Ahrensburg. Ein bizarrer Streit um die Breite einer Hecke landet vor Gericht – und im Programm der NDR-Satireshow „extra 3“. Das Video geht viral.

Als das Hamburger Abendblatt am 27. April dieses Jahres unter der Überschrift „Ehepaar streitet mit Bauamt – die Hecken-Posse von Ahrensburg“ über Wilhelm und Margitta Senftleben sowie ihren Streit mit dem Ahrensburger Rathaus berichtete, war noch nicht sofort absehbar, welche Karriere dieser Fall auch Monate später zumindest medial noch machen würde. Für reichlich Gesprächsstoff in der Schlossstadt, für zahlreiche Reaktionen in unterschiedlicher Ausprägung von Zustimmung bis Ablehnung, sorgte der Artikel jedenfalls sehr schnell.

Was war passiert? Ende Februar 2020 bekamen die Senftlebens ein Schreiben vom Ahrensburger Bauamt, in dem sie aufgefordert wurden, die Buchenhecke vor ihrem Grundstück in der Roonallee um etwa 40 Zentimeter zurückzuschneiden. Grund: Die Verkehrssicherheit auf dem Gehweg sei gefährdet. Wilhelm Senftleben weigerte sich und argumentierte: „Die Hecke ragt nur wenige Zentimeter über den unbefestigten Sandstreifen, der gepflasterte Bereich ist vollkommen frei.“ Zudem stehe die Hecke in dieser Form dort bereits seit Jahrzehnten, nie habe sich jemand daran gestört. „Und wenige Meter weiter vor dem Nachbargrundstück steht ein Stromverteilerkasten genau auf dem Weg.“

Die Senftlebens riskieren den juristischen Konflikt

Für zusätzlichen Verdruss bei den Senftlebens sorgte die Tatsache, dass das amtliche Schreiben am 29. Februar eingegangen und gleichzeitig mit dem Hinweis versehen war, dass laut Naturschutzgesetz zwischen 1. März und 30. September Gewächse „nicht abgeschnitten oder auf den Stock gesetzt“ werden dürfen. Allerdings: Das Rathaus hatte eine Frist zur Erledigung des Rückschnitts bis zum 16. März gesetzt – es blieb also genau ein Tag.

Der Stromkasten auf dem Gehweg wenige Meter neben dem Grundstück der Senftlebens.
Der Stromkasten auf dem Gehweg wenige Meter neben dem Grundstück der Senftlebens. © Filip Schwen | Filip Schwen

Wilhelm Senftleben war sichtlich genervt. „Wie kann dieselbe Behörde den Rückschnitt verlangen und gleichzeitig darauf hinweisen, dass der derzeit gar nicht erlaubt ist?“

Und so weigerte er sich und riskierte den juristischen Konflikt mit der Stadt. Denn die drohte Konsequenzen für den Fall an, dass der Aufforderung nicht nachgekommen werde: „Es hieß, die Stadt würde den Rückschnitt vornehmen und uns dafür 110 Euro pro Arbeitsstunde und zusätzlich 25 Euro je Kubikmeter zu beseitigendes Schnittgut in Rechnung stellen.“ Außerdem habe das Bauamt darauf hingewiesen, dass es sich bei einer Weigerung um eine Ordnungswidrigkeit handele, die mit einer Geldbuße von rund 500 Euro geahndet werde.

Der Fall liegt vor dem Verwaltungsgericht

Wilhelm Senftleben, der selbst Jurist ist, legte Widerspruch ein und zog vor das Verwaltungsgericht, um eine Beschneidung der Hecke durch die Stadt zu verhindern. Dort liegt der Fall jetzt immer noch. Und die Stadt hat gegenüber Wilhelm Senftleben angekündigt, den Ausgang abzuwarten. Senftleben seinerseits ist wild entschlossen, die Sache vor Gericht durchfechten.

So weit die Vorgeschichte. Einige Wochen nach dem Abendblatt-Artikel sendete auch RTL-Nord einen Bericht über den Fall. Doch so richtig im Internet Karriere gemacht hat die Hecken-Posse von Ahrensburg erst in den vergangenen Tagen.

290.000 Aufrufe bei YouTube und 700.000 bei Facebook

„Irrsinn der Woche“ heißt eine gleichermaßen beliebte wie bissige Rubrik in der Satireshow „extra 3“ des NDR-Fernsehens. Dort wurde der Fall als Ahrensburger „Hecken-Heckmeck“ in der Sendung vom vergangenen Mittwoch süffisant aufgespießt. Und der gut zweieinhalb Minuten lange Filmbeitrag fand seinen Weg schnell ins Internet auf die Videoplattform „YouTube“. Dort wurde der Beitrag bis Freitagabend rund 290.000 mal aufgerufen und mit mehr als 740 Kommentaren versehen.

Noch rasanter verbreitete sich der Film im „sozialen Netzwerk“ Facebook. Innerhalb von nur 24 Stunden wurde er etwa 700.000 mal angeschaut, dazu mit rund 4800 Reaktionen und mehr als 1300 Kommentaren versehen. Fast schon bescheiden dagegen wirken die mehr als 23.000 Aufrufe beim Kurznachrichtendienst Twitter.