Bad Oldesloe. Bürger, die in Risikogebieten waren, müssen sich sofort beim Gesundheitsamt melden und in Quarantäne begeben. Sonst drohen Strafen.

Seit mehr als einer Woche steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Stormarn wieder deutlich. Innerhalb einer Woche hat die Kreisbehörde in Bad Oldesloe 32 neue Fälle registriert. Dennoch gibt es nach Angaben des Gesundheitsamtes derzeit noch keine Überlegungen, zum Schutz wieder strengere Regelungen einzuführen, wie es Dithmarschen bereits gemacht hat. Dort müssen Passanten beispielsweise in der Fußgängerzone von Büsum Mund-und-Nasen-Masken tragen. „Bei uns ist die Situation anders“, sagt Christiane Clobes, Leiterin des Gesundheitsamtes. „Wir haben keine Ballungszentren mit besonders vielen Fällen, sondern sie verteilen sich über das gesamte Kreisgebiet.“ Lokale Maßnahmen seien deshalb wenig erfolgversprechend.

Reiserückkehrer sorgen für erhöhten Arbeitsaufwand

Seit dem vergangenen Wochenende sind 17 Stormarner positiv auf das Virus getestet worden. Darunter sind laut Clobes Reiserückkehrer aus Risikogebieten, aber auch aus anderen Ländern. Zudem hätten sich Menschen infiziert, die weder verreist noch ein „auffälliges Sozialverhalten“ mit besonders vielen Kontakten gehabt hätten.

Die Reiserückkehrer sorgen derzeit für einen erhöhten Arbeitsaufwand im Gesundheitsamt. Viele Stormarner rufen an, um sich nach dem richtigen Verhalten zu erkundigen. „Der Informationsbedarf ist hoch – auch, weil sich die Rechtslage ständig ändert“, sagt Clobes. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Thema:


Was müssen Stormarner beachten, die aus dem Urlaub zurückkehren?
Die Betroffenen sollten sich vor der Heimreise informieren, ob sie in den zurückliegenden 14 Tagen in einer Region waren, die als Risikogebiet eingestuft ist. Derzeit befinden sich mehr als 120 Länder auf dieser Liste, darunter beispielsweise die Türkei, Luxemburg, die USA, Ägypten und die spanischen Regionen Aragón, Katalonien und Navarra. Über die Einstufung entscheiden das Bundesgesundheits- und Bundesinnenministerium sowie das Auswärtige Amt. Dabei spielt unter anderem eine Rolle, ob es in dem Land in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gab. Eine aktuelle Liste ist auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts unter www.rki.de zu finden.


Welche Pflichten gelten für Stormarner, die in einem Risikogebiet waren?
„Sie müssen sich sofort beim Gesundheitsamt melden und in zweiwöchige Quarantäne begeben“, sagt Christiane Clobes. Auf der Internetseite des Kreises unter www.kreis-stormarn.de ist ein Formular zu finden, das die Betroffenen ausfüllen und per E-Mail oder Fax an die Behörde schicken müssen. Abgefragt werden persönliche Daten, Infos zur Reise und mögliche Symptome. „Es ist Pflicht, das Formular abzugeben“, sagt Clobes. „Wer es nicht tut, begeht eine Ordnungswidrigkeit.“ Das gilt auch für Menschen, die sich nicht an die Quarantäne halten.


Welche Strafen drohen bei Verstößen?
Nach Angaben der Kreisverwaltung kann ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro verhängt werden. Wer sein Haus oder seine Wohnung trotz Quarantäne-Auflage verlässt oder sich nach der Reise nicht auf direktem Weg in die häusliche Isolation begibt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 3000 Euro rechnen. Wer in Quarantäne Besuch empfängt, muss bis zu 5000 Euro zahlen. Wer aus einem Risikogebiet zurückkommt und sich nicht umgehend beim Gesundheitsamt meldet, dem drohen bis zu 2000 Euro Bußgeld.

Christiane Clobes (53) leitet das Gesundheitsamt des Kreises Stormarn. Dort haben sich schon viele Aktenordner zu Corona-Fällen angesammelt.
Christiane Clobes (53) leitet das Gesundheitsamt des Kreises Stormarn. Dort haben sich schon viele Aktenordner zu Corona-Fällen angesammelt. © Janina Dietrich

„Verstöße werden nachverfolgt“, sagt Christiane Clobes. Unter den Neuinfizierten seien auch schon Menschen aus Risikogebieten gewesen, die sich nicht beim Kreis gemeldet, die Quarantäne ignoriert und teils sogar wieder gearbeitet hätten. „Das ist natürlich das Allerdümmste“, sagt die Chefin des Stormarner Gesundheitsamtes.


Wie lässt sich die Quarantäne umgehen?
Gar nicht, sie lässt sich aber mit einem Corona-Test verkürzen. „Er darf bei der Einreise nicht älter als 48 Stunden sein“, sagt Clobes. Zudem besteht die Möglichkeit, sich kostenlos an einer der fünf mobilen Corona-Teststationen in Schleswig-Holstein untersuchen zu lassen, die das Land speziell für Reiserückkehrer errichtet hat. Sie stehen am Kieler Hafen, am Fähranleger in Puttgarden, am Hafen in Lübeck-Travemünde, am Busbahnhof in Neumünster sowie am Rastplatz Ellund an der A 7 an der Grenze zu Dänemark und sind in der Regel von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Auch am Flughafen in Hamburg gibt es eine Teststation. „Bis das Ergebnis vorliegt, müssen sich die Reiserückkehrer in Quarantäne begeben“, betont Clobes. Wer sich testen lassen will, sollte dies direkt auf der Rückreise tun. Sonst müsse er sich vorher beim Gesundheitsamt melden, weil er mit einer Fahrt zum Testzentrum gegen die Quarantäne-Auflage verstoße, so Clobes.

Testergebnis sollte immer mitgenommen werden

Wer ein negatives Testergebnis vorweisen kann, darf sich wieder frei bewegen. Die Verwaltungsmitarbeiterin rät, trotzdem weiter auf Symptome zu achten und im Verdachtsfall beim ärztlichen Bereitschaftsdienst unter Telefon 116 117 anzurufen, um einen zweiten Test vornehmen zu lassen. Zudem sollten Stormarner die E-Mail mit dem Testergebnis immer bei sich führen, um sich ausweisen zu können. „Es passiert schon mal, dass Nachbarn einen anschwärzen, weil sie zum Beispiel von dem Urlaub in der Türkei wissen“, sagt die 53-Jährige.

Ihre Testergebnisse müssen Stormarner nicht ans Gesundheitsamt übermitteln. „Wir erhalten sie von den Laboren“, sagt Clobes. „Bei einem positiven Befund wenden wir uns an den Betroffenen, um Kontaktpersonen zu ermitteln.“ Das ist teils mit einem großen Aufwand verbunden. „Wir stellen zudem fest, dass die Auskunftsfreudigkeit nachlässt“, sagt Clobes. „Im Frühjahr war es noch deutlich leichter, an alle Kontaktdaten zu kommen. Dabei geht es doch nur um den Schutz der Menschen und das Durchbrechen von Infektionsketten.“

Vier neue Fälle

Die Zahl der klinisch bestätigten Covid-19-Fälle in Stormarn steigt weiter. Das Gesundheitsamt des Kreises hat am Dienstag vier Neuinfektionen gemeldet, die Gesamtzahl erhöhte sich auf 471. Akut erkrankt sind 38 Stormarner, sie befinden sich in häuslicher Quarantäne. 34 Infizierte sind seit Beginn der Pandemie gestorben.