Bad Oldesloe. Volksbank Raiffeisenbank aus Stormarn und Bergedorf fusioniert mit den Instituten aus Ratzeburg und Norderstedt. So geht's weiter.
Kurz vor dem Jahreswechsel sorgt die Volksbank Raiffeisenbank (VR) für einen Paukenschlag im regionalen Bankensektor. Wie das Unternehmen jetzt bekannt gab, werden die VR Bargteheide – Bergedorf – Stormarn – Vierlanden, die Raiffeisenbank Ratzeburg und die VR Itzehoe – Norderstedt – Hohenwestedt zum 1. Januar des kommenden Jahres fusionieren.
„Der gesamte Bankenmarkt steckt in einem großen Veränderungsprozess“, sagt Markus Baumann, Vorstand Orga und IT der VR Bargteheide – Bergedorf – Stormarn – Vierlanden. „Die anhaltende Niedrigzinsphase, steigende Kosten, die zunehmende Digitalisierung und das veränderte Kundenverhalten bergen neue Herausforderungen. Denen wollen wir uns mit der Verschmelzung stellen, um weiter ein starker Finanzpartner in der Region zu bleiben“, so Baumann.
Bankenfusion: Alle 29 Filialen des Verbunds sollen erhalten bleiben
Mit der Fusion entsteht die drittgrößte Genossenschaftsbank in Schleswig-Holstein. Noch größer sind nur die VR Bank Nord (Niebüll, Flensburg, Schleswig) und die VR Bank in Holstein (Pinneberg). Allerdings gilt der neue Verbund mit einer Bilanzsumme von über 2,8 Milliarden Euro, einem Kundenwertvolumen von sechs Milliarden Euro und einem Eigenkapital von 478 Millionen Euro fortan als kapitalstärkste VR-Einheit.
„Wir spannen ein kooperatives Netz über den gesamten Norden der Metropolregion Hamburg, das künftig von Hohenwestedt bis Ratzeburg reicht“, so Karsten Voß, Marktvorstand für Hamburg und Südstormarn. Das Motto laute: So dezentral wie möglich, so zentral wie nötig. Ziel sei keine unbewegliche Großbank. Vielmehr soll die regionale Verbundenheit ganz im Sinne der „Ursprungs-DNA“ des Unternehmens durch den Erhalt aller bislang existierenden 29 Filialen gestärkt werden.
Mit 15 die meisten bringt die VR Bargteheide – Bergedorf – Stormarn – Vierlanden ein. Zwölf steuert die VR Itzehoe – Norderstedt – Hohenwestedt bei, zwei die Raiffeisenbank Ratzeburg. Von ihr sei auch die Initiative zur Fusion ausgegangen, sagt Voß. „Es war allerdings ohnehin der richtige Zeitpunkt die Kräfte zu bündeln, um gemeinsam noch schlagkräftiger im aktuellen Umfeld agieren zu können“, so Voß. Ein „Weiter so“ sei keine Option gewesen.
Volksbank Raiffeisenbank betreut mehr als 111.000 private und Geschäftskunden
Damit setzt die VR-Finanzgruppe ihre Fusionsstrategie weiter fort. 2018 hatten sich bereits die Volks- und Raiffeisenbanken Bergedorf, Stormarn und Vierlanden vereinigt, ein Jahr später kam noch die VR Bargteheide hinzu. Durch die Verschmelzung mit den anderen beiden Genossenschaftsbanken werden in dem Verbund künftig etwa 550 Mitarbeiter mehr als 111.000 private und Geschäftskunden betreuen, vorrangig aus dem Mittelstand, der Landwirtschaft und der Immobilienwirtschaft.
„Am Mittwoch haben wir bereits alle Mitarbeiter informiert und bislang durchweg positive Rückmeldungen erhalten“, sagt Stefan Lohmeier, Marktvorstand Stormarn. Anders als bei anderen Fusionen werde es zu keinem Stellenabbau kommen. „Im Gegenteil, wir investieren in Menschen und intelligente Strukturen an unseren Standorten“, so Lohmeier.
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IT-Fachkräfte ebenso gefragt wie Bankkaufleute
Dabei seien die Personalrecruiter längst nicht mehr nur auf der Suche nach den besten Bankkauffrauen und -männern. „Die digitale Transformation und die regulatorischen Anforderungen zwingen uns förmlich dazu, Bank neu zu denken“, sagt Technikchef Markus Baumann. Deshalb werden zunehmend qualifizierte IT-Fachkräfte eingestellt, um den digitalen Wandel in der neuen VR-Einheit vorantreiben zu können. „Je attraktiver und innovativer wir uns als Unternehmen präsentieren, umso größer sind unsere Chancen im Kampf um die besten Talente“, so Baumann.
Zum notwendigen Anpassungsprozess gehören neben flexibleren Arbeitszeitmodellen und Homeoffice-Angeboten auch Arbeitsplatzverlagerungen und Umschulungen. So werde unter anderem das Kundendialogcenter (Callcenter) personell gestärkt, weil sich Kunden zunehmend telefonisch beraten lassen. Überhaupt sollen aber zeitnah alle Mitarbeiter mit Laptops und Headsets ausgestattet werden.
Vorstände haben Mandat der Aufsichtsräte erhalten
Am wichtigsten sei aber die Erschließung neuer Geschäftsfelder. So sollen kleine und mittelständische Unternehmen über digitale Plattformen stärker bei der Buchhaltung, dem Zahlungsverkehr und in Steuerfragen unterstützt werden. Neben der Immobilienberatung, dem Kreditwesen, der Versicherungsvermittlung und allen Formen von Vermögensanlagen will die neue Genossenschaftsbank zudem erweiterte Dienstleistungen, insbesondere für ältere Kunden anbieten. Dazu gehört unter anderem die Hilfe bei Behördengängen und beim Onlinebanking.
Die Vorstände der beteiligten Häuser haben in Sondierungen Einvernehmen über alle wesentlichen Themen erzielt und anschließend ein einstimmiges Mandat der Aufsichtsräte erhalten. Die nötigen Beschlüsse sollen in den Vertreterversammlungen im Mai 2021 gefasst werden und rückwirkend zum 1. Januar nächsten Jahres gelten.