Trittau. Bei der 40. Auflage der Veranstaltung zum Erntedank können Besucher wieder an etlichen Ständen rund um den Mühlenteich stöbern.
Irina Kepper übt ein seltenes, altes Handwerk aus: Sie fertigt Vorratsdosen und Dekoratives aus naturbelassener Birkenrinde. Das Material hat viele Vorteile, ist atmungsaktiv, schimmelabweisend, feuchtigkeitsregulierend und biologisch abbaubar. Besucher des 40. Kunsthandwerkermarkts zum Erntedank, der an diesem Wochenende rund um den Trittauer Mühlenteich aufgebaut ist, können Keppers Produkte näher in Augenschein nehmen. Denn die Kasselerin ist eine von 70 Ausstellern, die dort mit eigenem Stand vertreten sind.
1980 gab es an der Mühle den ersten Markt
Veranstalterin Elke Baum bedauert, dass sie in diesem Jahr nicht mehr Kunsthandwerkern ein Forum bieten kann. Doch sie findet: „Besser die Hälfte als gar keiner.“ Sie sei sich zwar im Klaren darüber, dass sie die Kosten nicht erwirtschaften könne. „Unser Motor ist einfach, dass wir für Trittau, die Menschen und die Kunsthandwerker etwas tun müssen.“ Und wenn „einer das kann, dann bin ich das“, sagt sie und lacht. Mit dieser Einschätzung dürfte sie richtig liegen. Denn die 75-Jährige kann auf 40 Jahre Erfahrung zurückblicken, ist bestens vernetzt, pflegt Kontakte zu Kunsthandwerkern und Künstlern gleichermaßen. 1980 organisierte sie den ersten Markt in und an der Wassermühle. Das Konzept war neu in Deutschland, weitere Märkte dieser Art eröffneten im selben Jahr nur noch in Aachen und Cismar.
Elke Baum erinnert sich an die unkomplizierten Anfänge: „Damals war Jochim Schop Bürgermeister. Ich erzählte ihm, dass wir gern einen Kunsthandwerkermarkt in der Mühle und draußen machen wollten.“ Seine Antwort habe gelautet: „Ja, dann machen Sie doch.“ Diese Aussage sei alles gewesen, was von behördlicher Seite aus zu der Veranstaltung angemerkt worden sei. „Zu der Zeit hat sich noch kein Ordnungsamt und auch sonst niemand darum gekümmert.“
Veranstalterin erhält Zuspruch von Kunden
Das ist inzwischen anders, zumal wegen der Pandemie Hygienevorschriften gelten. Viele Märkte wurden und werden abgesagt, weil die Ausrichter sich nicht in der Lage sehen, ihr Angebot unter diesen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Mit unabsehbaren Folgen, so Elke Baum: „Wenn die Aussteller nicht überleben, haben wir im nächsten Jahr keine Aussteller mehr.“
Zuspruch erhält sie auch von Kunden: „Viele rufen bei uns an und bedanken sich, dass wir den Markt finanzieren.“ Sie habe überlegt, zwei Euro Eintritt zu nehmen, sich aber dagegen entschieden. „Der Besuch des Kunsthandwerkermarkts bleibt kostenfrei.“
Bürgermeister Oliver Mesch freut sich, „dass es unter Corona-Bedingungen gelingt, diesen Markt zu veranstalten. Das ist wichtig für unsere Bürger, die Marktbeschicker und die Geschäfte.“ Er sei zuversichtlich, dass die Menschen das Angebot verantwortungsvoll wahrnehmen und Abstände einhielten. Mesch lobt das Engagement der Veranstalterin: „Unter diesen Bedingungen ist es nicht einfach, den Markt zu organisieren.“
1000 Besucher sind zeitgleich auf dem Gelände zugelassen
Auf dem Gelände dürfen sich maximal 1000 Besucher aufhalten. Baum hat Sicherheitspersonal engagiert, das die Eingangskontrolle übernimmt. „Und wir haben Ordner, die darauf achten, dass die Leute nicht so dicht aufrücken.“ Sie habe bereits fünf Märkte unter diesen Bedingungen organisiert und gute Erfahrungen gemacht. Ihr einziges Bedenken in Trittau sei, dass es zu Warteschlangen am Eingang kommen könne. Darum lautet ihre Bitte an alle Besucher, den Aufenthalt auf zwei Stunden zu begrenzen. Sie sagt: „Wir brauchen auch Gäste, die kaufen und nicht nur gucken wollen.“ Denn Aussteller seien keine Dekorationsträger, sondern müssten auch Geld verdienen. Für alle, die wissen wollen, ob ihr Lieblingskünstler oder das gesuchte Sortiment auch dabei ist, lohnt sich ein Blick auf die Website www.kunsthandwerker-maerkte.de. Dort kann die komplette Ausstellerliste eingesehen werden.
Der polnische Holzbildhauer Tadeusz Golinczak ist einer der wenigen, die ihr Handwerk live vor Ort demonstrieren. Sogar eine kleine Gastronomie ist eingerichtet. Jeder Besucher erhält einen Chip. Wer eine lange Wartezeit vermeiden will, holt sich am besten zuvor einen im Buchladen in der Poststraße 31. Elke Baum verspricht: „Für alle, die so vorsorgen, wird es schneller gehen.“