Ahrensburg. Auf dem Online-Portal stauten sich bis zu 120.000 Interessenten im Wartebereich. Termine bis Ende April ausgebucht.

Die Online-Vergabe von Terminen für Corona-Schutzimpfungen hat am Dienstag zu einem regelrechten Ansturm auf das Internetportal www.impfen-sh.de geführt. Kurzzeitig waren weit mehr als 120.000 Personen im Wartebereich gelistet. „In der ersten Stunde bis 18 Uhr konnte die Zahl der Wartenden aber fast vollständig abgebaut werden“, sagte Christian Kohl, Sprecher des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums, dieser Redaktion.

Wer in dieser Zeitspanne einen Termin ergattern wollte, musste dennoch viel Geduld aufbringen. Das kleine weiße Männchen auf dem Balken, der die verbleibende Wartezeit dokumentiert, zeigte sich zwar als permanenter Läufer. Dennoch schien er immer wieder auf der Stelle zu treten. Allerdings nur bis zur nächsten Aktualisierung des Systems. Dann nämlich färbte sich der schwarze Balken in großen Sprüngen rot und signalisierte so die immer kürzer werdende Zeit bis zur Weiterleitung aufs Formular mit den persönlichen Daten.

Auf drei verschiedenen Geräten eingeloggt

„Als ich mich 17.10 Uhr auf dem Portal eingeloggt habe, wurden mir angezeigt, dass 96.976 Nutzer vor mir an der Reihe waren. Da schwante mir schon, dass das mit einem Termin womöglich nichts wird“, berichtete Leser Klaus Wagner. Doch als die Zahl dann im fünf-Minuten-Takt um 4000 bis 5000 abnahm, schöpfte er Hoffnung und Zuversicht. 40 Minuten später hatte er seine beiden Termine gebucht.

Cornelia Dohse hatte sich sicherheitshalber schon 16.15 Uhr auf drei verschiedenen Geräten eingeloggt, konnte zu diesem Zeitpunkt allerdings nur den sekündlich abnehmenden Countdown verfolgen. „Ich war schon ein wenig nervös und wollte auf keinen Fall zu spät dran sein“, erzählte sie. Als Lehrerin an einer Grundschule im Amt Trittau bedeute die Impfung einfach ein deutliches Plus an Sicherheit vor einer Infektion.

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Häufige Fehlermeldungen beim Zugriff auf Termine

„Innerhalb von 20 Minuten war ich beim Kalender mit den Terminvorschlägen“, so die Pädagogin. Im ersten Anlauf sei sie zwar gescheitert. „Vielleicht, weil ich gleich den frühest möglichen Termin gewählt hatte, wie viele andere wohl auch“, vermutet sie. Beim zweiten Anlauf habe sie dann den zuletzt angezeigten Termin gewählt und war erfolgreich. Nun müsse sie zwar nach Geesthacht im Herzogtum Lauenburg ausweichen, findet das aber nicht dramatisch. „Dafür bekomme ich meine Erstimpfung schon am kommenden Dienstag, das ist für mich viel wichtiger“, sagt Cornelia Dohse.

So viel Glück wie sie hatten aber offenbar nicht alle. Nach Abendblatt-Informationen kam es vor allem beim Zugriff auf vom System vorgeschlagene Termine zu technischen Problemen. Hier wurde vielen Nutzern immer wieder der „Fehler 404“ angezeigt. Einige brauchten mitunter mehr als 50 Versuche, um endlich Erst- und Zweitimpfung gebucht zu bekommen.

Am Mittwochmorgen noch viele Termine verfügbar

„Das muss aber nicht in jedem Fall an der technischen Struktur unserer Plattform gelegen haben, etwa wenn der Nutzer vielleicht über keine stabile Internetverbindung verfügt“, erklärt Christian Kohl. In der Regel hätten die Server des Ministeriums trotz des großen Ansturms zuverlässig und stabil funktioniert.

Dabei war übertriebene Eile offenbar sogar unnötig. Noch am Mittwochmorgen waren in vielen Impfzentren Termine zu bekommen – ohne Wartezeit und ohne Fehlermeldungen. Gegen Mittag waren die buchbaren Vormittagskapazitäten in den drei Stormarner Impfzentren Bad Oldesloe, Großhansdorf und Reinbek jedoch fast vollständig vergeben.

Bewerberkreis umfasst mehr als 860.000 Berechtige

Laut Sozialministerium sind innerhalb eines Tages damit knapp 200.000 Termine für Erstimpfungen bis 30. April vergeben worden. Der große Ansturm hing auch damit zusammen, dass sich erstmals auch Personen der Prioritätsgruppe 2 anmelden konnten. Dazu zählen neben Einwohnern über 70 Jahren und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen unter anderem medizinisches Fachpersonal, Polizei- und Ordnungskräfte, Soldaten, Beschäftigte in Kitas und Grundschulen, sowie Personen, die in Obdachlosen-, Asylbewerber-, Flüchtlings- oder Spätaussiedler-Unterkünften leben oder tätig sind.

Das Sozialministerium schätzt den Kreis der Berechtigten auf 860.000 Personen. „Deshalb war klar, dass bei der ersten Online-Terminvergabe nicht alle Wünsche erfüllt werden können“, sagt Kohl. Sofern das Land mehr Impfstoff bekomme, würden weitere Termine vergeben. Anspruch auf ein bestimmtes Vakzin besteht nach wie vor nicht.

Über 80-Jährige können kurzfristig geimpft werden

Für Personen aus der Prioritätengruppe 1 über 80 Jahren wird weiterhin das bisher für sie eingeplante Kontingent des Biontech- und Moderna-Impfstoffs reserviert. Diesem Personenkreis bleiben vorerst zudem die Impftermine in den Nachmittagsstunden vorbehalten. Buchbar sind sie nach wie vor telefonisch, jetzt aber auch über das Online-Portal.

Nach Informationen dieser Zeitung stehen nachmittags aktuell auch in den Stormarner Impfzentren ausreichend Termine zur Verfügung. In Bad Oldesloe sind für über 80-Jährige kurzfristig sogar Impfungen innerhalb eines Tages möglich.