Bad Oldesloe. Sieben zivile Kräfte sind jetzt in Bad Oldesloe im Einsatz. Sie sollen bei Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten unterstützen.

Die Bundeswehr unterstützt künftig das Stormarner Gesundheitsamt. Seit Mittwoch sind sieben zivile Truppen-Angehörige bei der Behörde in Bad Oldesloe im Einsatz. Sie sollen bei der Verfolgung von Kontaktpersonen positiv auf das Coronavirus Getesteter helfen und die Mitarbeiter des Amtes entlasten, das durch die aktuelle Zunahme der Coronavirus-Infektionen im Kreis stark ausgelastet ist.

„Wir arbeiten seit Monaten am Limit“, sagt die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, Christiane Clobes, zum Abendblatt. „Im Sommer gab es zwar eine kurze Phase der Entspannung, aber seit September arbeiten unsere Mitarbeiter am Rande des Leistbaren.“ Der Grund seien zum einen die deutschlandweit steigenden Infektionszahlen, die auch den Kreis Stormarn erreichten.

Zuletzt waren Fußballspieler positiv getestet worden

„Die Zahl der positiv auf Covid-19 getesteten Personen im Kreis war in den vergangenen Wochen konstant hoch“, sagt Clobes. Erschwerend komme hinzu, dass die Infizierten im Durchschnitt deutlich mehr Kontakte gehabt hätten, als noch im Frühjahr, als die Infektionszahlen auf einem vergleichbaren Niveau waren. „Anfang des Jahres hatten wir den Lockdown, dadurch hatten die Menschen weniger soziale Kontakte“, erklärt die Leiterin des Gesundheitsamtes. Jetzt würden sich die Stormarner wieder weitgehend normal mit Anderen treffen.

Zuletzt waren in Stormarn etwa Angehörige zweier Fußballmannschaften, der zweiten Herrenmannschaft des SSC Hagen Ahrensburg und des Oberligakaders des SV Eichede, positiv getestet worden. In der Folge mussten fast hundert Kontaktpersonen informiert und isoliert werden.

Gesundheitsamt wird im November personell verstärkt

In Stormarn seit Beginn der Pandemie positiv auf Covid-19 getestete Personen (rot), Genesene (grün) und Verstorbene (blau).
In Stormarn seit Beginn der Pandemie positiv auf Covid-19 getestete Personen (rot), Genesene (grün) und Verstorbene (blau). © Kreis Stormarn

„Der zweite Grund für die hohe Auslastung ist, dass wir inzwischen die anderen Leistungen, die nicht mit den Folgen der Pandemie verknüpft sind, wieder hochgefahren haben“, so Clobes. Während sich die Mitarbeiter des Amtes im Frühjahr ausschließlich auf das Coronavirus fokussiert hätten, fänden etwa amtsärztliche Untersuchungen und Belehrungen seit dem Ende des Lockdown wieder statt, Kinder- und Jugendärztlicher sowie Sozialpsychiatrischer Dienst seien wieder im Einsatz.

„Diese Angebote lassen sich auf Dauer nicht aussetzen“, sagt Clobes. „Von unseren 53 Mitarbeitern ist fast die Hälfte mit der Coronavirus-Pandemie und ihren Folgen befasst.“ Während vor der Pandemie acht Mitarbeiter im Infektionsschutz tätig gewesen seien, seien es jetzt 20. „Zuletzt hatten wir auch einen hohen Krankenstand im Kollegium“, sagt die Amtschefin. Daher habe die Behörde am vergangenen Donnerstag ein Amtshilfeersuchen beim Landeskommando Schleswig-Holstein der Bundeswehr in Kiel gestellt, das jetzt positiv beschieden worden sei.

Die Hilfskräfte werden derzeit eingewiesen

Am 19. März hatte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) angekündigt, dass die Bundeswehr zur Unterstützung der Gesundheitsämter zur Verfügung stehe und Reservisten aufgefordert, sich zu melden. Während die Hilfe zu Beginn überwiegend im Sanitätsdienst gebraucht wurde, unterstützen die Angehörigen der Truppe die Ämter inzwischen vor allem bei der Kontaktnachverfolgung.

Auch in Stormarn werden die Hilfskräfte in der telefonischen Nachverfolgung von Infektionsketten eingesetzt. „Sie werden aktuell eingewiesen“, sagt die Chefin des Gesundheitsamtes. Bei den in Stormarn eingesetzten Helfern handelt es sich nicht um Soldaten, sondern um zivile Angestellte der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) in Eckernförde. Die Männer und Frauen sind normalerweise für die Beratung von Marine und Industrie rund um Schiffe, Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung verantwortlich.

Deutschlandweit ist die Bundeswehr im Einsatz

Zunächst sollen die sieben Bundeswehrkräfte bis Ende des Monats in Stormarn eingesetzt werden. „Je nachdem, wie sich die Pandemie entwickelt, auch länger“, so Clobes. Die Amtsleiterin hofft, dass sich die personelle Situation in den kommenden Wochen entspannt. „Wir haben im Oktober zwei neue Kollegen eingestellt, im November werden sieben weitere neue Mitarbeiter ihren Dienst antreten“, sagt Clobes.

Deutschlandweit ist die Bundeswehr in Dutzenden Landkreisen und Städten mit unterstützendem Personal im Einsatz. In Schleswig-Holstein bekommt derzeit neben Stormarn nur der Kreis Pinneberg Unterstützung von der Truppe. Dort sind sechs Soldaten im Gesundheitsamt im Einsatz.

Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Stormarn ist derweil am Mittwoch auf 724 angestiegen. Gegenüber dem Vortag wurden laut Kreisgesundheitsamt zehn weitere Personen positiv getestet. In den vergangenen sieben Tagen registrierte die Behörde 40 Neuinfektionen, damit steigt der Inzidenzwert von 14,3 am Dienstag auf jetzt 16,4 Infizierte je 100.000 Einwohner. Der Grenzwert für neue Beschränkungen liegt bei 50. 62 Personen sind derzeit in Quarantäne, drei werden stationär behandelt.