Hammoor . Bislang liegen die Kosten für das Projekt in der Gemeinde Hammoor knapp vier Millionen Euro über der ersten Schätzung.

Dass Bauvorhaben finanziell völlig aus dem Ruder laufen können, dafür gibt es prägnante Beispiele en masse. Der Flughafen Berlin-Brandenburg hat statt zwei bislang 7,1 Milliarden Euro gekostet, der Mega-Bahnhof Stuttgart 21 wird statt 4,5 wohl 8,2 Milliarden Euro verschlingen. Und bei der Elbphilharmonie standen statt 77 am Ende 866 Millionen Euro zu Buche. In solchen Größenordnungen bewegen sich die Mehrkosten für das neue Rettungszentrum des Kreises Stormarn zwar nicht. Knapp vier Million Euro sind inzwischen aber auch zusammengekommen.

233.000 Euro mehr für „offene Risiken“ beantragt

„Die Baukosten selbst für solche, vergleichsweise übersichtlichen Projekte seriös zu schätzen, wird immer schwieriger. Dennoch bewegen wir uns hier alles in allem noch in einem erwartbaren Rahmen“, sagt Thilo Scheuber, Bauamtsleiter der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe.

Die ersten groben Schätzungen beliefen sich noch auf 4,6 Millionen Euro. Beim konkreten Entwurf des Vorhabens Mitte 2019 waren die Fachplaner dann von Kosten in Höhe von 7,45 Millionen Euro ausgegangen. Inzwischen beträgt das prognostizierte Gesamtbudget für das Rettungszentrum in Hammoor 8,36 Millionen Euro. Allein für „offene Projektrisiken“ sollen jetzt 233.000 Euro zusätzlich bereitgestellt werden.

Dachlatten dreimal so teuer wie im Vorjahr

Ein prägnantes Beispiel für unvorhergesehene Preissteigerungen liefert gerade der Holzmarkt. Wegen der enorm gestiegenen Nachfrage müssen vielerorts Projekte unterbrochen oder sogar verschoben werden. Konstruktionsholz ist inzwischen doppelt so teuer wie im Vorjahr, simple Dachlatten kosten teilweise dreimal so viel.

Die Gründe sind vielfältig. So sind etwa die Exporte von Nadelschnittholz aus Deutschland in die USA um 42 Prozent gestiegen. Dort ist es durch großzügige Konjunkturprogramme der neuen Regierung unter Joe Biden zu einem beispiellosen Bauboom gekommen. Die Lücke, die hohe Strafzölle auf kanadisches Holz gerissen hat, haben auch deutsche Lieferanten gern gefüllt.

Holz aus der Region soll hier verbaut werden

Zu Lasten der einheimischen Wirtschaft. So hat Thomas Peters, CDU-Bundestagskandidat im Wahlkreis 10 Herzogtum Lauenburg/Süd-Stormarn, kürzlich gefordert, dass in der Region geschlagenes Holz bevorzugt hiesigen Handwerksbetrieben zur Verfügung stehen sollte. „Dass das Holz bislang frei vermarktet wurde, ist richtig. Das sollte zumindest für den Zeitraum der Corona-Krise aber geändert werden“, so Peters.

Doch nicht nur Materialprobleme haben zu erheblichen Preisaufschlägen beim Bau des Rettungszentrums geführt. Erste finanzielle Mehrbedarfe von 220.000 Euro waren bereits Mitte August 2019 angemeldet worden. Sie resultieren unter anderem aus einer aufwendigeren technischen Ausstattung der Brandmeldeanlage und einer Veränderung des Desinfektionsraums. Weitere 240.000 Euro sind durch höhere Erschließungskosten hinzugekommen.

Sohle der Fahrzeughalle kostet 211.000 Euro mehr

Zu deutlichen Kostensteigerungen ist es im Bereich des Hochbaus gekommen. „Hier sah es anfangs sogar nach einer Einsparung von 64.000 Euro aus, da für auszuführende Leistungen weniger aufgewendet werden musste, als gemäß gängiger Leistungsverzeichnisse ursprünglich veranschlagt“, so Scheuber.

Doch dann wurden aus statischen Gründen deutliche Umplanungen bei der Gründung des Baukörpers und der beheizten Sohle für die Fahrzeughalle notwendig. Allein dafür werden letztlich 211.000 Euro mehr fällig.

Widrige Witterung schlug mit 42.000 Euro zu Buche

Weitere 42.000 Euro kosteten die widrigen Witterungsbedingungen beim Baustart. Weil die Erschließung durch die Gemeinde Hammoor zu spät erfolgte, kam es zu einem verlängerten Winterbauanteil. Durch erhebliche Niederschläge erhöhte sich zudem der Aufwand hinsichtlich der Wasserhaltung auf dem Baugrundstück. Zudem wurden erweiterte Maßnahmen zur provisorischen Dichtmachung für die technischen Ausbaugewerke erforderlich.

Nicht zuletzt ist es im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen zu einem Mehraufwand gekommen, etwa hinsichtlich der Reinigung von Sanitäranlagen und größeren Containern für die Baubüros, Aufenthaltsräume und Umkleiden. „Der Verwaltung liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem Nachtragsforderungen in einer Höhe von cirka 161.000 Euro vor, die aus Sicht der Verwaltung aber noch strittig sind“, sagt Bauamtschef Scheuber.

SPD fordert, Arbeit der Fachplaner genau zu prüfen

Laut dem SPD-Abgeordneten Reinhard Niegengerd sollte das Bauamt genau prüfen, ob alle Mehrkosten tatsächlich unvorhersehbar waren. Oder es nicht vielleicht zu fehlerhaften Berechnungen seitens der Fachplaner, etwa bei der Grundplatte des Baus gekommen ist. „Wenn extra eine Spezialfirma mit teuren Nacharbeiten beauftragt werden musste, ist es alles andere als sakrosankt, da noch mal ganz genau hinzuschauen“, so Niegengerd.

Kreispräsident Hans-Werner Harmuth lobte indes die bisherige Arbeit des Bauamts an dem komplexen Projekt. „Wenn ich sehe, was andere Kommunen, zum Beispiel beim Bau von neuen Feuerwachen, zusätzlich aufbringen mussten, dann steht der Kreis mit seinem neuen Rettungszentrums bislang noch sehr gut da“, so der CDU-Politiker.