Ammersbek. Zweiter Corona-Lockdown trifft „Dein Café“ hart. Kunden sammeln Geld über Spendenplattform. Und einer hat sogar ein Lied geschrieben.

Die Kunden von „Dein Café“ in Ammersbek sind wohl einmalig in Stormarn. Als Markus Klingenberg, Inhaber des unweit des U-Bahnhofs Hois­büttel gelegenen kleinen Ladens, vor zwei Wochen auf seiner Facebook-Seite schrieb, den zweiten Corona-Lockdown in diesem Jahr finanziell kaum überstehen zu können, erreichten ihn die ersten Hilfsangebote schon nach wenigen Minuten. Mittlerweile haben Gäste über eine Spendenplattform schon gut 8000 Euro gesammelt – damit das Café mit Eisdiele an der Georg-Sasse-Straße überlebt und die Menschen im Ortsteil ihren Treffpunkt behalten.

Stammkunde greift kurzerhand zur Gitarre

Stammkunde Dominik Bathe hat ein Lied zur Hilfsaktion geschrieben. „Der Eismann, der die Herzen schmilzt, so würde ich ihn nennen./ Ein warmer Ort für Menschlichkeit, hier lern’ sich Nachbarn kennen“, heißt es darin. Der Hobbygitarrist hat den Song nicht nur auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht, sondern auch bei der jüngsten Gemeindevertretersitzung in der Einwohnerfragestunde gesungen. „Ich möchte dem Café Rückhalt geben und möglichst viele Menschen auf die Lage aufmerksam machen“, sagt er.

Bathe singt auch bei seiner Arbeit mit behinderten Menschen häufig und hatte sich für dieses Jahr vorgenommen, jeden Monat ein Lied zu schreiben. Bei einem Gespräch mit seiner Nachbarin, der früheren Gleichstellungsbeauftragten Irmela Mäuser, entstand die Idee, die Kommunalpolitik musikalisch um Unterstützung zu bitten. Quer durch alle Parteien bekam er dafür Applaus.

Traum vom eigenen Geschäft drohte zu platzen

Ganz konkrete Hilfe leistet eine Spendenkampagne. „Als ich meinen beiden Kindern davon erzählte, sind sie gleich zu ihren Sparschweinen gelaufen, um auch etwas beizusteuern“, sagt Dominik Bathe. Denn für seine Jungs stehe fest: „Bei Markus gibt es das beste Eis weit und breit.“

„Dein Café“-Chef Klingenberg ist bei jedem seiner Sätze anzumerken, wie ihm die Hilfswelle zu Herzen geht. Vor siebeneinhalb Jahren habe er sich mit seiner Freundin den Traum vom eigenen Geschäft fernab der großen Kaffeehausketten erfüllt. „Mit der Zeit sind wir zum Treffpunkt für Jung und Alt geworden“, sagt er. Grundschüler holen sich auf dem Nachhauseweg ein Eis, Senioren verabreden sich zum Latte macchiato.

Gäste wurden zu Freunden, Mitarbeiter zu Partnern

Markus Klingenberg bewies schon beim Start Durchhaltevermögen. „Weil die Betreiber zuvor häufig gewechselt hatten, dauerte es eineinhalb Jahre, bis wir richtig akzeptiert waren und auch Geld übrig blieb“, sagt er. Die Verbindungen entwickelten sich umso herzlicher. „Aus Gästen wurden Freunde, Mitarbeiter wurden Partner“, so der Inhaber, der selbst andere Vereinigungen wie die Jugendfeuerwehr mit Spenden und Mitgliedsbeiträgen unterstützt.

Dann kam „das Chaosjahr 2020“. Mitte März verkündete die Regierung den ersten Corona-Lockdown. „Damals gab’s jeden Tag neue Regelungen, die häufig mit Zusatzkosten verbunden waren“, sagt Klingenberg. Erst durften ausschließlich eingepackte Dinge verkauft werden, kurz darauf musste das nicht mehr so sein. „Jetzt liegt hier Verpackungsmaterial für die nächsten Jahre herum.“

Corona erforderte Umbau und Hygienekonzept

Weil Kunden damals viele Gutscheine erwarben, sei er über die Bemessungsgrenze für staatliche Hilfen geraten. Die Betriebskosten für Miete, Strom und Geräte liefen weiter, hinzu kamen Investitionen in den coronagerechten Umbau und ein Hygienekonzept. Andererseits blieben Kunden aus. So durften Stammgäste das nahe Pflegeheim über Monate nicht verlassen, andere verbrachten Wochen aus Vorsicht zu Hause. Und Kredite seien für kleine Geschäfte kaum zu bekommen.

„In diesem Sommer konnten wir keine Rücklagen bilden“, sagt Klingenberg, der mit seiner Partnerin zwei kleine Kinder hat. Mit den 15.000 Euro, dem Crowdfunding-Ziel, komme das Café über den Winter. „Dieser tolle Laden, der mit so viel Herz geführt wird, ist es einfach wert, unterstützt zu werden“, schreibt ein Spender. Für andere ist es eine „Institution in Ammersbek“. Musiker Dominik Bathe formuliert es in seinem Lied so: „Lasst uns zusammenhalten und viele Spender finden./ ,Dein Café’, es darf doch nicht aus Ammersbek verschwinden./ Markus halte durch, wie stehen hinter dir./ Es gibt sicher eine Lösung, und die finden wir.“

Hören und helfen

Das Video mit dem Lied „Rettet Dein Café“ von Dominik Bathe ist im Internet unter der Adresse youtu.be/n-Eg0_6aFnQ zu sehen. Die Spendenkampagne, die Kunde Andre Ewert organisiert hat, ist über die Homepage www.dein-cafe.net zu erreichen. Das Geld wird über die Plattform GoFundMe gesammelt