Bad Oldesloe. Schauspielerin Marie-Luise Marjan gestaltet im Kultur- und Bildungszentrum einen ebenso unterhaltsamen wie spannenden Abend.

Wer Marie-Luise Marjan vor allem in ihrer Rolle als „Mutter Beimer“ in der ARD-Vorabendserie „Lindenstraße“ kennt, hat jetzt die Gelegenheit, eine erfrischend neue Seite der Darstellerin zu entdecken. Unter dem Titel „Mord mit Muttern“ kommt Marjan am Sonntag, 1. November, zu einer vergnüglichen Krimilesung nach Bad Oldesloe. Veranstalter ist das Kultur- und Bildungszentrum, das derzeit für Auftritte prominenter Künstler die Festhalle als Ausweichspielstätte nutzt. Bis zu 180 Zuschauer finden darin Platz.

Die Geschichte spielt in einem Seniorenheim

Zwei mit derselben Art von Humor: Dieser Schnappschuss von Marie-Luise Marjan und Ralf Kramp entstand nach einer gemeinsamen Lesung in Lünen.
Zwei mit derselben Art von Humor: Dieser Schnappschuss von Marie-Luise Marjan und Ralf Kramp entstand nach einer gemeinsamen Lesung in Lünen. © Ralf Kramp

Die Krimis stammen aus der Feder des bekannten Autoren Ralf Kramp. Marie-Luise Marjan erläutert, warum es ihr dessen Erzählungen so angetan haben: „Wir haben dieselbe Art von Humor.“ Ein feiner, hintersinniger Humor, der das Publikum zum Schmunzeln bringe. Sie wolle die Zuschauer unterhalten, streue persönliche Sachen, kleine Gedichte und aktuelle Geschichten mit ein. „Ich spiele mit dem Publikum“, sagt die Schauspielerin. Es gehe nicht um eine gewöhnliche Lesung. Marjan: „Es ist ein unterhaltsamer Abend, den ich gestalte.“

Schauspielerin und Autor lernten sich anlässlich von Europas größtem Krimifestival „Mord am Hellweg“ kennen. Marjan wurde gebeten, einen Beitrag zu einer Anthologie zu leisten. Sie hatte zwar bereits eigene Bücher veröffentlicht, bat Festivalleiter Herbert Knorr aber um Unterstützung für dieses spezielle Genre. Sie erzählt: „Er stellte mir vier unterschiedliche Autoren vor, darunter Ralf Kramp. Wir haben uns auf Anhieb verstanden.“ Indem sie wechselseitig die Sätze des jeweils anderen weiterführten, entstand der Stoff zum Kurzkrimi „Muttertag in Fröndenberg“. Hinter dem harmlosen Titel verbirgt sich eine Geschichte, die in einem Seniorenheim spielt. Ausgerechnet an diesem Ort laufen die Vorbereitungen zur Befreiung eines Häftlings, der mit einem Krankentransport zum nahe gelegenen Justizkrankenhaus unterwegs ist. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, denn die Story ist Bestandteil des Programms.

Kramps Figuren basieren auf dem wahren Leben

Ein Autor, der sich gekonnt in Szene zu setzen weiß: In den Geschichten von Ralf Kramp kommen oft ältere Damen vor, die alles andere als harmlos sind.
Ein Autor, der sich gekonnt in Szene zu setzen weiß: In den Geschichten von Ralf Kramp kommen oft ältere Damen vor, die alles andere als harmlos sind. © Ralf Kramp

Aus dem ersten Zusammentreffen von Marjan und Kramp resultierten viele gemeinsame Lesungen. Unter anderem im Café Sherlock im Kriminalhaus, das Kramp gemeinsam mit seiner Frau Monika, einer Buchhändlerin, in der Eifel eröffnet hat. Auch den Inhalt für Marjans Soloprogramm haben die beiden gemeinsam entwickelt. Sie stehen in regem Kontakt. Erst kürzlich haben sie sich bei der Feier zu Marjans 80. Geburtstag getroffen. Das Geschenk des Autors: natürlich Lesestoff, sein neues Buch.

In Bad Oldesloe interpretiert Marjan auf die ihr sehr eigene charmante Art unblutige und zugleich kuriose Mordgeschichten, die mit einer guten Portion Ironie und Witz daherkommen. Dabei spielen ältere Damen eine große Rolle. Ralf Kramp sagt, warum: „Sie wirken erst einmal harmlos.“ Anregungen für seine lebensnahen Figuren beziehe er aus dem wirklichen Leben: „Die Menschen sind oft skurril genug, das finde ich durchaus sympathisch.“ So entwickelt sich in „Kasse 3“ aus einem beiläufigen Gespräch mit einer Oma an einer Supermarktkasse ein spannendes Geschehen, bei dem ein Spaten und eine Schubkarre wichtige Hinweise liefern. Und in „Der beste Service“ bekommt eine Frisörin tiefe Einblicke in die Mordpläne ihrer Lieblingskundin.

„Es wird auf jeden Fall ein lustiger Abend“

Die Krimis warten mit überraschenden Pointen und Wendungen auf, sind psychologisch gut durchdacht. Sie lassen die Zuhörer mitfiebern und führen sie manchmal mit falschen Fährten gekonnt in die Irre. Ein typisches Vorgehen des Autors, der von sich sagt: „Es ist mir wichtig, alle übers Ohr zu hauen.“

Das gefällt auch Marie-Luise Marjan, die nach dem letzten Dreh der „Lindenstraße“ mehr Zeit für neue Projekte hat. „Ich bin 60 Jahre im Beruf, ich muss jetzt nicht Daily Soaps machen“, stellt die Darstellerin fest. Drehen ja, aber „lieber gute, interessante Stoffe“. Das sei aber in Corona-Zeiten ohne Maske nicht möglich. Außerdem sei es ihr wichtig, die Mimik der Darsteller zu sehen. Da vor nächstem Jahr in dieser Richtung nichts passieren werde, warte sie lieber ab.

Und nimmt sich Zeit für die Oldesloer Zuschauer. „Da habe ich die Bühne und die Aufmerksamkeit des Publikums für mich allein“, sagt Marjan. Autor Kramp verspricht: „Es wird auf jeden Fall ein lustiger Abend.“ Marjan liebe ihr Publikum, sie sei einfach ein Bühnenmensch. Kramp ist überzeugt: „Auf der Bühne ist sie eine Granate.“