Trittau. Renommierte Wiener Künstlerin präsentiert in der Galerie in der Wassermühle unter dem Titel „Quantum Sex“ hybride Zukunftsvisionen.
Die Künstlerin, die auf Einladung der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn aktuell in der Galerie in der Trittauer Wassermühle und im Atelierhaus ausstellt, ist multimedial unterwegs. Die Wienerin Johanna Bruckner beschäftigt sich in ihren Videoinstallationen unter dem Titel „Quantum Sex“ mit künftigen Welten. Schon beim Betreten des Ateliers ziehen Klänge die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich, ziehen ihn regelrecht an. Wer ihnen folgt, erblickt in einem abgedunkelten Raum eine Videoprojektion. Sie nimmt einen Großteil einer Wandfläche ein.
Eine Art Sog zieht Betrachter in virtuelle Welt
Durch sie öffnet sich für den Betrachter ein Tor in einen anderen, kosmischen Raum. Mal ist dieser in eine düstere, fast unheimlich anmutende Atmosphäre getaucht, die Assoziationen an die ersten „Alien“-Filme weckt. Nie gesehene Lebensformen tanzen rhythmisch über die Bildfläche, farbige Strukturen bilden Schlieren und Nebel, Wesen mit menschlichem Aussehen treten auf vielfältige Weise mit ihrer Umgebung, durchscheinenden Körpern und anderen Kreaturen in Kontakt. Durch das intensive Zusammenspiel von Klangkollagen, welche Johanna Bruckner eigens dafür geschaffen hat, aus dem Off gesprochenen Sätzen und einer intensiven Bildsprache entsteht so ein Sog, der den Betrachter regelrecht in das Werk hineinzieht. Bruckners Schöpfungen entfalten eine zugleich betörende und verstörende Wirkung. Schwer zu beschreiben, denn jeder Besucher bringt andere Assoziationen mit, die in den jeweiligen Blickwinkel und die Adaption mit hereinspielen.
Die 18-minütige cinematische Arbeit ist Teil einer Drei-Kanal-Installation. Die beiden anderen Exponate laufen in Endlosschleife in einem weiteren Raum, was der Enge der Galerie in Trittau geschuldet ist. Idealerweise würden alle drei in unmittelbarer Nähe zueinander gezeigt, um ein direktes Korrespondieren zu ermöglichen. Doch die Künstlerin, die im September auch in der renommierten Schirn Kunsthalle in Frankfurt ausstellte, sieht das ganz entspannt. Sie sagt: „Ich arbeite gern mit Raumstrukturen.“
Die Künstlerin ist ein optimistischer Mensch
Aus einer dekolonialen Perspektive heraus kreiere sie poetische fiktive Welten und lade die Ausstellungsbesucher ein, mit zu imaginieren, welche Bedeutung einer technologischen Transformation zukomme. Dass in ihren Arbeiten immer wieder Sexroboter auftauchen, kann als Referenz an die immer stärker technisierte Gefühlswelt und eine mögliche posthumane Existenz verstanden werden. Ihre Werke sind von großer Ästhetik, manchmal apokalyptisch gefärbt, dann wieder meditativ anmutend. Aber sie zeigt auch sanftere Prozesse des Zusammenseins auf.
Hoffnung sei wichtig, sagt die Künstlerin, die sich als optimistischer Mensch sieht. Sie glaube an das Ästhetische als Transportmittel für ihre Botschaften. Dann erzählt Bruckner von einem Bakterium namens Wolbachia, das in der Lage sei, das Geschlecht von Insekten zu verändern. Und davon, dass aufgrund des vermehrten Plastikaufkommens in der nördlichen Hemisphäre dort mehr intersexuelle Lebewesen geboren würden. Solche Phänomene faszinieren die Künstlerin, fließen in ihre Arbeiten ein. Ebenso wie wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Weltraumforschung und der Quantenphysik, mit denen sie sich auseinandersetzt und davon inspirieren lässt.
Bruckner arbeitet mit einem zehnköpfigen Team
Damit liegt sie auf einer Linie mit dem Jahresthema der Sparkassen-Kulturstiftung „Wissen & Forschen“. Katharina Schlüter, Leiterin Kunst und Kultur der Sparkassen-Kulturstiftung, ist begeistert von den Installationen. Sie sagt: „Die Filme und Videoarbeiten der Künstlerin erfüllen mit Klängen und Atmosphären die Räume zur Gänze. Wir freuen uns sehr, diese mittlerweile sehr renommierte Künstlerin ausstellen zu dürfen.“
Ein zehnköpfiges Team unterstützt die Künstlerin bei ihrer performativen Arbeit, darunter exzellente Tänzer, die ausdrucksstarke Performances . Die Texte schreibt sie, erweckt auch 3-D-Modelle persönlich zum Leben. Und wird so selbst zur Schöpferin neuer Welten.