Bad Oldesloe. Kulturschaffende aus dem Kreis sagen reihenweise Termine ab. Was derzeit passiere, sei für sie eine echte Existenzbedrohung.

Nach der Bekanntgabe des neuerlichen Lockdowns für die Kulturbetriebe ist Elke Güldenstein, Leiterin des Kulturzentrums Schloss Reinbek, fast nur noch am Telefon. Sie nimmt Kontakt zu allen Agenturen und Künstlern auf, die auf ihrer Liste stehen. „Wir hatten ein umfangreiches Programm für November geplant“, sagt sie. „Jetzt müssen wir schauen, was wir verschieben können und was abgesagt werden muss.“

Verständnis für die Entscheidung der Bundesregierung

Güldenstein bringt Verständnis für die Entscheidung der Bundesregierung auf: „Die Konsequenzen sind bitter, aber das ist nicht zu ändern.“ Auch wenn sie von der Wirksamkeit des schlosseigenen Hygienekonzeptes überzeugt sei, „stehen wir als öffentliche Einrichtung dahinter, dass es wichtig ist, die Kontakte herunterzufahren“. Aus diesen Überlegungen heraus „ziehen wir auch die Reißleine für die Reinbeker Schlosspartie“. Die Messe an diesem Wochenende ist abgesagt – obwohl das Veranstaltungsverbot offiziell erst am 2. November wirksam wird. „Wir sind ja schon ein bisschen geübt darin, auf Sicht zu fahren“, so Güldenstein.

Einfach dürfte die Umorganisation trotzdem nicht sein. Veranstaltungen auf Dezember zu verlegen sei zu unsicher – und im Januar und Februar bereits alles belegt. „Es besteht eine große Unsicherheit bei den Kulturschaffenden“, so Güldenstein. Und weiter: „Ich kann nur hoffen, dass die angekündigten Hilfen auch tatsächlich greifen und es nicht wieder an irgendwelchen Hürden scheitert.“ Was derzeit passiere, sei eine echte Existenzbedrohung von Kunst und Kultur.

Kleines Theater nutzt Wochenende vor Lockdown noch aus

Diese Aussage bestätigt Kreiskulturreferentin Tanja Lütje. „Es ist eine tragische Situation für die gesamte Kulturbranche“, sagt sie. Wenn die Politik beschließe, die Kulturstätten zu schließen, müsse die Gesellschaft Verantwortung dafür übernehmen, „dass wir keinen Kulturschaffenden verlieren“. Denn diese trügen die Last zum Schutz aller. Erst Verschiebung der Veranstaltungen auf den Herbst, jetzt vielleicht deren Absage: eine Katastrophe für diejenigen, denen die Aufträge erneut wegbrächen. Darum müsse das Thema kulturpolitisch in den Fokus gerückt und diskutiert werden.

Im Gegensatz zum Schloss Reinbek will das Kleine Theater Bargteheide dieses Wochenende noch ausnutzen. Pressesprecher Joachim Krämer sagt: „Wir machen komplett durch wie geplant.“ Die Anordnung zur Schließung habe den Verein nicht überrascht. „Man musste damit rechnen angesichts der hohen Infektionszahlen.“ Er gehe davon aus, dass der Betrieb im Dezember mit Einschränkungen weitergehe. Trotz allem sieht Krämer positiv in die Zukunft. Er sagt: „Ich hoffe, dass wir unser Publikum nach dem langen Lockdown wieder mit Freude begrüßen können.“