Ahrensburg. Sparkasse Holstein wirbt mit „maritim gefärbten“ Mehrwertmodellen um neue Kunden. Sie enthalten Online-, Reise- und Ticketboni.

Kunden der Sparkasse Holstein haben dieser Tage Post in großen Umschlägen bekommen. Darin fanden sich nicht nur das neue Kundenmagazin „moin“, sondern auch Informationen über die künftigen Kontomodelle sowie die damit verbundenen Änderungen von Preisen und Leistungen ab 1. November dieses Jahres. „Unsere Kunden erleben eine Sparkasse in Aufbruchstimmung“, verspricht Thomas Piehl, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Holstein. Das Girokonto werde zum „Dreh- und Angelpunkt“ für alle Leistungen des Geldhauses. „Damit ist es, um es norddeutsch maritim auszudrücken, ein starker Anker in der Geschäftsbeziehung mit den Kunden“, so Piehl.

Drehen an Preisschraube wird zum gängigen Reflex

Ein Anker, der allerdings auch einen „fairen Preis“ verdiene, wie es im Kundenanschreiben heißt. Schließlich habe die Sparkasse Holstein trotz veränderter Marktbedingungen und allgemeinen Preissteigerungen ihre finanziellen Konditionen zuletzt 2016 angepasst.

Thomas Piehl ist Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Holstein.
Thomas Piehl ist Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Holstein. © Sparkasse Holstein

In Zeiten einer durch die Europäische Zentralbank verordneten Nullzinspolitik, bei der neuerdings sogar Strafzinsen auf Guthaben erhoben werden, ist das Drehen an der Preisschraube zu einem gängigen Reflex in der Bankenwelt geworden. Bereits im Vorjahr hatten laut einer Umfrage des Verbraucherportals Biallo rund 400 von 1300 deutschen Geldhäusern ihre Preise für Girokonten erhöht. Darunter waren 128 Sparkassen sowie 264 Volks- und Raiffeisenbanken. Der Rest entfiel auf Sparda-, Direkt- und Privatbanken.

Viele führen Gebühren für bisher kostenlose Dienste ein

Im Schnitt stiegen die Entgelte für Online- und klassische Filialkonten um rund 30 sowie für Premiumkonten, die einen Großteil gängiger Dienstleistungen abdecken, um etwa 20 Prozent. Über die gängigen Pauschalen hinaus erhöhten viele Banken indes auch diverse Einzelpreise für Giro- und Kreditkarten. Oder sie führten neue Gebühren für Dienste ein, die bis dahin kostenlos waren, wie etwa für die Ein- und Auszahlung von Bargeld.

Im Herbst wird nun also auch die Sparkasse Holstein neue Kontomodelle einführen und preist diese als echte „Mehrwertkonten“ an. Weil über sie nämlich nicht nur klassische Dienstleistungen abgewickelt werden können, sondern zugleich zahlreiche Sparangebote, Rabatte und Boni möglich würden.

Das Konto „Leichte Brise“ kostet 7,70 Euro im Monat

Die gesamte Markenkampagne bedient sich konsequent eines norddeutschen Wordings. Setzt also auf Begriffe, wie sie vor allem zwischen Nord- und Ostsee gebräuchlich sind. So können Kunden ab 27 Jahren künftig zwischen vier Konten wählen. Die Mehrwerte gibt es für die Konten „Leichte Brise“ (7,70 Euro pro Monat), „Frischer Wind“ (10,90 Euro) sowie die exklusive Variante „Rückenwind Deluxe“ (16,90 Euro). „Im Köcher“ sind dabei neben speziellen Online-, Region-, Reise- und Ticket-Boni zugleich zahlreiche Extra-Leistungen wie ein Schlüsselfund- und Türöffnungsservice, exklusive Immobilienangebote, erweiterte Versicherungsleistungen, Preisvorteile bei ausgewählten Veranstaltungen sowie Ermäßigungen bei Kooperationspartnern wie dem Hansa-Park und Karls Erlebnisdörfern.

Natürlich kann der geneigte Kunde auch das Konto Giro Pur wählen, für das ein monatliches Entgelt von 3,90 Euro erhoben wird. Das aber kann bei vielen Kontobewegungen richtig teuer werden. So fallen für beleghafte und telefonische Überweisungen, für die Einrichtung und Änderung von Daueraufträgen sowie Bargeldabhebungen in der Filiale je 2,50 Euro an. Kostenpflichtig sind zudem Überweisungen, Lastschrifteinlösungen und Bargeldeinzahlungen.

Haspa sieht eigene Mehrwertkonten als Erfolgsstory

Die Hamburger Sparkasse verweist unterdessen darauf, dass es ihre Mehrwertkonten-Modelle HaspaJoker immerhin schon seit 1999 gebe und sie inzwischen von rund 850.000 Kunden genutzt würden. „Die Joker-Konten sind eine echte Erfolgsstory und das erfolgreichste Mehrwert-Banking-Programm Europas“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Wiederholt seien die Joker-Modelle in unabhängigen Tests zudem als „bestes Mehrwertkonto“ bundesweit ausgezeichnet worden.

Seit Juli können Kunden den HaspaJoker comfort (10,90 Euro/Monat) für ein halbes Jahr zum Preis des HaspaJoker smart (7,90 Euro) nutzen. 2016 waren die Preise erstmals seit der Einführung 1999 angepasst worden. „Derzeit sind weitere Änderungen bei den Kontoführungsgebühren nicht geplant“, so von Carlsburg. Das klassische Girokonto hat einen Grundpreis von 4,95 Euro.

Deutsche Bank erhöht ihre Kontopreise Anfang Oktober

Die Deutsche Bank wird zum 1. Oktober den monatlichen Grundpreis für die Kontomodelle db AktivKonto von 5,90 auf 6,90 Euro und das db BestKonto von 11,90 auf 13,90 Euro erhöhen. „Mit der Anpassung reagieren wir auf die steigenden Kosten. Sie stehen jedoch nicht im Kontext mit dem Handeln lokaler Wettbewerber“, so ein Banksprecher.

Die Volks- und Raiffeisenbank (VR) Bad Oldesloe will an ihrem momentanen Gebührenmodell festhalten. Das normale Giro-Online-Konto kostet 2,90 Euro im Monat. Buchungen kosten zwischen 15 Cent und zwei Euro, Bargeldein- und Auszahlungen am Schalter ebenfalls zwei Euro. Fünf Auszahlungsbuchungen sind frei. Das gilt jedoch nicht bei Einzahlungen. „Im Rahmen unserer letzten Fusion haben wir im Herbst 2019 die Kontogebühren harmonisiert, dabei jedoch nicht erhöht“, sagt VR-Sprecherin Kim Giesche. Dabei soll es bis zum Jahresende auch bleiben.