insofern müssen wir für die Ehrenamtler etwas machen“, so der Verwaltungschef.
Eine Rückkehr der Ordnungshüter würde auch die Bürgerinitiative „Sicherheit für Oststeinbek“ und deren Vorsitzende Britta Peth Semic glücklich stimmen. Mitglieder des Vereins machen Kontrollgänge, melden Auffälligkeiten bei der Polizei oder im Rathaus. Dazu zählt auch illegal entsorgter Müll. Peth Semic hatte für den Erhalt der Wache gekämpft, zusammen mit dem damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Hans-Joachim Vorbeck, der heute Bürgervorsteher ist, eine Unterschriftensammlung initiiert. 832 Bürger signierten die Petition im Herbst 2015 und protestierten somit gegen die Entscheidung der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg.
Polizei stellt Bürgersprechstunde im Oststeinbeker Rathaus ein
Seit nahezu fünf Jahren fahren Beamte der Glinder Wache in Oststeinbek Streife. Der Gemeinde wurde ein Ansprechpartner gestellt, der im Rathaus eine wöchentliche Sprechstunde offerierte. Die Nachfrage war gering, also wurde das Angebot eingestellt.
Oststeinbek ist bei Einbrechern beliebt schon allein wegen der Nähe zur Autobahn. 2015 wurden der Polizei 66 Taten gemeldet, 2019 nur noch 44. Der Vergleich zur kreisweiten Entwicklung relativiert jedoch: 1281 Einbrüche in 2015 stehen 615 im vorvergangenen Jahr gegenüber – ein Minus von mehr als 50 Prozent. Daten aus der Kriminalstatistik 2020 sind noch nicht veröffentlicht.
Die Aufklärungsquote lag zuletzt bei 13,7 Prozent, 2018 waren es 9,0 Prozent. Die Polizei nannte für die Verbesserung der Situation unter anderem Spezialgruppen in Ahrensburg und Reinbek, die sich ausschließlich mit Einbruchstaten beschäftigen, und die verstärkte Zusammenarbeit mit Hamburger Kollegen.