Glinde. Verkehrskonzept im Bauausschuss beschlossen. Planungsbüro setzt auf Vernetzung und Sanierung. ADFC-Verantwortlicher lobt das Vorhaben.

Auf 120 Seiten erstreckt sich das Radverkehrskonzept der Stadt Glinde. Erarbeitet wurde es seit Oktober vom Planungsbüro Gertz Gutsche Rümenapp gemeinsam mit Mitarbeitern der Verwaltung, Mitgliedern der Fraktionen sowie dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Nun segneten die Politiker im Bauausschuss das Konzept für eine sichere und komfortable Entwicklung des Radverkehrs ab. „Das wichtigste ist, dass es nicht wie in Reinbek läuft, das Konzept in der Schublade verschwindet und nichts passiert“, sagte Joachim Becker vom ADFC Reinbek, der am Glinder Konzept mitwirkte. Er lobte, die Planung sei im Interesse der Radfahrer, der Stadt und des Klimas.

Mitarbeiter des Planungsbüros fuhren Strecken ab

„Das wichtigste ist, dass das Konzept nicht so wie in Reinbek in der Schublade verschwindet“, sagt Joachim Becker, ADFC Reinbek.
„Das wichtigste ist, dass das Konzept nicht so wie in Reinbek in der Schublade verschwindet“, sagt Joachim Becker, ADFC Reinbek. © Susanne Tamm

Von November 2019 bis Februar dieses Jahres konnten Glinder online ihre Meinung zu den Radwegen der Stadt abgeben, die als Anregung für das Planungsbüro diente. Es hatten sich 930 Interessierte beteiligt, 250 Ideen geteilt, kommentiert und bewertet. Besonders unsicher fühlen die Radfahrer sich auf der Mühlenstraße, auf dem Radweg sei einfach zu wenig Platz. Außerdem wurden unebene Buckelpisten, fehlende Beleuchtung und schwer umfahrbare Umlaufsperren auf einer Karte markiert.

Die Mitarbeiter des Planungsbüros sind die Strecken schließlich abgefahren. Prinzipiell sei Glinde durch seinen beschaulichen Radius dafür prädestiniert, das Rad zu nutzen, so der Planer Jens Rümenapp: „Und es gibt fast durchgehend Radverkehrsanbindungen.“ Das biete die Grundvoraussetzung für eine „fahrradfreundliche Infrastruktur“.

An einigen Stellen müsse nachgebessert werden

Vor allem sind es bauliche und funktionale Mängel, die behoben werden müssen – also fehlende Radführung und Querungen. „Auch gibt es in Glinde fast ausschließlich Zweirichtungsradwege. Dort herrscht ein viermal so hohes Unfallrisiko“, sagte Rümenapp. Da die meisten Straßen jedoch zu schmal für Schutzstreifen auf der Fahrbahn sind, setzt sein Büro auf Sanierung und Instandsetzung vorhandener Wege. Für große Bauprojekte, etwa um den Markt im Rahmen des Ortsmittenkonzepts, schlägt der Diplom-Ingenieur gemeinsame Rad- und Gehwege in beide Richtungen vor.

Um den Fahrkomfort zu erhöhen, müssten an einigen Stellen nachgebessert, Wege erweitert und angeschlossen werden. Etwa die Wege durch Grünzüge wie jene parallel zur Möllner Landstraße und zum Oher Weg. Zudem stellt das Planungsbüro sich eine Rundroute in Glinde vor (siehe gelbe Linie in der Karte), die sich ideal für Freizeittouren eignet. Schwachpunkte sieht Jens Rümenapp auch in Querungen – beispielweise am Oher Weg vor der Feuerwehrausfahrt. Dort sei eine Aufpflasterung mit Bevorrechtigung von Fußgängern und Radfahrern denkbar.

Auch Reinbek und Wentorf sollen mit ins Boot

Generell ist das Radwegekonzept als Ideenkatalog für die weitere politische Diskussion zu verstehen. Enthalten sind viele kurz-, mittel- und langfristige Umsetzungsvorschläge, die im Gesamtpaket auf ein Volumen von mindestens 10 Millionen Euro hinauslaufen würden.

„Das Konzept ist eine gute Grundlage für den neuen Ausschuss für Umwelt und Klima“, findet Michael Geierhaas (SPD). Spannend werde auch die Anbindung an Billstedt oder Barsbüttel. Bürgermeister Rainhard Zug bestätigte, dass bereits Gespräche mit Barsbüttel und Oststeinbek laufen. Langfristig sollen auch Reinbek und Wentorf mit ins Boot genommen werden. In der Stadtverwaltung soll es zudem einen „Vorantreiber“ geben, der die Konzeptumsetzung begleitet. Jan Schwartz (Grünen) hatte angeregt, einen Radbeauftragten einzusetzen.

Stadtvertreter müssen Pläne am 27. August absegnen

Die Idee von Ursula Stawinoga (SPD), wassergebundene Radwege für den Umweltschutz zu schaffen, stieß auf Skepsis. Die Erfahrung zeige, so Jens Rümenapp, dass die Wege nach ein bis zwei Jahren bei Regen nicht mehr befahrbar seien. Die Folgekosten seien hoch. Das positive Vorbild sei die Niederlande. „Dort gibt es nur wenig wassergebundene Radwege. Es wird viel Geld fürs Bauen ausgegeben, entsprechend gering sind Unterhaltungskosten.“

Abschließend muss das Radverkehrskonzept von den Stadtvertretern am 27. August um 19 Uhr abgesegnet werden. Das gesamte Konzept ist online auf www.glinde.sitzung-online.de/bi2/to010.asp einzusehen.

Bürgermeister Rainhard Zug: „Ich hoffe, dass wir dem Rad in Glinde Vorfahrt einräumen können. Es wird aber eine große Herausforderung.“