Grosshansdorf. Gemeinde sieht Sicherheitsmängel bei Bike-and-ride-Anlagen an den drei U-Bahnhöfen. Das sagt die zuständige Firma.

Anfang kommender Woche sollen Handwerker anrücken, um die Sicherheitsmängel an den neuen Bike-and-ride-Anlagen an allen drei Großhansdorfer U-Bahnhöfen zu beseitige. Wenn alles glatt läuft, können die Radparkhäuser Anfang November auch offiziell freigegeben werden. Sie sind seit Mitte September fertig, aber mussten nach der gescheiterten Bauabnahme sofort mit rot-weißem Flatterband abgesperrt werden.

Einige Bürger vermuten Versagen der Verwaltung

Darüber wundern sich etliche Bürger und haken im Rathaus nach. „Viele Anfragen sind sehr sachlich und freundlich, aber einige Bürger werfen Verwaltung und Kommunalpolitik vor, mal wieder etwas falsch gemacht zu haben“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. „Dabei ist das allein Sache der zuständigen Hochbaufirma.“

Auf den ersten Blick sähen die Stellplätze ja auch klasse aus, so Voß. Rund 430.000 Euro haben die sechs überdachten Anlagen für zusammen fast 290 Räder gekostet. Den Großteil übernahmen der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (Nah.SH) und öffentliche Förderfonds wie von der Metropolregion Hamburg. Großhansdorf selbst steuerte 72.000 Euro bei.

Verletzungen können nicht ausgeschlossen werden

U-Bahnhof Schmalenbeck: Unbekannte haben das Absperrband bereits entfernt, um ihre Räder abstellen zu können.
U-Bahnhof Schmalenbeck: Unbekannte haben das Absperrband bereits entfernt, um ihre Räder abstellen zu können. © Unbekannt | Harald Klix


Bei der Abnahme mit Firmenvertretern am 16. September stellten Bauamtsleiter Stefan Kroll und seine Kollegen jedoch erhebliche Sicherheitsmängel fest. „Wenn man an den oberen Doppelstockparkern rüttelt, kann es passieren, dass die benachbarte Schiene von allein ausfährt“, sagt Kroll. Wer dann nicht aufpasst, kann sich an den scharfkantigen Metallstreben schnell Rücken und Kopf stoßen oder beim Umdrehen dagegenlaufen. Im schlimmsten Fall seien Verletzungen zu befürchten.

Dass sich die Halterungen so leicht bewegen, liegt am fehlenden Gefälle. Besonders stark tritt dieses Phänomen am U-Bahnhof Großhansdorf auf, aber auch am Kiekut direkt vor dem Rathaus. „Nun sollen an den betroffenen Reihen bis zu vier Zentimeter dicke Metallplatten eingebaut werden, um das Problem zu lösen“, sagt Stefan Kroll. Die Firma habe angekündigt, damit nächste Woche zu beginnen.

Standsicherheitsnachweis ist Voraussetzung für Freigabe

Dann soll auch der zweite entscheidende Mangel behoben sein: Noch immer fehlt der sogenannte Standsicherheitsnachweis für die Dachkonstruktion. Diese ist ohne Zweifel außerordentlich stabil errichtet worden, wie Experte Kroll mit Blick auf die Balken feststellt. Doch ohne das Dokument sei eine Freigabe nicht möglich. „Die Firma hat jetzt versprochen, die Berechnung am Montag einzureichen“, so der Amtsleiter.

Wenn alle Unterlagen beisammen und Nacharbeiten erledigt sind, kann Kroll die sogenannte Baufertigstellungsanzeige an den Kreis Stormarn weiterleiten. Dort bleiben zwei Wochen Zeit für die endgültige Überprüfung.

Modell ist für alle Stationen landesweit vorgesehen

U-Bahnhof Großhansdorf: Hier ist das Sicherheitsproblem besonders groß, weil die oberen Reihen kaum Gefälle haben.
U-Bahnhof Großhansdorf: Hier ist das Sicherheitsproblem besonders groß, weil die oberen Reihen kaum Gefälle haben. © Unbekannt | Filip Schwen


Am U-Bahnhof Großhansdorf stehen Radfahrern künftig 23 Bügelstellplätze (einige auch für Lastenräder geeignet) am Eilbergweg und 96 Doppelstockparkplätze am Schaapkamp zur Verfügung. Am U-Bahnhof Kiekut sind es 24 Bügelstellplätze direkt vor dem Haupteingang und 48 Doppelstockparkplätze auf der anderen Seite der Straße Barkholt vor dem Rathaus. Am U-Bahnhof Schmalenbeck gibt es 47 Bügelstellplätze am Penny-Supermarkt und 48 Doppelstockparkplätze am Ahrensfelder Weg. Dort stehen bereits vereinzelt Räder, nachdem Unbekannte das Absperrband offensichtlich abgerissen haben.

„Großhansdorf ist zusammen mit Travemünde in Schleswig-Holstein Vorreiter bei diesen neuen Bike-and-ride-Anlagen“, sagt Bürgermeister Voß. Nach und nach wolle Nah.SH die Haltestellen landesweit einheitlich ausrüsten. „Die weiteren Orte können natürlich von unseren Erfahrungen profitieren“, sagt Voß. So werde der Standsicherheitsnachweis auch zu Nah.SH nach Kiel geschickt. Und Fehler bei der Montage dürften sich künftig von vornherein vermeiden lassen. Die Waldgemeinde verzichtete nach einer Umfrage bei Nutzern zunächst auf abschließbare Boxen für E-Bikes und andere hochwertige Fahrräder.

An weiteren Bahnhöfen im Kreis fehlen Abstellplätze

Nicht nur in Großhansdorf, sondern auch an anderen Stormarner Bahnhöfen fehlen Plätze für Zweiräder. Viele Pendler schließen ihre Räder an Brückengittern und Laternen an, meiden die altmodischen „Felgenkiller“-Ständer.


Die Nachbarstadt Ahrensburg weihte Anfang September einen 680.000 Euro teuren Parkplatz am Regionalbahnhof für 326 Räder ein. Nah.SH übernahm 428.000 Euro. Rund 30 Plätze liegen in einem abschließbaren Bereich. Die Stadt Bargteheide diskutiert bereits seit mehr als sechs Jahren über ein Radparkhaus. Der Bau war zuletzt aus finanziellen Gründen verschoben worden.