Lübeck/Grönwohld. Dringend Tatverdächtiger in U-Haft. Der 21-Jährige wohnt ebenfalls im Dorf und soll eine Geschäftsbeziehung zum Opfer gehabt haben.
Fünf Tage nach dem Mord an einem 22-Jährigen in der kleinen Gemeinde Grönwohld im Amt Trittau hat die Mordkommission der Bezirkskriminalinspektion die Festnahme eines 21-jährigen Tatverdächtigen gemeldet. Er steht laut Staatsanwaltschaft unter dem „dringenden Verdacht“, das Opfer Mohamed C. vorsätzlich und heimtückisch getötet zu haben.
„Am Sonntag hat das Amtsgericht Lübeck auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaftbefehl erlassen, der umgehend vollstreckt worden ist“, so die Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft in Lübeck, Ulla Hingst.
Opfer und mutmaßlicher Täter "standen offenbar in geschäftlicher Verbindung"
Am Donnerstagmittag war auf einem Spielplatz mitten in der 1510 Einwohner zählenden Gemeinde der leblose Körper von Mohamed C. gefunden worden. Laut ersten Ermittlungen wurde der 22-Jährige dort hinterrücks mit einem Messer angegriffen und durch „eine Vielzahl von Stichverletzungen im Bereich des Rückens“ tödlich verletzt. Laut Obduktionsbericht der Gerichtsmediziner ist er am Tatort verblutet.
Die Tat hatte sich bereits am Mittwochabend gegen 22 Uhr ereignet. Laut Polizei haben sich die Männer, die beide aus Grönwohld stammen, gekannt und „standen offenbar in geschäftlicher Verbindung“, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Opfer und Tatverdächtiger seien in der besagten Nacht verabredet gewesen. Warum das Treffen einen solch verhängnisvollen Verlauf nahm, darüber wurden vorerst keine Angaben gemacht.
Messer bei Hauptverdächtigem gefunden: Ist die Tatwaffe dabei?
Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Beschuldigten sind verschiedene Messer sichergestellt worden. „Ob die Tatwaffe darunter ist, müssen die kriminaltechnischen Untersuchungen zeigen“, so Staatsanwältin Hingst. Der 21-Jährige habe sich zum Tathergang bislang noch nicht geäußert. Er wurde in die Justizvollzugsanstalt Lübeck gebracht.
Nach eingehender Befragung durch die Ermittler sollen „mehrere Anwohner“ in der Tatnacht zwar Schreie aus Richtung des Spielplatzes vernommen, darauf aber nicht reagiert haben. Eine Anwohnerin, die lieber anonym bleiben möchte, sagte dem Abendblatt, es sei keineswegs unüblich gewesen, dass sich Jugendliche in den Abend- und Nachtstunden auf dem Spielplatz am Krobarg hinter der örtlichen Edeka-Filiale getroffen hätten. Dabei sei es durchaus auch mal lauter zugegangen.
Spielplatz gilt als Umschlagplatz für Drogen – Verbindung zum Mord unklar
Nach Abendblatt-Informationen ist es ein „offenes Geheimnis“, insbesondere unter den Jugendlichen des Ortes, dass auf dem Spielplatz immer wieder mit allen möglichen Arten von Drogen gehandelt worden sei. Ob auch Opfer und Tatverdächtiger dieser Szene zuzurechnen sind, wollte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage bislang nicht bestätigen, da es noch „weiterer Ermittlung“ bedürfe.
So sei durch die Obduktion am vergangenen Freitag noch nicht geklärt, ob das Opfer entweder selbst Drogen konsumiert oder aber mit Drogen in Kontakt gekommen sei. „Entsprechende toxikologische Untersuchungen wurden, da Standard bei Tötungsdelikten, aber bereits in Auftrag gegeben“, sagt Hingst. Mit Ergebnissen sei jedoch frühestens „in einigen Wochen“ zu rechnen.
Auch im Falle des tatverdächtigen 21-Jährigen könne zur Stunde noch nichts über Verbindungen ins Drogenmilieu gesagt werden. „Bei der Staatsanwaltschaft Lübeck sind jedenfalls keine Ermittlungsverfahren gegen den Beschuldigten wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz anhängig“, so Hingst.
Bürgermeister: "Das Bullerbü-Gefühl ist erst einmal dahin"
Unterdessen hat Bürgermeister Ralf Breisacher (CDU) seine tiefe Betroffenheit darüber zum Ausdruck gebracht, dass nach der grausamen Bluttat nun auch noch ein junger Mann aus dem Ort als mutmaßlicher Mörder gilt. „Das hinterlässt ein beklemmendes Gefühl der Ohnmacht. Das nimmt Grönwohld viel von seiner gewohnten Idylle, das Bullerbü-Gefühl ist erst einmal dahin“, sagte Breisacher dieser Zeitung.
Positiv sei im Augenblick aber, dass die Polizei durch ihre rasche Ermittlungsarbeit dafür gesorgt habe, dass die Bürger wenigstens wieder etwas Sicherheitsgefühl zurückgewinnen könnten. „Dennoch sollten sich alle mit Mutmaßungen und Gerüchten zurückhalten. Und der Polizei Zeit geben, um die Faktenlage zu verdichten und für eine vollständige Aufklärung des Falls zu sorgen“, so der Bürgermeister.
Mord in Grönwohld: Warnung vor Unterstellungen und Vorwürfen
Diese Ansicht teilt auch Frank Grau, Gemeindewehrführer der örtlichen Feuerwehr. „Es ist natürlich erschreckend, dass so ein Verbrechen mitten in unserem Ort passiert ist“, sagt Grau. Das dürfe aber nicht zu gegenseitigen Vorwürfen und Unterstellungen führen, wie sie jüngst unter anderem in sozialen Netzwerken wie Facebook geäußert worden seien, etwa hinsichtlich des Vorwurfs der Tatenlosigkeit von Anwohnern des Spielplatzes.
„Nichts ist schlimmer, als wenn jetzt wilde Spekulationen die Runde machen, das hilft niemandem“, so Grau. Grönwohld werde wieder zur Normalität zurückfinden, auch wenn das sicher einige Zeit brauche.